Kapitel 16: Aufbruch

1K 78 67
                                    


Manu lag auf seinem Bett und schaute gedankenverloren an die Decke. Das grinsen von vorhin lag ihm immer noch auf den Lippen. Das Adrenalin, das Herzrasen, die Glücksgefühle, das wollte einfach nicht aus seinem Körper verschwinden. Von seiner Mutter hatte er sich noch eine Standpauke anhören dürfen, warum er denn so spät käme. Doch er hatte nicht einmal richtig zugehört. Von Glück konnte er sprechen das Sebastian nicht mitbekommen hatte mit wem er weggegangen war. Das hätte echt noch ein größeres Theater gegeben. Und nun verstand er wirklich nicht warum.

Palle war doch mehr als nett. Seine Freunde, alle waren super gelassen und freundlich. Menschen musste man vielleicht ersteinmal richtig kennenlernen. Obwohl, so richtig kennen tat er Patrick ja auch nicht. Beide wussten immernoch ziemlich wenig über einander. Und vielleicht mag an den Aussagen seines Bruders und seiner Freunde auch was dran sein, aber die Seite die er heute Abend von Patrick zu spüren bekam, die war das komplette Gegenteil von allen Erzählungen.

So langsam kehrte die Müdigkeit die ihm im Park schon überwältigt hatte, wieder zurück. Schnell zog er sich um, ein Abstecher ins Bad musste noch sein und dann, schnell unter die wärmende decke schlüpfen. Er war auch schnell eingeschlafen, mit dem Gedanken an Patrick und den Kuss. Seinen traumhaften ersten Kuss.

"Manu! Lara ist da kommst du runter?" Rafael stürmte in das Zimmer. Mürrisch drehte der Angesprochene, welcher nebenbei bemerkt noch immer im Bett lag und bis vor wenigen Sekunden noch geschlafen hatte, sich um. "Schläfst du immer noch? Manu es ist halb zwei!" Rief sein Bruder entsetzt und riss dem Jüngeren die wärmende Decke ohne Vorwarnung weg.

"Hey!" Empört sprang Manu aus dem Bett und stürzte sich auf Rafael welcher triumphierend die Decke hoch hielt. Beide Stürzten zu Boden. Beide die Decke umklammernd, sich halb rumrangelnd auf dem Boden hin und her rollend.

"Was ist denn hier schon wieder los? Geht das denn nicht vernünftig? Manuel anziehen! Rafael runter an den Kaffe  Kaffeetisch!" Die Mutter kam nicht gerade begeistert ins Zimmer gestürmt. Lachend trennten die Jungs sich und folgten der Aufforderung.

Frisch geduscht und fertig gemacht traf Manu auch mal im Wohnzimmer ein, wo schon der Rest saß. Auch Peter war wieder da. Alle saßen verteilt auf der Couch, manche eine Tasse Tee und manche eine Tasse Kaffe in der Hand. Sie unterhielten sich alle. Manu platzierte sich neben seine große Schwester und schnappte sich die Kaffeetasse, welche für ihn dastand. Kaffee trank er nur dann wenn es wirklich notwendig war, inzwischen aber auch immer öfter wenn sie am Nachmittag alle mal zusammen saßen. Früher fand er das Getränk scheußlich, heute akzeptierte er den Geschmack und nahm dafür die aufmunternde Wirkung gerne entgegen.

"Und Manu? Du bist dann bereit? Ich würde mich nämlich nicht zu lange hier aufhalten. Damit wir noch relativ zeitig wieder drüben sind." Naja, Zeitig war ein nicht ganz passender Begriff. Sie müssten mit einer Pause eingerechnet schon an die sechs Stunden fahren. Manu nickte nur auf die Frage hin. Die Tasche hatte er zum Glück gestern schon gepackt. Wäre er gestern Abend aber nicht noch weggegangen, hätte er heute auch nicht so lange geschlafen.

Sie tranken noch ihre Getränke aus und wollten dann losfahren. Manu lief die Treppen hoch um sein Zeug zu holen. Seine Sporttasche stand neben der Tür, seine Jacke ebenfalls. Schnell hatte er alles gegriffen und lief wieder runter.

"Nadann wollen wir doch Mal. War schön euch alle wieder zu sehen. Ich komme ja erst einmal eine ganze Weile nicht mehr." Lara umarmte alle der Reihe nach. Manu verabschiedete sich normal. Dieser würde dann nach ein paar Tagen, wenn er hält wieder zurück wollte, mit dem Zug zurück fahren, Was angesichts der Zugverbindungen ein wenig umständlich war. Wenn er ehrlich war. Er würde ja am liebsten gleich hier bleiben. Sich vielleicht noch einmal mit Palle treffen. Aber es würde in Berlin bestimmt trotzdem schön werden. Ein bisschen Ruhe und Zeit für sich am Vormittag. Und am Nachmittag Sachen mit seiner Schwester machen. Sie stiegen ins Auto. Manu nahm seine Kopfhörer und das Handy aus der Tasche heraus, das wäre bei ihm vorne besser aufgehoben. Als sie losfuhren winkten alle nocheinmal.

"Und freust du dich?" Seine Schwester blickte grinsend zu ihm, bevor sie schon wieder auf die Straße schaute. Manu lächelte.

"Ja klar." So ganz überzeugt klang das nun aber nicht. Sehnsüchtig schaute er aus dem Fenster und beobachtete die Häuser die an ihm vorbeizogen. Wie konnte man nach so wenig Zeit die die beiden miteinander verbracht hatten, nur so eine Sehnsucht empfinden? Er vermisste Palle jetzt schon, mehr als es normal sein konnte. Sie hatten sich doch letzte Nacht erst lange gesehen. Und sie hatten sich geküsst. Manus erster Kuss. So lange hatte er gewartet bis er endlich eine Person fand für die er solche Gefühle empfinden konnte. Auf den oder die richtige gewartet. Er wusste ja nicht einmal ob er überhaupt wie die meisten anderen auf Mädchen stand, fakt, im Moment waren sie ihm egal. Der eine Junge, um den drehte sich genau genommen, seit dem sie zusammengestoßen waren, alles. Einfach diese Gefühle. Diese Nähe. Er wollte sich wieder an ihn lehnen können, wie gestern auf der Wiese. Verdammt es waren ein paar Stunden die sie auseinander waren und Manu machte ein Drama als ob er den Jungen nun drei Jahre nicht sehen würde. Übertrieben nicht?

"Manulein? Über was grübelst du denn die ganze Zeit?" Durch Laras ruhige stimme wandte Manu den Blick vom Fenster ab. Inzwischen waren sie auf die Autobahn gelangt. Es waren viele Autos unterwegs, klar gerade hatten die Ferien begonnen. Da wollten alle in den Urlaub fahren.

"Ach nichts. Ich... Hatte nur überlegt was wir in Berlin denn machen wollten." Suchte er schnell nach einer Ausrede. Wo seine Schwester zu erzählen begann, sie schien schon einen genauen Plan zu haben, hörte er eigentlich schon wieder nicht zu. Jetzt, war sein Kopf wiederum völlig leer. Am besten an gar nichts mehr denken. Vielleicht könnte er ja noch ein bisschen Schlafen, dass hatte er am heutigen Tage zwar genug aber man konnte ja nie wissen. Er lehnte seinen Kopf ans Fenster und schloss seine Augen. Verwunderlicher Weise schlief er ziemlich schnell ein.

"Manu!" An seiner Schulter rüttelte es und Manu schlug die Augen auf. "Wir sind da." Lachte Lara neben ihm. Verschlafen rieb der Junge sich die Augen und stieg in die Finsternis aus. Sie waren tatsächlich schon da. Manu hatte einfach die ganze Fahrt geschlafen.

"Na los." Sie reichte Manu sein Gepäck und lief zur Haustür des Wohnblocks. Bis in den Dritten Stock liefen sie die Treppen hinauf. "Hier schließ auf, du stehst näher an der Tür." Lachte Lara und Manu konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Die Wohnung war nicht die größte, im Durchschnitt für eine Studentin in Berlin aber doch ganz ordentlich. Wohnzimmer und Küche befanden sich in einem Raum, ein kleines Bad und zwei Schlafzimmer. Eines davon das Gästezimmer in dem Manu übernachtete. Der Raum war nicht besonders groß, es passte alles rein was man brauchte. Hier stand ein großes Doppelbett und ein Kleiderschrank. Sogar einen kleinen Fernseher gab es. Das reichte vollkommen aus.

"Ich würde schlafen gehen, die Autofahrt war dann doch ein bisschen anstrengend." Lara steckte kurz den Kopf ins Zimmer. Ihr Bruder nickte und packte weiter seine Sachen aus. Er glaubte gerne das das anstrengend war. Erst von Berlin zu ihm und knapp eine Stunde später wieder zurück. Das war nicht leicht. Und spät war es auch schon. Doch Manu hatte im Auto geschlafen. Er war also wach. Ob er sich jetzt noch die Stadt anschauen sollte? Es war zwar nachts, aber dann war auch nicht so viel los. Und das Brandenburger Tor war gar nicht so weit entfernt. Also zumindest erinnerte er sich daran. Er war nämlich als seine Schwester hier einzog, mit seiner Familie schon einmal hier, aber das war auch schon drei Jahre her.

___________________________

Darf ich euch hier einmal das Leben eines nachtaktiven, chaotischen Teenagers vorstellen? Klar!

Aufstehen irgendwann Mittag, dennoch keine Energie haben um sich mehr als zwei, drei Mal aus dem Bett rauszubewegen. Irgendwann gegen neun Uhr Abend wach werden, zwei Kaffee und zu viel Weinachtsschokolade später: Das gesamte Zimmer ist verwüstet um es dann mühselig, für meinen Geschmack, viel zu ordentlich wieder aufzuräumen, dabei zehn Minütige Sprachnachrichten zu verfassen und zu bekommen, nur um dann irgendwann hier ein Kapitel hochzuladen, weiter aufzuräumen, und sich am Ende gehen drei oder vier zu fragen, wie man am Montag bitte zeitig aufstehen soll um leider wieder in die Schule zu gehen. Ich werde Tod sein.

Nachtaktive Menschen werden mich da sicher verstehen O.O

Zufallsglück // KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt