Kapitel 16. Der zweite Versuch

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"Und du hast das Motorrad echt zum fliegen gebracht?", frage ich beeindruckt und nehme einen Schluck von meinem Kaffee.

Mit einem stolzen Gesichtsausdruck nickt Sirius und beugt sich über den Tisch zu mir vor.

"Aber erzähl das bloß nicht weiter, es wäre ganz fatal, wenn das Ministerium es erfährt. Mein Baby würde mir dann weg genommen werden."

Ich beuge mich ihm entgegen.

"Keine Sorge", flüstere ich zwinkernd. "Ich schweige wie ein Grab."

"Da bin ich aber erleichtert", sagt er lachend und lehnt sich wieder in seinen Stuhl zurück.

Unser Mittagessen ist schon verschlungen, mein Kaffee beinahe leer und alles schon bezahlt. Ich habe mich wacker geschlagen, um ehrlich zu sein, aber Sirius ist ein Sturkopf und scheut nicht davor zurück, mir zu drohen mich zu verhexen, wenn ich denn mein kindisches Gehabe nicht beiseite lasse.

"Wie lange hast du noch Zeit?", fragt Sirius mich plötzlich nachdenklich und ich schaue auf meiner Armbanduhr nach.

"Noch so 20 Minuten. Wieso?"

Seine Lippen formen sich zu einem Grinsen und er erhebt sich.

"Wir machen jetzt eine kleine Spritztour über London."

Überrascht sehe ich ihn an. Doch er eilt nur zu mir auf die Seite und hält mir seine Hand hin.

"Komm schon, Huxley, das macht Spaß."

Ich sehe hinauf in seine sturmgrauen Augen, in denen die Abenteuerlust deutlich abzulesen ist. Automatisch verzieht sich mein Mund zu einem breitem Lächeln und ich ergreife seine Hand. Den letzten Rest vom Kaffee lasse ich auf dem Tisch stehen, der ist jetzt sehr unwichtig geworden.

Ohne, dass er meine Hand los lässt, laufen wir in den Hinterhof des tropfenden Kessels und disapparieren. Besser gesagt Sirius tut das und zieht mich in seinen Wirbelsturm hinein. Den Bruchteil einer ewigen Sekunde später stehen wir vor einem kleinem Haus in einem mir unbekannten Ort; das schwarze Motorrad vor dem Haus geparkt.

"Wohnst du hier? Oh, vergiss es, dumme Frage."

Er lacht nur leise und führt mich an der Hand die Veranda runter.

"Nein, hier wohnt der Hund des Freundes meines Cousins", ist seine vor Sarkasmus triefende Antwort und ich verdrehe grinsend die Augen. "Wie findest du sie?", fragt er voller Stolz in seiner Stimme und seinem Wesen, während er von seinem Motorrad zu mir schaut.

Das schwarze, glänzende Gefährt auf zwei Rädern passt perfekt zu dem Rebellen Black und sieht so aus, als wenn er sich wirklich hingebungsvoll um es kümmern würde. Meine freie Hand gleitet kurz über die Lackierung und ich nicke leicht.

"Wirklich sehr schön", sage ich wahrheitsgetreu.

"Da soll noch ein kleiner Beiwagen dran, hier auf die Seite."

Mit einem fragendem Blick sehe ich ihn an.

"Ich muss den kleinen Potter ja sicher verfrachten können, wenn ich ihn rum fahren soll", antwortet er auf meine nicht ausgesprochene Frage. Mein Herz schmilzt mir sofort ein kleines Stück.

"Was?", fragt er schief grinsend. "Jetzt sieh mich nicht so an als wäre ich ein Heiliger."

"Das ist aber echt sehr fürsorglich und vor allem süß von dir", verteidige ich mich, während Sirius die zwei Helme unter dem Sitz hervor zieht. Er muss den Raum da drinnen magisch vergrößert haben. "Das musst du zugeben."

Er legt nur unschuldig den Kopf schief und zuckt mit den Schultern. "Ja, kann schon sein. Hier." Er nimmt einen der beiden Helme und stülpt ihn mir über den Kopf. Mit gekonnten Handgriffen verschließt er auch den Gurt und zieht ihn enger, sodass der Helm fest sitzt und mir nicht abrutschen kann.

Während er sich auf den Gurt konzentriert komme ich nicht umhin, ihm ins Gesicht zu sehen und mir vorzustellen wie es wohl wäre, wenn wir uns wieder küssen würden. Nur ohne das ganze Drama wie an Silvester. Küsst er immernoch so gut? Seine Lippen sehen jedenfalls sehr weich aus. Soll ich es vielleicht versuchen und diesmal diejenige sein, die auf ihn zugeht?

Ehe ich mich zu sehr in meinen Gedanken verlieren kann zieht auch er sich seinen Helm über und steigt schwungvoll auf sein Motorrad. "Was ist? Kommst du?", fragt er neckisch.

Mit einem breiten Grinsen setze ich mich hinter ihn und schlinge meine Arme um seinen Bauch; mein Oberkörper an seinen Rücken gepresst. Mit einem lauten aufheulen bringt er den Motor zum laufen und fährt sofort los. Der Wind peitscht in meinem Gesicht und lässt meine Haare im Wind wehen. Nach kurzer Zeit sind wir auch schon in der Luft und steigen immer weiter hoch. Ich komme nicht umhin einen Blick auf die immer kleiner werdenden Häuser zu werfen und unbewusst meine Arme fester um Sirius zu drücken.

Ich habe keine Angst, nur ein leichtes Unwohlsein. Das letzte Mal, als ich ohne festen Grund in der Nähe in der Luft war, saß ich in Hogwarts auf meinem Besen. Und da hatte ich die Kontrolle über das Transportmittel. Doch ich kann dieses Gefühl in meinem Magen soweit ignorieren, dass ich die Fahrt tatsächlich genieße. Auch wenn der Motor sehr laut ist und neben ihm der Wind in meinem Gesicht peitscht, es hat zumindest zum Teil eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich fühle mich wirklich, als würde ich schweben. Während die Stadt unter mir immer kleiner wird habe ich das Gefühl, von allen Problemen immer weiter weg zu kommen, von allen Ängsten, von alldem Druck.

Viel zu schnell setzt Sirius wieder zum Landeflug an und parkt wieder vor seinem Haus. Mit leicht zittrigen Beinen nehme ich den Helm von meinem Kopf und steige vom Motorrad ab. Sirius sieht mich breit grinsend an.

"Na, wie fandest dus?", fragt er euphorisch und nimmt sich den Helm auch vom Kopf. Mit der Hand fährt er sich durch die leicht platt gedrückten Haare und lockert diese dadurch wieder etwas. Ich tue es ihm gleich.

"Es war ... wow", antworte ich recht einfallslos und kriege das Lächeln nicht von meinem Gesicht. "Ich habe dieses Gefühl in der Luft vermisst. Danke."

Sein grinsen wird zu einem wissendem, ja beinahe liebevollem Lächeln. "Das glaub ich gern." Sein Blick reißt sich von meinem Gesicht los und wandert zu seiner Armbanduhr. "Du hast noch fünf Minuten."

Ich nicke. Er nimmt mir den Helm ab und verstaut beide wieder unter dem Sitz. Dann sehen wir uns an, ziemlich lange.

"Du wolltest mich noch etwas fragen", sagt Sirius leise und lässt seinen Blick mit meinem verhakt.

"Es ist vielleicht etwas kurzfristig", beginne ich und trete unsicher von einem Fuß auf den anderen. "Aber meine beste Freundin Pandora Silver heiratet bald und hat gesagt, ich könnte jemanden mitnehmen."

Sirius Lächeln wird breiter. Er geht vom Motorrad einen Schritt näher zu mir, sodass uns nur noch zwei Handbreit trennen. Ganz kurz, und nur für den Bruchteil einer Sekunde, wandert sein Blick einige wenige Zentimeter unter meine Augen genau auf meine Lippen. Doch er schaut schnell wieder hoch. "Und du willst damit sagen?", hinterfragt er leicht belustigt. Mein Lächeln vertieft sich leicht bei seinem neckischem Kommentar. So ein Idiot.

"Ich will damit fragen, ob du mich eventuell begleiten würdest."

"Das wird dann sowas wie ein Date?", fragt er und ich muss leise lachen. Diesmal haftet sein Blick einige Sekunden länger auf meinem Mund.

"Klar doch", erwidere ich erleichtert.

"Nur unter einer Bedingung", fügt er hinzu und schließt den Abstand zwischen uns. Mein Herz rast wie verrückt und ich muss meinen Kopf leicht in den Nacken legen, um weiterhin in seine Augen sehen zu können. Es erfordert einiges an Willenskraft, jetzt nicht auf seine Lippen zu sehen.

"Du musst mir vorher deinen Sohn vorstellen."

Mein Willen ist gebrochen und mein Blick wandert zu seinem Mund. Die Worte, die ihn eben verlassen haben, lassen mein Herz erweichen. Nach einigen Sekunden Stille sehe ich wieder in sein erwartungsvolles Gesicht. Er hat sehr wohl bemerkt, wo mein Blick eben war.

Ohne einen weiteren Gedanken an Zweifel zu verschwenden strecke ich mich ihm entgegen und lege meine Lippen sanft auf seine. Ich hatte Recht, sie sind sehr weich und Gott, wie gut sich das anfühlt. Mit einem zufriedenem Lächeln und durchdrehendem Herzen löse ich mich wieder von ihm und sehe ihm in die Augen. Er lächelt mich liebevoll und überrascht zugleich an.

"Abgemacht."

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt