Teil 11

777 34 0
                                    

"Natascha!" freut sich Kira und umarmt mich zur Begrüßung. Auch Emma und ihre älteren Geschwister begrüßen mich mit einer Umarmung. "Schön, dass du da bist." "Danke, dass ihr mich eingeladen habt," erwidere ich und freue mich, sie wieder zusehen. William versteckt sich hinter seinem Papa und schaut mich mit einem ängstlichen Blick an. Er und Joseph sind ein ganzes Stück gewachsen, seit ich sie das letzte mal gesehen habe. "William, möchtest du nicht Hallo sagen?" versucht Angelo ihn hinter sich hervor zu locken. "Ach lass ihn doch, ich kann ihm auch von hier aus Hallo sagen," winke ich ab. "Hallo William, du bist aber groß geworden", wende ich mich an den kleinen Jungen und gehe in die Hocke, um mit ihm auf eine Ebene zu kommen. Ich lächle ihm aufmunternd zu. Doch er schaut mich nur skeptisch an.

"Draußen ist ja wirklich sehr kalt. Möchtet ihr vielleicht einen Kaffee zum Aufwärmen?" möchte Kira wissen. Ich nicke. Wir nehmen in einer kleinen Sitzgruppe Platz, die in dem großen Raum steht, während Kira uns einen Kaffee von dem Cateringtisch bringt. Diesen Kaffee nehme ich nur zu gerne an. Ich bin komplett durchgefroren und trinke gleich einen großen Schluck. Die Wärme breitet sich langsam in mir aus. Wir unterhalten uns entspannt. Ich glaube ich wäre nicht so ruhig, wenn ich in ca. 2 Stunden auf die Bühne müsste. Helen sitzt etwas abseits und liest ein Buch, Gabriel surft mit seinem Handy im Internet und Emma spielt mit Joseph. Plötzlich spüre ich eine kleine Hand an meinem Bein und schaue nach unten. Vor mir steht William und hält mir ein Buch entgegen. Ich ziehe ihn auf meinen Schoss und nehme ihm das Buch ab. "Möchtest du mir was vorlesen?" scherze ich. Der kleine Junge strahlt mich an, wie es nur 3 jährige Kinder können. Er schüttelt den Kopf und ich weiß genau, dass er will, das ich ihm eine Geschichte vorlese. Da sich Paddy mit Angelo und Kira unterhält, fange ich leise an William vor zu lesen.

Als ich fertig bin, ist William auf meinem Schoss eingeschlafen und ich merke, wie mich Kira, Angelo und Paddy anschauen. Haben die mir etwa die ganze Zeit zugehört? Kira nimmt mir William ab und legt ihn auf einen Sessel neben sich. Ich lege das Buch weg. Das Gewicht des kleinen Körpers auf mir fehlt und auch die Wärme. Es war ein schönes Gefühl. Auch Maximilian liegt mit seinen 7 Jahren immer noch gerne bei oder sogar auf mir und lässt sich Geschichten vor lesen.

"Kaum zu Glauben, dass er bei dir eingeschlafen ist", meint Kira. "Er fremdelt momentan ein bisschen und geht nur selten zu Fremden oder Menschen, die er lange nicht mehr gesehen hat. Und das er bei dir sogar noch einschläft ist unglaublich." Ich lächle sie an. "Ich hoffe ich habe dir jetzt keine Schwierigkeiten gemacht, weil er jetzt schläft. Nicht, dass er heute Abend nicht mehr ins Bett möchte." "Nein, nein. Angelo hat vorhin versucht ihn hinzulegen, da mit er noch ein bisschen zur Ruhe kommt, aber er wollte nicht. Es ist ganz gut, dass er jetzt ein bisschen schläft, dann ist er nachher auf der Bühne nicht quengelig," beruhigt mich Kira.

Ich hole mir noch einen Kaffee und wir unterhalten uns noch ein bisschen. Und dann ist es Zeit für Paddy und mich unsere Plätze im Konzertsaal einzunehmen. Angelo hat uns zwei Plätze in der ersten Reihe genau mittig vor der Bühne reserviert. Wir dürfen durch den seitlichen Eingang rein, so dass wir nicht durch die ganze Halle müssen, sondern sehr schnell an unseren Plätzen sind. Wir setzen uns und ich schaue mich ihm Saal um. Die Halle ist fast komplett ausverkauft, fast wie im Januar, als ich bei Paddy auf dem Konzert war. "Warst du hier schon mal?" möchte Paddy wissen. "Ja," nicke ich, "im Januar, als hier ein sehr talentierter Künstler aufgetreten ist." Ich grinse ihn an und er weiß genau dass ich sein eigenes Konzert meine. "Echt? Wer war den dieser tolle Künstler, der das Glück hatte, dass du auf sein Konzert gehst?" feixt er zurück. "Ach, den kennst du bestimmt nicht", ärgere ich ihn und strecke ihm die Zunge raus. Wir lachen beide. "Da bin ich allerdings in der 11. und nicht in der 1. Reihe gesessen." "Hätte ich das gewusst, hätte ich dich nach vorne geholt." "Da kannten wir uns aber noch nicht," lächle ich. Unser Gespräch wird von der Frau neben Paddy unterbrochen, die ihn antippt, da sie ihn wohl erkannt hat. Schade, ich mag so lockeres Geplänkel. Er posiert für ein Foto und ich merke, wie ich hoffe, dass ihn nicht noch mehr erkennen. Er sollte doch seine Freizeit auch mal genießen dürfen.

Das Konzert geht los und die Stimmung ist gut. Nicht so wie im Januar, aber das war ja auch ein Pop-Konzert. Hier ist die Stimmung sehr ruhig, aber auch sehr schön. Ich genieße es richtig. Als Kira den Song "Mary" anstimmt, merke ich wie mir die Tränen kommen. Sie hat eine schöne Stimme und in dem Moment ist es einfach zu viel. Ich lasse die Tränen laufen, in der Hoffnung, dass es Paddy nicht merkt. Doch als er mir ein Tempo reicht, weiß ich, dass er es doch gemerkt hat. Ich schaue ihn verlegen an und er lächelt mir freundlich zu. Ich nehme das Tempo und trockne meine Tränen.

Nach dem Konzert gehen wir wieder hinter die Bühne. "Geht ihr mit uns noch etwas trinken?" möchte Angelo wissen. Hm, gute Frage. Wie komme ich denn heute Abend eigentlich wieder heim? Ich habe kein Auto und Maximilian schläft schon, so das Sina mich auch nicht holen kann. Angelo bemerkt mein zögern und meint: "Wir haben übrigens ein Zimmer für dich hier reserviert. Paddy würde dich dann morgen heim bringen, da wir ja weiter müssen." Das ist zu viel, das kann ich nicht annehmen. Die können mir doch nicht alles finanzieren, da komme ich mir irgendwie wie ein Schmarotzer vor. "Aber Angelo, das Zimmer bezahle ich selbst!" "Garantiert nicht! Das Zimmer ist schon bezahlt! Wir haben dich eingeladen und da ist es doch dann auch normal, dass wir alles bezahlen," seine Stimme lässt keine Widerrede zu. "Danke," sage ich verlegen und schaue zu Boden. Ich komme mir wie ein unartiges Kind vor. Doch Angelo legt den Arm um mich und meint: "Genieß es doch einfach mal. Das war ja der Sinn der Sache. Und jetzt gehst du mit Paddy am besten schon mal vor in die Hotelbar. Kira und ich bringen die Kinder ins Bett und kommen dann nach." Paddy ergreift meine Hand und wir gehen zusammen die paar Minuten zum Hotel zu Fuß.

Frinds R FamilyWhere stories live. Discover now