KAPITEL DREI ㅡ camilla

1.9K 179 352
                                    

Seine Füße flogen über den Asphalt hinweg, und er hatte das Gefühl, den Boden überhaupt nur noch sporadisch zu berühren

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Seine Füße flogen über den Asphalt hinweg, und er hatte das Gefühl, den Boden überhaupt nur noch sporadisch zu berühren. Er schlängelte sich durch die unwilligen Passanten hindurch, die den Gehweg übervölkerten und überhaupt nicht daran dachten, dem jungen Mann in Lederjacke und dem vor Anstrengung verzogenen Gesicht Platz zu machen.

In der äußersten Peripherie seines Blickfelds erkannte Jeongguk die gelbe Basketballjacke des Runners, die in seinem verschwimmenden Blickfeld auf- und absprang, als wollte sie ihn verhöhnen, während er selbst kaum mehr genug Atem in seiner Lunge fand, um einen weiteren klaren Gedanken zu fassen – geschweige denn, den Jungen weiterhin mit zwanzig Meilen in der Stunde über die Vierzigste Straße hinweg zu verfolgen.

Eine ältere Dame mit Einkaufstasche rief ihm empört etwas hinterher, das im Rauschen des Blutes in seinen Ohren unterging, aber er vermutete, dass es wohl irgendetwas mit der heutigen Jugend und ihrem fehlenden Respekt für die Älteren zu tun haben musste. Er hatte nicht einmal genug Zeit oder Energie, um eine rasche, und vermutlich sarkastische Erwiderung über seine Schulter zurückzurufen.

Zu seiner unbändigen Erleichterung schien der Runner sein Ziel erreicht zu haben; die wohl lediglich angelehnte Haustür eines der Reihenhäuser an der Ecke zur Zehnten Avenue, und Jeongguk legte eine neue Dringlichkeit in seine eiligen Schritte, während er einen schwer bepackten Liefermann geradezu aus dem Weg drängte, der ein sehr lautes, wütendes „Hey!" hören ließ.

„Sorry", japste Jeongguk außer Atem, während er die drei Stufen zur Haustür emporsprang, gerade noch rechtzeitig, bevor die alte und schwere Tür ins Schloss fallen konnte. Seine Finger rutschten in den Schlitz zwischen der Tür und dem Rahmen und er stieß sie weit auf, während er atemlos in das Treppenhaus vorstieß, das ruhig und verlassen vor ihm dalag.

Es schien sich um ein gewöhnliches Apartmenthaus zu handeln; aus einem gemeinsamen Briefkasten zu Fuße der Treppe ragten dutzende, zusammengerollte Zeitungen hervor und durch ein Fenster im Stiegenhaus, das auf den Innenhof zeigte, drang die Nachmittagssonne in das staubige Innere.

Die Tür der Subparterrewohnung war einen winzigen Spalt geöffnet und Jeongguk machte das misstrauische Gesicht einer älteren afrikanisch-amerikanischen Frau aus, die ihn über ihre Lesebrille hinweg ärgerlich anblickte.

„Entschuldigen Sie die Störung, Ma'am", brachte er zwischen zwei angestrengten Atemstößen hervor, „aber Sie haben nicht zufälligerweise einen schlecht angezogenen, sehr, sehr... eiligen Typen in meinem Alter vorbeilaufen sehen? Sollte vor wenigen Sekunden hier vorbeigerannt sein."

„Dachgeschosswohnung", brummte die Frau, offensichtlich für noch mehr Information nicht bereit. „Bist du Polizei?"

„N-nein", keuchte Jeongguk, während er seine Arme auf den Beinen abstützte und versuchte, seinen Atem wiederzuerlangen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal in einer halsbrecherischen Parcours-Verfolgungsjagd mit einem Steph-Curry-ähnlichen Möchtegern-Profibasketballer verstrickt gewesen war, aber damals hatte er wahrscheinlich eine Spur besser abgeschnitten. Er war aus der Übung. „Ich... bin hier aufgrund einer eigenen Ermittlung."

SLOWTOWNWhere stories live. Discover now