KAPITEL ZEHN ㅡ speakeasy

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„Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du vor der Tür stehen bleiben sollst, wenn ich jemanden exekutiere

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„Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du vor der Tür stehen bleiben sollst, wenn ich jemanden exekutiere."

Jeongguk lehnte sich gegen die von Wasserflecken und abblätternden Putz in Mitleidenschaft gezogene Wand, während er mit missbilligend verzogenen Mundwinkeln auf Seokjin hinabblickte, der auf dem Boden kniete und versuchte, sein Frühstück bei sich zu behalten.

Der Ältere hatte sich seine rechte Hand gegen die Stirn gepresst, als wollte er seine Gedankenkraft so bündeln, dass sie ihm half, nicht wieder den alten Mustern anheimzufallen. „Jedes Mal denke ich mir wieder, dass das nicht so schlimm sein kann, bis du dann entweder das Leben aus jemanden herausquetschst, ihm das Genick brichst oder ihm ganz klassisch einfach das Gehirn aus dem Kopf bläst." Seokjins Stimme klang leise und schwach, so, als habe er sich gedanklich bereits von seiner geistigen Unbekümmertheit verabschiedet.

„Das war... einfach genial." Areum, die neben Jeongguk an der Wand lehnte, wechselte das lange Wurfmesser, das sie dem Italiener abgeknöpft hatte, ehe Jeongguk ihm den Garaus gemacht hatte, von einer Hand in die andere. „Ich wusste überhaupt nicht, dass der menschliche Körper einen Fall aus dem siebten Stock nicht einfach wegsteckt."

Seokjin rappelte sich mühsam auf, indem er sich mit einer Hand an der Wand hochhievte, nur, damit er ihr einen extrem zweifelnden Blick unter verzogenen Augenbrauen zuwerfen konnte. „Ehrlich jetzt, Areum, das wusstest du nicht?"

„Entschuldige mal", gab sie pikiert zurück. „Natürlich war mir bewusst, dass man sich vielleicht ein paar Knochen anknackst, aber dass sein Kopf auf dem Pflaster aufplatzt wie eine reife Melone, Seokjin, das war... eine religiöse Erfahrung."

Jeongguk warf ihr einen langen Blick zu, während sie das lange Messer dazu verwendete, ein wenig im Putz der renouvierbedürftigen Wand herumzukratzen. „Manchmal... besorgst du mich."

Sie ließ eines ihrer charakteristischen Grinsen sehen, die ihm in den vergangenen zwanzig Jahren niemals zuteilgeworden waren, und ihm jetzt fast alles bedeuteten – ein katzenartiges, raubtierhaftes Verziehen ihrer Mundwinkel, das seinem Rezipienten unwillkürlich das Gefühl gab, ihrer Gnade vollkommen ausgeliefert zu sein. „Ich mag dieses Messer", sagte sie stattdessen. „Bringst du mir bei, wie man es wirft, Jeonggukkie?"

„Nein", sagte er sofort.

Sie zog einen Schmollmund, während ihr Cousin sich langsam an der Wand hochzog, bis er wieder auf wackeligen Beinen stand und sich mit dem Rücken dagegen lehnte, als traute er seiner soeben wiedergefundenen Koordination nicht. „Wieso nicht?"

„Weil... Messer unglaublich ineffizient sind", erwiderte Jeongguk, ohne seinen Blick von Seokjin zu nehmen, der ihm mit einer Handgestik versicherte, dass es nur noch eine Frage von Sekunden sei, bis er aufbruchsbereit war. „Du kannst gerade einmal fünf davon an deinem Gürtel tragen und musst jedes Mal wieder in die Reihen des Feindes vorstoßen, um sie nach einem Wurf einzusammeln."

SLOWTOWNWhere stories live. Discover now