Kapitel 17. Ein erstes Mal

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Wir haben Donnerstagnachmittag und mein Tag war ein einziger Kaffeeklatsch. Ich habe Dora gestern die Eule geschickt, dass wir zu fünft kommen und Madame Malkins sich einverstanden erklärt hat, das Kleid anzupassen. Sofern ich mich um Doras Maße kümmere. Also ist sie heute Vormittag schon in den Laden eingetrudelt, das Kleid unterm Arm und ein blendendes Strahlen im Gesicht. Natürlich hat sie sofort angefangen mich auszufragen, was meine Begleitung angeht. Ich habe Sirius Namen nämlich nicht im Brief erwähnt, einfach um Sie ein bisschen auf die Folter zu spannen.

Ich kann ein bisschen gemein sein, ich weiß, aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Zudem wollte ich ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn sie es erfährt.

Das war es jedenfalls wert. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von ungläubig zu glücklich zu wissend zu erwartungsvoll. Und das innerhalb von 2.5 Sekunden. Letzterer hing mit den Fragen, die ihr auf der Zunge brannten zusammen.

Wie? Wann? Ihr habt euch geküsst? Nur geküsst? Was denkst du darüber? Was denkt er darüber?

Sie ist sogar extra etwas länger geblieben, um mit mir zu reden. Doch als eine handvoll Kunden im Laden war, um die ich mich kümmern musste, ist sie freiwillig gegangen.

Kurz vor Schluss ist Dirk in seiner Pause vorbei gekommen und auch er hat die Sirius Geschichte in allen Einzelheiten mit mir durchgekaut. Wobei er mir doch gerne unter die Nase gerieben hat, wie er es gewusst hat.

Zu Hause habe ich dann mit meiner Mutter telefoniert und sie auf den neuesten Stand mit der Hochzeit gebracht, Sirius habe ich diesmal außen vor gelassen.

Wer weiß, ob das was ernstes wird.

Um meinen stechenden Gedanken um Sirius zu entfliehen und auch, weil es längst überfällig ist, putze ich das Haus gründlich von oben bis unten. Doch spätestens unter der Dusche gute zwei Stunden später überfallen mich die Gedanken wieder. Und meine Phantasie spielt ihren Teil dazu, einen verdammt großen Teil. Mit meinem Zauberstab trockne ich meinen Körper und meine Haare gründlich ab und wische den Beschlag von meinem Spiegel ab.

Mir blickt eine müde Frau entgegen, welche ihre Gedanken zum ersten Mal seit Jahren auf einen Mann lenken kann, der sie glücklich machen könnte. In solchen Momenten ging mir bis vor kurzem noch der Krieg immer durch den Kopf, all die Opfer, all die Risiken. Der Gedanke, weg zu ziehen, so wie meine Eltern es getan haben, begleitet mich stetig. Doch wo sollten wir hin? Auf der ganzen Welt herrscht das Chaos, die Todesser sind überall verteilt und haben die Möglichkeit, mich in dem kleinsten Dorf in Kasachstan wieder zu finden, wenn sie mich als Bedrohung ansehen. Und allein der Fakt, dass ich als Halbblut aus England mit einem Kind fliehe könnte schon genug sein, Noah, mich, meine Eltern, Dirk und alle, die mir nahestehenden, in Lebensgefahr zu bringen. Diesen Leuten kann man wirklich alles zutrauen. Und das kann ich nicht zulassen, nicht ehe ich einen narrensicheren Plan habe, der problemlos funktioniert.

Ich atme einmal tief die schwüle Luft ein und mache mich daran, mich leicht zu schminken. Sirius kommt heute Abend vorbei, um Noah kennen zu lernen. Dirk geht mit Timothy aus, also haben wir das ganze Haus für uns. Von daher darf ich es nicht mit dem Makeup übertreiben und mich nicht allzu schick anziehen. Vor allem, weil ich noch ein Abendessen kochen muss. Und wenn ich dann meine schönen Kleider versaue, werde ich mir selbst in den Hintern beißen.

Vor meinem Schrank stehend ziehe also einen einfachen, knielangen Faltenrock, ein eng anliegendes Tanktop, welches mich durch den größeren Ausschnitt attraktiver wirken lässt. Ich will zumindest ein bisschen Sex Appeal haben. Noch einen luftigen Cardigan drüber, meine Sandalen an die Füße und eine zarte Kette, das wars. Meine Haare lasse ich offen über meine Schultern fallen.

Mit einem Blick auf die Uhr mache ich mich auf den Weg zu meineem Auto und fahre zu Noahs Kindergarten. Zusammen kaufen wir die Zutaten für sein Lieblingsessen, Hackbällchen in Jägersoße mit Nudeln, und bereiten das Essen zu Hause gemeinsam vor. Auch wenn Noahs Hauptaufgabe darin besteht, das Fleisch mit seinen kleinen Fingern zu Bällen zu formen. Nebenbei erzählt er mir aufgeregt von seinem Tag.

"Und dann hat der Tim die Klara in den Sandkasten geschubst, ohne dass Linda dass gesehen hat. Sie hat überall Sand gehabt und ist weinend auf das Klo gerannt."

"Oh nein, die arme Klara. Habt ihr das der Linda denn gesagt?", frage ich Noah und er nickt heftig.

Ich stelle den Topf mit dem gesalzenem Wasser auf eine Herdplatte und geselle mich zu ihm. Gemeinsam vergraben wir unsere Finger in das rohe Fleisch und formen es nach unseren Wünschen.

"Ja, ich habe das gemacht. Und Klaras beste Freundin Jenny war auch dabei. Als Klara dann aus dem Klo gegangen ist habe ich ihr meinen Schokoriegel gegeben, damit sie wieder glücklich ist."

Ein warmes Gefühl durchströmt meinen Körper und erfüllt mich mit Stolz. Mein kleiner Junge ist so lieb zu allen und versucht immer, das beste zu tun. Auch wenn er manchmal sehr anstrengend sein kann, so ist er all den Stress mehr als nur Wert. Ich liebe ihn sehr und ich bin so froh, ihn zu haben. Ein besseres Kind kann ich mir nicht wünschen.

"Das hast du aber sehr gut gemacht", erwidere ich und drücke meinem Sohn einen Kuss auf den Kopf. "Hat sie sich gefreut?"

"Ja. Sie hat aufgehört zu weinen und mich umarmt", erzählt Noah und verzieht leicht das Gesicht. Sofort fange ich an zu schmunzeln.

"Ich denke, Klara mag dich sehr, Noah."

"Ih, Mädchen sind doof!", entgegnet er, was mich zum lachen bringt. "Ich will nicht, dass sie mich mag, sie soll nicht traurig sein."

"Magst du sie denn nicht?"

"Nein, iiih!"

Wieder lache ich laut auf über den ungewohnt empörten und verständnislosen Blick. Er passt überhaupt nicht zu seinen knuffigen Wangen und den großen blauen Augen.

"Glaub mir, irgendwann, wenn du größer bist, wirst du Mädchen mögen und die Mädchen werden dich mögen."

Er schüttelt heftig seinen Kopf. "Nein, nie werde ich Mädchen mögen, nie!"

Ich drücke ihm noch einen Kuss auf den Kopf, gegen den er sich weigert. "Wenn du das so sagst, Noah. Ich muss dir aber auch etwas erzählen. Wir bekommen heute Abend Besuch von einem guten Freund von mir. Er wird mit uns zusammen essen und er will dich kennen lernen."

"Wer ist es denn?", fragt er neugierig und legt einen sehr unförmigen Hackfleischklumpen neben sich.

"Ein alter Freund von mir aus meiner alten Schule. Ich glaube, du wirst ihn mögen. Also musst du heute brav sein, ja?", bitte ich ihn und Nervosität flammt in mir auf.

Was ist, wenn Noah Sirius gar nicht mag?

"Okay", entgegnet Noah, ohne von seinen Händen hoch zu schauen. Konzentriert knetet er das Fleisch weiter und ich atme tief durch, um die Nervosität loszuwerden.

Was kann schon groß passieren, außer dass Noah sich heute Abend weigert, mit Sirius zu sprechen und quengelig wird? Das wird Zeit brauchen, er wird sich schon an ihn gewöhnen ... hoffentlich.

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Where stories live. Discover now