Teil 34

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28.12.2018:

Ich schlage meine Augen auf, dämmriges Licht fällt durch das Fenster. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass es halb 8 ist. Ich lasse mich wieder auf das Kissen sinken. Paddy liegt mit seinem Gesicht zu mir gewandt. Ich betrachte sein wunderschönes Gesicht. Dieser Mann möchte mit mir, einer bald geschiedenen Frau mit Kind zusammen sein. Kaum zu glauben. Ich sehe ihn weiter an, jede einzelne Linie in seinem Gesicht betrachte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Nicht," sagt Paddy. Seine Augen sind geschlossen. Schläft er? Leise und vorsichtig frage ich: "Was nicht?" Er rührt sich nicht. "Nicht anschauen wenn ich schlafe." Ich muss grinsen. "Warum nicht?" "Weil ich dann nicht mehr schlafen kann." "Tja, dass ist dann wohl dein Problem," ärgere ich ihn. Plötzlich schlägt er die Augen auf und ehe ich mich versehe sitzt er breitbeinig über mir und hält meine Hände neben meinem Kopf auf das Kissen gedrückt fest. Aus Überraschung entfährt mir ein kleiner spitzer Schrei, doch ich muss lachen. "So, mein Problem?" fragt er gespielt streng. Ich unterdrücke mein Lachen, nicke und sehe im direkt in die Augen. "Dann muss ich dir zeigen, dass es nicht nur mein Problem ist." Er beugt sich zu mir runter und küsst mich leidenschaftlich. Ich spüre sein Problem ganz deutlich an meinem Bauch. Die Schlafzimmertür geht auf und Maximilian kommt herein gestürmt, gefolgt von Sina. "Ich konnte ihn nicht aufhalten," entschuldigt sie sich, bevor sie ganz im Zimmer ist. Dann fällt ihr Blick auf uns, sie läuft rot an und schaut auf den Boden. Paddy lacht, bleibt aber weiter auf mir sitzen. Mir ist das genauso peinlich wie Sina, aber ich stimme in Paddys Lachen ein. "Ich will Mama auch kitzeln," ruft Maximilian und springt zu uns ins Bett.

Zwei Stunden später sitzen Maite, Sina, Agnès, Josèphine und ich in einem schwarzen Mercedes Vito, welcher von Jochen gesteuert wird. Wir sind schon kurz vor München. Ich freue mich mit den Mädels ein paar Stunden shoppen zu gehen. Jochen werden wir kaum bemerken, so diskret wie er bis jetzt immer war, darum macht es mir auch nichts aus Security dabei zu haben.

Wir parken in einem Parkhaus beim Sendlinger Tor und steigen aus. Los geht's. Ich hake mich links bei Sina und Rechts bei Maite ein. Wir treten aus dem Parkhaus und die Sonne scheint uns in die Gesichter. Das wird eine tolle Shoppingtour, auch wenn ich nicht wirklich viel kaufen kann, da mein Kontostand es definitiv nicht zulässt. Paddy hat mir zwar seine Kreditkarte angeboten, doch die wollte ich nicht annehmen. Ich finde es nicht richtig sein Geld zu nehmen. Sina hat mir angeboten mir etwas auszulegen, bis mein Lohn wieder auf dem Konto ist.

Wir sitzen in einem Kaffee und trinken einen Kaffee, die Mädchen eine heiße Schokolade. Nach drei Stunden Shopping brauchen wir eine Pause. Sinas und Maites Taschen sind voll, ich habe bis jetzt nur eine neue Mütze für Maximilian gekauft, die mir wirklich gut gefallen hat. Natürlich ist es nicht ganz einfach an den ganzen tollen Sachen vorbei zu gehen, aber ich brauche eigentlich nichts und möchte mein Konto auch nicht zu stark strapazieren. Auch muss ich ja noch an die Osterferien und die Einladung nach Irland denken. "Ich kenne hier in der Nähe eine ganz tolle kleine Boutique. Da müssen wir unbedingt noch hin," reißt Maite mich aus meinen Gedanken. "Au ja, gerne," meint Sina, die komplett im Shopping-Wahn ist. Ich muss grinsen, es freut mich sie so zu sehen. Und auch Maites Töchter stimmen begeistert zu. Wir machen uns daran, aufzustehen. Jochen tritt zu uns an den Tisch. "Die Rechnung ist schon beglichen. Möchten sie nach Hause?" "Danke Jochen. Nein, wir möchten noch in eine Boutique nicht weit von hier," sagt Maite zu ihm. Er nickt und nimmt Sina und Maite einen Teil der Tüten ab.

Maite hat wirklich nicht zu viel versprochen, die Boutique ist wirklich toll. Ich würde hier auf Anhieb ein kleines Vermögen ausgeben, wenn ich es hätte und auch Sina scheint es ähnlich zu gehen. Langsam laufe ich an den Regalen und Kleiderstangen vorbei und schaue mir alles ganz genau an. Ein Kleid hat es mir besonders angetan. Es ist ein graues Hängerle mit Tüllärmeln und Häkeleinsatz unter der Brust. Ich nehme es von der Kleiderstange und betrachte es. "Probier es doch mal an." Erschrocken drehe ich mich um, Sina steht genau hinter mir. Ich habe sie gar nicht bemerkt. "Nein, das Kleid kann ich mir beim besten Willen nicht leisten." Ich hänge es wieder zurück und gehe weiter. "Anprobieren kostet doch nichts," meint Sina und nimmt es wieder von der Stange und drückt es mir in die Hand. Ich gebe mich geschlagen, lächle sie an und gehe zur Kabine. Vielleicht steht es mir ja auch gar nicht. Mit diesem Gedanken ziehe ich den Vorhang hinter mir zu.

"Wow!" entfährt es Sina, als ich in dem Kleid aus der Kabine komme. Maite kommt zu uns und meint: "Wahnsinn! Dreh dich mal." Also tue ich ihr den Gefallen und drehe mich einmal um mich selbst. Dann schaue ich selbst in den Spiegel mir gegenüber. Es sieht wirklich toll aus. Es schmiegt sich an meine Brust, ohne einzuengen, fällt dann fließend nach unten und endet direkt über meinen Knien. "Die hier würden perfekt dazu passen," meint Sina und reicht mir ein Paar wunderschöne graue High Heels. Ich schlüpfe hinein und schaue wieder in den Spiegel. Sie hat Recht, sie würden perfekt dazu passen. "Das Kleid musst du kaufen! Es ist wie für dich gemacht. Und die Schuhe passen wirklich perfekt." Ich werde rot und schaue zu Boden. "Ich ziehe mich jetzt erst mal wieder um," versuche ich auszuweichen und verschwinde wieder in die Kabine.

Ich schlüpfe in meine Winterstiefel und ziehe den Reißverschluss hoch. Das Kleid hängt an dem Haken vor mir. Es ist wirklich wunderschön und die High Heels, die darunter stehen, passen wirklich perfekt. Ich gehe auf das Kleid zu und schaue nochmal auf das Preisschild. 159,-€! Oh je! Und die Schuhe liegen auch noch mal bei 120,-€ habe ich vorhin gesehen. Das ist eindeutig zu viel. Schade, es wäre perfekt für Silvester gewesen. Ich nehme die Schuhe und das Kleid, schiebe den Vorhang auf und trete aus der Kabine. "Darf ich die Sachen für Sie an die Kasse legen?" fragt die freundliche Verkäuferin. "Nein," antworte ich etwas traurig. "Was?!" fragt Maite ungläubig. Sina schaut mich nur an und nickt. Sie versteht meine Entscheidung. "Maite, ich kann mir die Sachen nicht leisten. Auch wenn sie mir wirklich gut gefallen," entgegne ich so leise, dass es die Verkäuferin nicht mitbekommt. Ich gehe zu Josèphine, die sich gerade eine Pulli anschaut. Für mich ist die Sache erledigt.

Nach über einer Stunde kommen wir wieder aus der Boutique. Agnès und Josèphine haben ein paar neue Teile gefunden und sind happy, aber hungrig. "Mama, wir haben Hunger," melden sich die Mädchen. "Oh ja, ich eigentlich auch. Und ihr?" möchte Maite von uns wissen. Wir nicken. Also machen wir uns auf den Weg in ein kleines italienisches Restaurant.

Das Essen war wirklich köstlich. Wir sitzen an einem Tisch direkt am Fenster. Draußen laufen viele Menschen an uns vorbei, ohne auch nur eine Notiz von uns zu nehmen. Ein Pärchen bleibt sogar direkt vor dem Fenster stehen und küsst sich. Wir schauen uns an und grinsen während von Josèphine ein "Ihhhh" kommt. Jochen sitzt mit uns am Tisch. Maite hatte ihn gebeten sich zu uns zu setzen, wenn wir ihn schon als Taschenträger nutzen. "Die Rechnung bitte," bittet Jochen die Kellnerin nachdem wir alle fertig sind und keiner mehr etwas möchte. Ich krame in meiner Handtasche nach meinem Geldbeutel. Gefunden! Ich möchte ihn gerade auf den Tisch legen, als Jochen mich zurück hält. "Herr Kelly wird diese Rechnung begleichen." "Oh." Sina und ich schauen uns an. Da werde ich Paddy später danken. Jochen bezahlt und wir stehen auf und gehen zurück zum Wagen.

Im Auto ist es sehr ruhig, der Ausflug wahr wohl für alle etwas anstrengend. Ich denke nochmal an das schöne Kleid und die High Heels in der kleinen Boutique. Sie haben wirklich gut zu den Kleid gepasst, aber leider war beides echt teuer. So teure Kleider oder Schuhe hätte ich noch nie besessen und wahrscheinlich werde ich das so schnell auch nicht. Zumindest nicht mit meinem jetzigen Job.

Frinds R FamilyWhere stories live. Discover now