KAPITEL EINS ㅡ the korean job

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Selbst unter einem grauen, trostlosen Himmel war New York City ein Anblick, den Jeongguk gegen nichts auf dieser Welt eingetauscht hätte

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Selbst unter einem grauen, trostlosen Himmel war New York City ein Anblick, den Jeongguk gegen nichts auf dieser Welt eingetauscht hätte.

In seinem Rücken, im Süden der Halbinsel, türmten sich die Hochhäuser gegen den stahlgrauen Himmel, in dem die Wolken sich so tief über die Stadt herabsenkten, dass man das Gefühl bekam, die Schwere der dunkelgrauen Gebilde aus Wasser und dem Potential, auf die Stadt niederzugehen wie ein lang gehegter Racheakt, versuchte sich daran, die Abermillionen Einwohner auf der Halbinsel und ihren Grenzgebieten jenseits des Flusses, zu jäh ersticken und erdrücken.

Sogar in Hell's Kitchen war das Ausmaß des stummen Machtkampfes zwischen Wetter und menschlichen Bestreben, in den Himmel zu ragen, der sich ein paar Kilometer südlich abspielte, deutlich zu spüren – auch, wenn die Häuser sich hier kaum weiter als zwanzig Meter in die Höhe wagten und der unverwechselbare Geruch des von verbrannten Kraftstoff verschmutzten Hudson River durch die Querstraßen fegte, wie es nur in Manhattan möglich zu sein schien.

Jeon Jeongguk war gerade aus der Subway-Station an die Oberfläche getreten und stellte mit gesunder Desinteresse fest, dass das Wetter umgeschlagen war, seit er in Chinatown in die U-Bahn eingestiegen war und die Straßenebene das letzte Mal verlassen hatte. Er trat aus den Schatten des Delis hervor, das über den Ausgang des Untergrunds aufragte und vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jeansjacke, nachdem er sich die Kapuze über das wirre, dunkle Haar gezogen hatte, das in den fünfzehn Jahren kaum einer Veränderung anheim geworden war.

Er selbst war jedoch erwachsen geworden – aber nur ein wahrlich bewanderter Seelenkenner (oder Kim Taehyung) hätten den hochgewachsenen, einschüchternden jungen Mann mit dem kleinen, scheuen Jungen in Verbindung gebracht, der aufreibend nahe am Wasser gebaut gewesen war, niemals auf seine Mutter gehört hatte, bis es grässlich zu spät gewesen war, und sich bei jeder Gelegenheit die Knie blutig aufgeschlagen hatte. Jeon Jeongguk verband tatsächlich nichts mit mehr mit seinem fünfjährigen Selbst; keine Äußerlichkeiten zumindest, denn Kim Taehyung, sein bester Freund und Befeuerer der meisten seiner Kapricen, war absolut unverändert in Jeongguks hoher Achtung und unzerstörbarer Loyalität.

Tatsächlich war Taehyung auch der Grund, wieso Jeongguk zu dieser frühen Stunde auf dem Weg in ein Viertel war, in dem er dank seines besten Freunds ohnehin einen entschieden zu großen Anteil seiner Zeit verbrachte; Hell's Kitchen, das irgendwann in einem halbherzigen und von nicht allzu großem Erfolg gekrönten Versuch, der Gegend etwas von seiner üblen Nachrede zu nehmen, auf Clinton umbenannt worden war.

Jeongguk warf einen Blick auf sein Handydisplay, das er in einer routinierten, raschen Bewegung aus seiner Jackentasche zog. Keine neuen Nachrichten von Taehyung, aber das war nicht zu erwarten; es war gerade einmal neun Uhr, und Taehyung hatte nicht die Angewohnheit, den Beginn eines Tages in einem anderen Zustand als dem des beinahe komatösen Schlafes zu verbringen. Ganz im Gegensatz zu Jeongguk selbst, der in den letzten drei Jahren keinen Tag nach sieben Uhr morgens zum Startpunkt seines Arbeitstages erklärt hatte.

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