Kapitel 26. Erinnerungen

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Vorweg einmal tut es mir leid, dass das Kapitel jetzt erst kommt, ich war die letzten Monate am umziehen. Please forgive me! Aber ich halt euch nicht weiter auf, viel Spaß!

Es ist, als wenn ich in meine Hogwarts Zeit zurück geworfen werde. Jetzt macht alles einen Sinn. Die Zeit, kurz bevor ich von meinen Zimmergenossinen abgeschnitten war, zieht an meinem inneren Auge vorbei. Die Zeit, die ich ohne Lola mit den Rumtreibern verbracht hat. Die Zeit, in der sie mit den Mädels unterwegs war. Die Nächte nach dem Vorfall, in denen Lola nicht mehr im Schlafaal aufgetaucht ist.

Es macht Sinn ...

Hat sie deswegen ...?

Hat ihr Ehemann Scott sie aus diesem Loch raus geholt? Ist sie nach seinem Tod noch tiefer rein gefallen? Ist das beides der Grund, weshalb sie sich umgebracht hat? Dass sie das mit Hogwarts, mit mir nie richtig hat abschließen können? Dass sie all die Jahre schweigen musste? Die Schuldgefühle ... Und dann verliert sie die wichtigste Person in ihrem Leben ... Die Person, die sie aus dieser Verzweiflung geholt hat. Die Person, die sie glücklich gemacht hat. Die Person, die sie am meisten liebte.

Bewegungslos sitze ich in meinem Auto, meine Gedanken springen nur in meinem Kopf herum, alles setzt sich zusammen und ich beginne zu verstehen.

Warum sie so isoliert war. Warum sie kaum jemand zu Gesicht bekam.

Ein Klopfen an der Fensterscheibe lässt mich heftig zusammen zucken und mein Kopf schnellt zur Seite. Vor meinem Fenster steht Dirk, welcher mich Fragend ansieht. Ich schaue ihn erschrocken und aus den Gedanken gerissen an, mein Hirn setzt plötzlich aus. Als ich nicht reagiere und auch keine Anstalten mache, mich zu bewegen, geht Dirk ein mal um das Auto herum, öffnet die Beifahrertür und setzt sich neben mich.

"Beide schlafen tief und fest", sagt er leise zu mir und schaut mich ernsthaft besorgt an. "Wie wars?"

Ich reiße mich zusammen und rede so leise und vorsichtig, als hätte ich Angst vor dem, was ich gerade erfahren habe. "Sehr traurig, bedrückend. Lolas Eltern grüßen dich und danken dir für die Anteilnahme, auch wenn du nicht da sein konntest."

Dirk nickt nur langsam in sieht in meinen Schoß, in dem ich das Buch verkrampft fest halte. Erst jetzt bemerke ich, wie ich das Tagebuch umklammere und lockere meinen Griff darum. Mein Blick gleitet runter zum Buch und dann wieder hoch in das besorgte Gesicht meines besten Freundes.

"Das ist ...", beginne ich zu erklären, doch ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Kurz schweige ich und sammel mich wieder, bevor ich einen erneuten Versuch wage. "Das ..." Doch vergebens. Wieder einmal versagt meine Stimme, Tränen steigen mir brennend in die Augen, und der Versuch, nicht in Tränen auszubrechen verschlimmert es nur noch.

Ich spüre Dirks besorgten, fürsorglichen Blick auf mir lasten und seine Hand meinen Oberarm streicheln. "Lola?", fragt er mich leise und ich nicke vorsichtig, ehe bei mir der Damm bricht.

All die Tränen, die ich den ganzen Tag zurück gehalten haben, überrollen mich plötzlich, rasen mein Gesicht und meinen Hals hinab. Schluchzer schütteln meinen Körper und aus meinem Mund kommen durch meine Hand gedämpfte Klagelaute. Ohne zu zögern nimmt Dirk mich über die Mittelkonsole hinweg in den Arm und drückt mich fest an sich.

All die Tränen, die ich in Hogwarts bereits geweint habe, kommen wieder hoch. All die Tränen, die ich zurück gehalten habe. Der ganze Schmerz flammt in meiner Brust auf und verbrennt mein Herz vollkommen, verbrennt meine Lunge, meine Seele. Ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Alles ist in diesem Moment unwichtig geworden, die ganze Welt hört auf sich zu drehen und verstummt. Nur die Erinnerung an Lola sind da.

An das Mädchen, das mich mit offenen Armen empfangen hat. Die strahlend blauen Augen, die solch eine Freude ausgestrahlt haben, die so groß und voller Neugier waren wie die eines Kindes. Die dunklen Haare, welche meist unordentlich hoch gesteckt worden sind, die Strähnen, die ihr immer ums Gesicht fielen, vor allem wenn sie wieder so viel zu tun hatte und hilflos über ihren Büchern brütete. Ihre wilde Gestik, die sie nie unter Kontrolle hatte und damit fast eine Gefahr für die um sie herum sitzenden war. Ihr besorgter Blick sobald sie merkte, dass etwas bei mir nicht in Ordnung war. Sie wusste es meistens sofort, ohne dass ich ein Wort sagen musste. Die Trauer und Scheu in ihrem Blick, nachdem unsere Freundschaft in die Brüche ging. Ihr sonst so stolzer Gang, ihr gehobenes Kinn, die federnden Schritte durch die Gänge ausgetauscht durch einen ständigen Blick auf den Boden, ein Schleichen durch die Gänge, Zurückhaltung in allem was sie tat. Die sonst rosigen Wangen in dem lebhaften Gesicht brannten nun nur noch vor Schuld. Die vor Freude sprühenden Augen wurden leblos und die Ringe drum herum von Tag zu Tag tiefer. Und dann sah ich ich sie nicht, jahrelang. Bis auf das eine letzte Mal in der Winkelgasse. Diese zerbrechliche Frau hatte nichts mehr mit ihrem alten Ich gemein. Diese Frau, die so viel in ihrem Leben durchstehen musste seitdem ich es betrat. Am Ende kommt alles auf mich zurück. Und es tut mir so leid. Ich wollte nie, dass sich das so entwickelt. Ich wollte sie in meinem Leben behalten, mit ihr zusammen alt werden, mit ihr rum albern während unsere Kinder um uns herum tänzelten, alles mit ihr gemeinsam erleben und teilen. Ich habe sie geliebt ... nein, ich liebe sie immernoch. Aus den tiefen meines Herzens habe ich nie aufgehört sie zu lieben. Lola Burton, wenn du irgendwo da oben bist und mich hörst, schau in mein Herz und seh all die Liebe, die ich für dich habe. Du hättest zu mir kommen können und ich werde mir nie verzeihen, dir in deinem Leben nicht klar genug gemacht zu haben, dass du das kannst. Egal, was passiert ist. Egal, was wir gemacht haben. Ich wollte dich nie verlieren und habe nun keine Chance mehr, es dir persönlich zu sagen. Es tut mir leid ...

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Where stories live. Discover now