Kapitel 41

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Wie jeden Morgen hatte mich mein Hyung zur Schule gefahren. Nun saß ich hier, ein paar Reihen vor mir Hoseok. Im Geheimen ließ ich meinen Blick ab und zu über ihn wandern. Es tat immer noch weh.
Aber ich hatte Hoffnung. Mein Hyung hatte mir Hoffnung gegeben. Eines Tages würde es aufhören. Eines Tages würde die Sonne wieder aufgehen. Hyung würde alles wieder gut werden lassen. Kurz schloss ich meine Augen, erinnerte mich an eine Szene aus meinem Zimmer, als er mich getröstet hatte.
Ich war komplett durchgedreht. Damals hatte ich eine Panikattacke gehabt. Doch er war da in meiner Hilflosigkeit.
"Ich hasse mich. Ich hasse mich so, so sehr. Ich kann nicht mehr. Lass mich sterben." Wie ein Mantra hatte ich die Sätze aus mir herausgeschrien, vehement meinen Kopf geschüttelt und war in meinen eigenen Tränen ertrunken. Doch mein Hyung hatte mich gehalten. Und das einzige, was er darauf geantwortet hatte, war "Aber ich liebe dich.". Seine Stimme war so warm und weich gewesen. So sanft. Ich hatte ihn nicht angezweifelt. Nicht eine Sekunde lang.
Mein Hyung war da gewesen. Er war immer für mich da gewesen. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und es schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.

Mein Letztes.

Plötzlich ertönte ein Klopfen an der Tür und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch.
"Park Jimin soll bitte zum Direktor gehen. In 15 Minuten soll auch Jung Hoseok noch einmal kommen, der Direktor hat noch etwas zu bereden." Es war die Sekretärin.

Verwirrt stand ich auf. War es wegen der Schlägerei? Als Hoseok diesen Jungen verprügelt hatte, der mich angefasst hatte?

Ich folgte der Sekretärin. Würde ich Ärger bekommen?

Sie ließ mich ins Zimmer. Dort saß er. Der Direktor war ein freundlicher Mann, vielleicht in den Vierzigern und trug jeden Tag eine von seinen quietschgelben Krawatten, die er in seiner Schreibtischschublade aufbewahrte. Nur heute trug er eine Schwarze. Erklär mir einer diesen Mann.

Ich setzte mich auf den Stuhl vor dem Pult. Ich konnte seinen Blick nicht deuten.
"Wieso wollten sie mich sprechen?"
Er schüttelte den Kopf. "Nicht ich, deine Mutter." Seine Stimme klang ein wenig müde.
Zögernd presste ich den Telefonhörer ans Ohr, den er mir daraufhin überreichte.

"Mama?"

"J-jimin?" Es war nur ein Schluchzen.

"Was ist los, Mama?"

"Dein Bruder- er- er- oh Gott. Er hatte einen Autounfall auf dem Weg zur Uni. Er ist tot."

Ich erstarrte.

Und meine Welt tauchte sich in ewige Finsternis.


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Fun fact: Der Bruder war mein Lieblingscharakter.

LAST | JihopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt