Kapitel 19. Mutter-Tochter-Zeit

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"Hast du schon ein Kleid?", fragt meine Mutter mich neugierig und trinkt einen Schluck Tee aus ihrer Tasse.

Ich bin mit Noah zu meinen Eltern gefahren, die seit einem Jahr auf dem Land wohnen. Das Haus ist mit allen möglichen Schutzzaubern umhüllt, die mein Vater monatlich erneuert. Hier im ruhigen sind sie etwas geschützer vor den Todessern, aber noch nah genug an Noah und mir, um im Notfall da zu sein.

"Ich hab mir kein neues gekauft, wenn du das meinst. Ich nehme wahrscheinlich das, was ich zu Caros Hochzeit an hatte."

"Wieso kaufst du dir denn nichts Hübsches Schatz? Habt ihr Geldprobleme?", hinterfragt sie besorgt und sieht mich mit einem ernstem Gesichtsausdruck an. Ich verdrehe meine Augen. Diese Frage kommt oft auf.

"Nein Mum, das ist es nicht. Selbst wenn ich wollte, so hätte ich keine Zeut mir ein neues zu kaufen. Mit der Arbeit, Noah und den Vorbereitungen auf Doras Hochzeit finde ich gerade genug Zeit mal kurz unter die Dusche zu springen, ehe Noah meine Aufmerksamkeit beansprucht. Plus gibt es selten etwas, was mir wirklich gut gefällt und es wert wäre, gekauft zu werden."

Die Augen meiner Mutter blitzen auf und ein Lächeln bildet sich auf ihrem Gesicht.

"Weißt du was, wir gehen hoch und durchstöbern die alten Klamotten von Caroline und dir, meine auch wenn du willst, und vielleicht finden wir da ja was hübsches, was du lange nicht mehr an hattest! Dann ist es wie als wäre es neu."

Begeistert legt sie ihre Teetasse weg und ich drehe mich besorgt zu meinem Vater, der sich mit Noah beschäftigt.

"Denkst du, er schafft das alleine?", frage ich meine Mutter skeptisch, doch sie winkt nur mit der Hand ab.

"Wenn er dich und deine Schwester überlebt hat, dann schafft er Noah mit links. Komm jetzt, das wird lustig."

Voller Tatendrang steht meine Mutter auf und ich komme nicht umhin, belustigt meinen Kopf zu schütteln. So kenne ich meine Mutter.

"Dad, wir sind auf dem Dachboden. Kommst du zurecht?"

Mein Vater, der mit meinem Sohn auf dem Wohnzimmerboden spielt, winkt nur mit der Hand ab.

"Alles gut mein Spatz, das kriegen wir zwei schon hin. Nicht wahr, Noah?", fragt mein Vater meinen Sohn und fängt an, ihn durchzukitzeln. Anstelle einer Antwort lacht er nur und windet sich unter den flinken Fingern seines Opas.

Mit einem Lächeln auf den Lippen folge ich meiner Mutter die Stufen hoch und entdecke sie auf dem Dachboden zwischen den unzähligen, beschrifteten Kisten. Voller Tatendrang zieht sie die Kisten mit meinem Namen und dem meiner Schwester hervor und klopft den Staub von ihnen weg. Gemählich geselle ich mich zu ihr und helfe ihr, sie zu öffnen.

"Erinnerst du dich noch daran?", fragt meine Mutter mich und zieht ein altes, blaues Kleid von Caroline raus.

"Oh ja", erwidere ich lachend. "Ich war so neidisch darauf, dass ich kurz davor war, es kaputt zu machen, damit Caroline es nicht haben konnte."

"Ich erinnere mich noch gut daran, wie du mit der Schere in den Hand deine Schwester durch den Garten verfolgt hast", ergänzt meine Mutter kopfschüttelnd und kramt tiefer in die Kiste. "Hier sind noch welche, die dir jetzt noch passen könnten."

Wir legen alle Klamotten in meiner jetzigen Größe auf den Boden und nehmen den Berg mit runter in das Zimmer meiner Eltern, als alle Kisten durchstöbert und Erinnerungen durchlebt worden sind. Gemeisam sortieren wir dort aus, was für eine Hochzeit tragbar ist und was nicht. Dannach gehts an die Anprobe.

"Was denkst du davon?", frage ich meine Mutter zweifelnd und drehe mich in dem schwarzem, mit bunten Punkten übersähtem Kleid zu ihr. Ihre Augen scannen mich einmal von oben bis unten ab und sie schüttelt den Kopf leicht.

"Nein, das gefällt mir nicht wirklich."

Sie wendet sich von mir ab und zieht ein weiteres Kleid aus den spärlichen Ergebnissen unserer Schnitzeljagd. Ein babyblaues, ärmelfreies Kleid, das mit vorwiegend rosa Blüten übersäht ist, einem annehmbarem V-Ausschnitt und kleinen Rüschen vom Ausschnitt ausgehenden bis um die Taille.

Überrascht sehe ich das mir unbekannte Kleid an, nehme es in die Hände und halte es im Spiegel vor meinen Körper.

"Das Kleid kenne ich gar nicht", sage ichund schäle mich aus dem gepunktetem.

"Oh stimmt, das hat Caroline sich gekauft, als du schon mit Dirk zusammen gewohnt hast. Aber da sie selbst kurz darauf schwanger wurde gab sie es mir, damit ich es zu den anderen lege."

Ich ziehe mir den luftig leichten Stoff über den Kopf und sehe erstaunt in den Spiegel. Das Kleid passt beinahe wie angegossen. Im Brustbereich ist es nur leicht eng, aber das stört mich nicht weiter.

"Was ist damit?", frage ich und drehe mich zu meiner Mutter, nicht ohne über die Schulter blickend meinen Rücken im Spiegel kurz zu betrachten.

"Das ist sehr schön", entgegenet meine Mutter, steht auf und zupft das Kleid hier und da zurecht.

"Darauf könnte ich die braunen Sandaletten anziehen, die ich vor kurzem gekauft habe und den Goldschmuck den ihr mir zum 18ten Geburtstag geschenkt habt."

Meine Mutter nickt und eilt kurzerhand zu ihrem Schrank, um einen cremefarbenen Sommerhut mit breiter Krempe hervor zu ziehen. Vorsichtig zieht sie ihn mir auf den Kopf und lächelt zufrieden.

"Was hälst du von dem Hut?", hinterfragt sie und ich drehe mich zum Spiegel.

"Ich sehe hübsch aus", erwiedere ich überrascht und zupfe etwas am Hut herum. "Das gefällt mir sehr gut."

Begeistert klatscht meine Mutter einmal in die Hände und sieht mich voll mütterlichen Stolzes an.

"Das freut mich sehr meine kleine. Das musst du auf jeden Fall anziehen. Wer weiß, vielleicht gefällt das ja einem Mann dort besonders gut", fügt sie zwinkernd hinzu und ich verdrehe die Augen lächelnd.

"Da würde ich mir keine großen Gedanken drum machen, Mama."

Ich nehme den großen Hut von meinem Kopf und schlüpfe wieder aus dem Kleid heraus.

"Wieso denn nicht? Du bist eine hübsche, kluge junge Frau. Welcher Mann würde dich denn nicht haben wollen?"

"Mama, vergiss Noah nicht. Ich bin Mutter, und das schreckt die meisten Typen in meinem Alter ab."

Sie winkt diesen Fakt mit der Hand ab, als wäre er verwerflich. "Ach komm, jetzt hab dich nicht so."

Ich seufze. "Wenn ich ehrlich sein soll Mama, ich hab da wen kennen gelernt. Aber ...", falle ich ihr ins Wort, bevor sie anfängt, mich mit Fragen zu löchern. "ich bin mir noch nicht sicher, wie es verlaufen wird, ich will ihm und mir noch etwas Zeit geben, bevor du dich über ihn her machst mit all deinen Fragen. Und vor allem über mich. Also keine näheren Details außer dass ich ihn aus Hogwarts kenne und er wirklich nett und liebevoll ist."

"Aber Hannah ...", fängt meine Mutter leicht überrascht an, doch ich unterbreche sie erneut.

"Bitte Mum, tu mir den Gefallen", bitte ich sie flehentlich und sie atmet einmal tief ein, die Stirn in Falten gelegt.

Nach einigen Sekunden atmet sie geschlagen aus und legt ihre Hände in ihren Schoß. "Naja gut schön, wie du willst."

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Donde viven las historias. Descúbrelo ahora