Kapitel 1: Stilles Lamm

3.2K 121 57
                                    


Regen, Wind, herumwirbelnde Blätter, das war der Herbst und im Moment hatte der Oktober begonnen. Die dicken Regentropfen prasselten an das Fenster, vor dem der Brünette Junge saß und betrübt auf die vorbeigehenden Menschen schaute. Es war wohl weniger die Tatsache, das es regnet und windet weshalb er so abwesend war, mehr das überall wo man nur hinschaute, sogar bei solch schlechtem Wetter, da sah man glückliche verliebte Paare umherlaufen. Soeben lief ein junges Pärchen vor dem Haus lang. Der Mann hielt, ganz gantlemanlike, der jungen Dame den Regenschirm über den Kopf und fand sich mit der Tatsache ab, wahrscheinlich selbst nass zu werden. Wie in einem Film. Das war dem Jungen dann doch zu kitschig, weshalb er sich lieber seinen aufgeschobenen Hausaufgaben widmete.

Schließlich war die Zehnte Klasse nicht leicht zu meistern, und man sollte annehmen, er hätte besseres zu tun, als nach einer Beziehung ausschau zu halten. Aber es war eben so, daß er noch nie jemanden hatte, für den er solch starke Gefühle aufbringen konnte. Ihm war noch nie jemand begegnet. Alle seine "Freunde" prahlten immer damit wie viele Weiber sie das Wochenende denn wieder flachgelegt hatten. Er hielt sich da immer fein raus. Manuel hatte damit irgendwie nichts am Hut, dann doch lieber seine beiden besten Freunde. Die waren anders, in seinen Augen normaler. Obwohl sie alle drei zusammen, schon ziemlich verrückt waren.

Noch nie verliebt gewesen und doch irgendwie Liebeskummer. Passt das denn zusammen in einen Satz? Früher hatte er sich nie nach so was gesehnt. Aber mit der Zeit kam das Verlangen nach einer Person, der man blind vertrauen kann und die man einfach so umarmen kann, ohne einen triftigen Grund. Aber er war eh zu schüchtern und zurückhaltend. Mit neuen Leuten und Freunden tat er sich ein wenig schwer. Selbst wenn es nur Max war, der mit ihm schon in die Krabbelgruppe ging, er fühlte sich doch immer unterlegen. Wie sollte er denn so bitte neue Leute kennenlernen? Vielleicht braucht er auch nur einen Schubs in die richtige Richtung.

Aus irgendeinem Grund haftete sein Blick nicht an seinem Lehrbuch, sondern schwenkte wieder zu der kleinen Fensterbank. Der Himmel färbte sich inzwischen rötlich und es dürfte nicht mehr lang dauern, da wäre es schon dunkel. Wieder ein Tag rum. Und Welch ein Glück, das Morgen auch schon Freitag war. Nur das der Brünette sich am Wochenende nicht erholen könnte, das war ihm schon bewusst. Am Samstag würde man ihn zu irgendso einem wichtigen Geburtstag mitschleppen. Wenn er das richtig gehört hatte, dann wurde seine eine weit entfernte Großcousine, ganze Hundert Jahre alt. Das ist natürlich ein Ereignis, welches gefeiert werden muss. Nur waren doch auf solch großen feiern immer etliche Leute. Alle hatte man schon ewig nicht gesehen. Dann muss man jedem nach und nach das gleiche erzählen. Diese ganzen Standard Fragen, wie es einem den gerade so ginge, was man zurzeit für ein Hobby hatte oder wie die Noten in der Schule sind. Das war doch typisch für solch eine Feier.

Gleich darauf am Sonntag, da wollte irgendeine Cousine seiner Halbrüder heiraten. Mit der Seite seiner Familie kannte er sich nicht gut aus. Zwar lebte er mit seinen Halbgeschwistern schon seit knapp zehn Jahren unter einem Dach, aber hielt sich trotzdem immer sehr verdeckt, wenn Leute aus deren Familie kamen. Da war eben wieder das Ding mit den Fremden Menschen.

Seine Eltern hatten schon überlegt ihn mal zu einem Therapeuten zu schicken. Wegen seiner Sozialphobie, wie sie es vermuteten. Er selbst Bezeichnete es einfach als Schüchtern und Introvertiert. Schließlich war es noch nicht so schlimm, daß man von einer Phobie sprechen konnte, somal da ja noch viel mehr zugehörte. Er war einfach nur gerne für sich, reichte das nicht als Erklärung?

"Hey, du sollst endlich zum Essen kommen, wir rufen schon die ganze Zeit." Sein ältester Bruder Peter machte einen ziemlich genervten Eindruck, als er seinen Kopf durch die Tür steckte. Der Angesprochene schreckte aus seiner Gedankenwelt und wandt den Blick vom Fenster ab, welches er nun schon eine geraume Zeit lang anstarrte. Gott muss das dämlich ausgesehen haben. Er tat nichts anderes als zu nicken. Schon verschwand Peter auch wieder und ließ den Träumer alleine zurück. Erst jetzt bemerkte er die ganze Tinte, die an seinen Händen klebte. Während er das Fenster angestarrt hatte, musste er wohl mit dem Füller in der Hand gespielt haben. Das dieser dann ausläuft hätte ihm von Anfang an klar sein müssen.

"Bist du wieder einmal schwerhörig?" Seine Geschwister schienen ja mal wieder äußerst gute Laune zu haben.

"Nein der war bestimmt nur wieder in seiner Traumwelt versunken." Wenn blicke töten Könnten dann wären Sebastian und Lara jetzt schon unter der Erde. Peter wahrscheinlich auch wenn er so darüber nachdachte. Der einzige der ihn nicht ständig anmotzte, war sein dritter Bruder Rafael. Während die ganze Familie um den Tisch herumsaß und man beinahe nur das Besteck klappern hörte, drohte Manu schon wieder mit seinen Gedanken abzuschweifen. Aber was sollte er auch anderes Tun. Der Bedrückenden Stille lauschen? Er konnte ja wenig dafür das alle mal wieder einen schlechten Tag hatten.

Normalerweise müsste doch viel mehr geredet werden, schließlich kam es nicht sehr oft vor das seine Schwester mal wieder daheim war.
Auch Peter wohnte schon längst nicht mehr bei Mutti Zuhause. Dieser hatte schon sein eigenes Leben begonnen. Er wohnte jedoch nicht weit weg von hier und so war er dann doch öfter daheim als es Manu Recht war.

Die anderen Begannen über irgendwas belangloses zu reden. Der Jüngste der Truppe blieb wie so oft still. Meist war es nicht leicht der Jüngste zu sein. Mit seinen sechzehn Jahren ist er zwar kein Kind mehr, aber den anderen trotzdem unterlegen. Der Jüngste wurde doch immer als lästig und störend angesehen.

"Ich habe keinen Hunger mehr." So selbst wusste er auch nicht was ihn eben geritten hatte, aber ohne weiter zu fackeln oder zu warten, schob er seinen Stuhl zurück und verließ das Esszimmer. Sein Blick blieb kurz an der Haustür hängen als er zurück in sein Zimmer stiefelte. Irgendwas wollte ihn rausziehen, doch er hielt sich selbst zurück und beschloss nun endlich diese verflixten Hausaufgaben zu machen, sein Lehrer währe sonst nicht sehr gut drauf.

________________________

Hallo an alle die ich eben noch bei 'Never Perfekt' gelesene habe und auch an alle die komplett neu sind.

Das ist das erste Mal das ich etwas in Erzählersicht schreibe, also ich bin selbst gespannt wie es so wird.

Also dann, ich will gar nicht weiter labern, habe sogar auf das Vorwort verdichtet xD
Bis zum Sonntag, hoffe ich ;)

Zufallsglück // KürbistumorWhere stories live. Discover now