Teil 89

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14.02.2019:

"Machen Sie es gut Frau Stuck", verabschiedet mich Herr Becker freundlich. Es ist kurz nach 9 Uhr morgens. Die letzte Untersuchung ist sehr positiv verlaufen und so händigt er mir meine Entlassungspapiere aus. "Und denken Sie bitte daran, ihre Stimme die nächsten Tage noch etwas zu schonen. Das singen überlassen sie in der Zeit bitte ihrem Freund." Er grinst spitzbübisch zu Paddy, der den Wink sofort versteht und lacht. "Keine Sorge Herr Doktor, ich werde auf sie aufpassen. Konuerte wird sie in nächster Zeit keine geben."

Nachdem ich aus dem Bad komme, packe ich meine Sachen in die Sporttasche und ziehe meinen Mantel und meine Stiefel an. "Können wir?" Paddy steht mit seiner Gitarre in der Hand da und schaut mich fragend an. Lächelnd nicke ich ihm zu. Er nimmt meine Sporttasche und gemeinsam verlassen wir das Zimmer. Als ich die Türe hinter mir schließe, sehe ich, dass neben der Türe ein Stuhl steht, auf dem ein Magazin liegt. Hat Jochen etwa hier Wache geschoben? Ach Quatsch, das ist doch lächerlich, tadle ich mich sofort selbst. Es reicht schon, dass ich ein großes Einzelzimmer und Chefarzt-Betreuung dank Paddy hatte, da wäre Security vor der Türe doch wirklich übertrieben gewesen. Ich lege meine Hand in Paddys und so schlendern wir aus dem Krankenhaus. Die frische Luft, die mich empfängt, als wir aus der Türe kommen ist sehr wohltuend und ich atme sie tief ein. Die Sonne scheint und der Tag scheint wirklich schön zu werden. Jochen fährt den Wagen vor, steigt aus, nimmt Paddy die Tasche und den Gitarrenkoffer ab, während Paddy mir die Türe aufhält. Klick, klick, klick. Erschrocken drehe ich mich um. Da steht ein Mann mit einer Kamera. Unfassbar, er fotografiert uns. "Moment Süße." Paddy geht schnellen Schrittes auf den Mann zu und spricht mit ihm. Was sie sprechen höre ich nicht, aber der Mann gibt Paddy seine Karte. Ich steige in den Wagen und warte dort auf Paddy. Zwei Minuten später setzt er sich zu mir ins Auto. Auch Jochen, der Paddy in etwas Abstand gefolgt ist, ist wieder da, setzt sich ebenfalls und startet den Vito. Fragend sehe ich Paddy an. "Alles gut, Süße." Er legt seinen Arm um mich und zieht mich zu sich. Was er wohl zu dem Mann gesagt hat? "Jochen, zum Sender von Nataschs freunden bitte." "Ja, Herr Kelly."

"Tobi kommt gleich", informiert mich die nette Dame im Eingangsbereich vom Sender. Kurz darauf kommt er um die Ecke, strahlt mich an und umarmt mich. "Mensch Natascha, schön dass du da bist." Erst dann sieht er, dass ich nicht alleine bin. Entgeistert schaut er mich an. "Ist das etwa...?" Ich grinse und nicke. "Freut mich... sie kennen... zu lernen... Herr Kelly." "Hi!" Die beiden Männer geben sich die Hand. "Natascha hat mir gar nicht gesagt, dass Sie direkt mitkommen." Er schaut mich an und ich zucke nur die Schultern und grinse noch breiter." "Sie hatte gar keine andere Wahl, sie kann momentan nicht so viel sprechen." "Oh! Warum das denn? Bist du erkältet?" Ich zögere einen Moment und nicke dann. Diese Geschichte braucht er jetzt echt nicht zu wissen. Vor allem weil ich der Polizei gegenüber noch keine Aussage machen konnte. Die Würgemale an meinem Hals habe ich geschickt durch einen Rollkragenpullover und einen zusätzlichen Schal kaschiert. "Ach so, dann lasst uns mal rein gehen, dann können wir die Einzelheiten besprechen." Er führt uns ins Büro, vorbei an seinen Kollegen, von denen ich die meisten aus der Promozeit kenne. Sie staunen nicht schlecht, als sie sehen, wer da durch ihre heiligen Hallen spaziert. In einem kleinen Separee nehmen wir Platz. "Wasser?" Ich nicke. So langsam komme ich mir wie ein Wackeldackel vor, der immer nur nickt. "Gerne", antwortet Paddy und schaut sich interessiert um. Tobi stellt uns Wasser auf den Tisch und setzt sich dann zu uns. "So, nun erzählen Sie mal. Natascha hat die Katze noch nicht aus dem Sack gelassen. Gibt es einen besonderen Grund, warum sie ein kleines Konzert mit uns veranstalten wollen? Ist ja eher ungewöhnlich,  dass der Künstler zu uns kommt und eine Aktionstarten will. Normalerweise  müssen wir anfragen." "Ja, den gibt es tatsächlich. Einerseits möchte Natascha sich für die Buchpromo revanchieren, zum anderen möchte ich in diesem kleinen Rahmen ein Statement abgeben." "Ein Statement? Um was geht es da denn?" Tobi ist ganz in seinem Reportermodus. "Ich möchte unsere Beziehung öffentlich machen." Tobi fängt an zu husten, denn er hat sich an einem Schluck Wasser verschluckt. Er schaut von Paddy zu mir und fragt: "Eure? Also von Natascha und Ihnen? Oder habe ich das jetzt verkehrt verstanden?" Ich senke meinen Blick, kaue auf meiner Unterlippe und starre auf das Wasserglas in meinen Händen. "Nein, sie haben schon ganz richtig verstanden." Paddy legt den Arm auf die Rückenlehne meines Stuhls. Ungläubig schaut Tobi uns an. "Oh wow! Natascha! Das hättest du ja mal sagen können! Das sind ja tolle Neuigkeiten. Glückwunsch! Gibt es vielleicht noch weitere Neuigkeiten? Bist du vielleicht schwanger?" scherzt er. Ich lache und schüttle den Kopf. Auch Paddy lacht und Tobi stimmt ein. "Ok, dann lassen Sie uns mal über die Einzelheiten sprechen." "Haben Sie was dagegen, wenn ich meinen Manager telefonisch dazu hole?" "Nein natürlich nicht." Paddy nickt, holt sein Smartphone aus der Manteltasche und wählt Pinos Nummer. "Mensch Paddy, wird aber auch Zeit, dass du dich meldest", meldet sich Pino. "Ja, Pino, ich finde es auch schön deine Stimme zu hören", lacht Paddy, ohne darauf einzugehen. "Pass auf Pino, ich bin bei dem Radiosender, der den kleinen Gig macht. Ich habe dich auf Lautsprecher. Wir wollen gerade die Einzelheiten besprechen. Hast du kurz Zeit?" "Die nehm ich mir." "Gut Pino. Danke. Bei mir am Tisch sitzt Tobi vom Radiosender..." "Guten Tag." "Äh ... Hi", begrüßt ihn Tobi. "Und Natascha." "Hi Natascha, wie geht es dir? Paddy hat mir gesagt was passiert ist. Hoffe du bist bald wieder fit." Fragend schaut Tobi mich an. Ok, er hat es also gehört. "Sie kann noch nicht wieder so viel reden, Pino. Lass uns zum Geschäftlichen kommen."

"Ist doch ganz gut gelaufen, oder?" Vor der Türe des Senders nimmt Paddy meine Hand und führt mich zum Auto, welches im Parkhaus zwei Straßen weiter parkt. "Die haben wir geschockt", sage ich ganz leise. "Oh ja!" Paddy lacht und auch ich grinse. Das wird was geben. Das Konzert soll schon nächste Woche Samstag stattfinden. Und am Montag wird der Sender ein Exklusiv-Interview mit Paddy ausstrahlen, welches sie gerade noch aufgezeichnet haben. Wenn ich daran denke bin ich doch schon ein bisschen aufgeregt. Nach dem Konzert wird Paddy auf Promo-Tour gehen und von einem Fernseh- und Radio-Sender zum nächsten tingeln um Werbung für seine neue Platte machen, die im April auf den Markt kommen soll. Wir steigen in den Wagen und Jochen steuert ihn aus dem Parkhaus. Maxi wird sicher schon warten, dass wir ihn aus der Grundschulbetreuung abholen.

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