Kapitel 35: Knutschfleck

874 69 19
                                    


Sonntagabend. Manu hatte es so lange wie möglich herausgezögert wieder nach Hause zurück zugehen. Er wusste selbst nicht Recht warum. Eigentlich war da ja nichts schlimmes, nur bei Patrick... Da hatte er jemanden. Er konnte ihm vertrauen, ihm sein Herz ausschütten oder mit ihm kuscheln. Ihm selbst war schon gar nicht bewusst wie sehr und oft er sich an den älteren schmiegte oder im seinen Armen hing, ihn einfach umarmte und küsste. Aber Patrick störte es nicht, er genoss es das Manu ihm seine Zuneigung deutlich zeigte, so hatte es noch keine Seele zuvor getan.

"Hey Schatz. Da haben wir dich aber auch wieder. Habt ihr das Projekt fertig bekommen?" Als Manu die Haustür aufschloss, sah er sofort seine Mutter, die ursprünglich nur am Flur vorbeilaufen wollte, dann aber doch stehenblieb.

"Ja wir sind gut fertig geworden. Und so lange war ich doch nicht weg." Lächelte Manu. Wieder eine Lüge. Er wollte nicht daran denken, schnell schob er diesen Gedanken in den Hintergrund und überspielte dieses quälende Gefühl mit einem Lächeln.

"Nadann. Das Abendessen ist übrigens in ein paar Minuten fertig, am besten du kommst dann gleich." Sagte sie noch und lief wie anfangs geplant wieder in die Küche. Aus dieser verbreitete sich ein wunderbarer Duft nach essen im Haus aus. Manu nickte noch, was sie allerdings nicht mehr sah. Er sollte wohl den Pullover tauschen, Sebastian könnte ihn schließlich wiedererkennen. Maurice und Michael haben wenn er so darüber nachdachte, eigentlich ziemlich ruhig reagiert. Also auf die Sache mit der Beziehung zwischen ihrem Kumpel und dem so verhassten Patrick. Doch sein Bruder, Beziehungsweise seine beiden Brüder, waren ein ganz anderes Level. Manuel traute es den Älteren schon zu das er nicht richtig zuhören würde und Patrick am nächsten Tag Wort wörtlich einen Kopf kürzer macht. Und Patrick ließ sich sowas natürlich auch nicht gefallen. Manu hatte schon einmal eine Schlägerei beobachten können, in die ebenfalls Patrick verstrickt war. Er wollte keinen von beiden in Schwierigkeiten bringen. Schweigen war doch ganz gut. Vielleicht fürs äußere her aber trotzdem frisst es einen langsam von innen auf, das war auch der Grund warum er bei seinem Freund bleiben wollte, da hat er nicht daran gedacht, er hatte ruhig schlafen können weil er genau wusste da war jemand, jemand der ihn beschützen würde.

"Manu kommst du endlich?" Rief es laut. Er zuckte zusammen und stellte fest, das er immernoch wie erstarrt vor seiner Tür stand, die Hand auf der Klinke. Er muss zu sehr im seinen Gedanken versunken gewesen sein als hätte er dies bemerkt.

"Ja komme sofort." Schnell huschte er in sein Zimmer und kramte ein Beliebiges T-Shirt aus dem Schrank raus. Und so schnell es ging, die Treppen wieder runter, an den Küchentisch.

"Na endlich." Seuftzte Sebastian und begann sofort zu essen. Ebenfalls Manu, er achtete nicht wirklich auf die anderen, doch spürte den Blick von Rafael der zu seiner linken saß.

"Ich glaub ja nicht das du ein Schulprojekt gemacht hast." Sagte Rafi dann belustigt und beugte sich weiter zu Manu, um das T-Shirt an seiner Schulter etwas weiter herunter zu ziehen. Manu schluckte. Er schaute ebenfalls zu seiner Schulter. Er schlug die Hand seines Bruders weg und legte seine auf den Knutschfleck den er anscheinend vergessen hatte. Verdammt Patrick. Er hatte es ja schon fast wieder vergessen, wenn er Recht überlegte, dann dürfte das nicht der einzige sein der seinen Körper zierte. Jedoch hatte er die ganze Zeit Patricks Pullover getragen und nichts bemerkt. Er war mehr als deutlich sichtbar.

"Uhh. Hast du es auch Mal geschafft dir eine Freundin zu angeln." Manu bedachte die Aussage von Sebastian nur mit einem Feindseligem Blick. Müsste er jetzt auch noch weiter nachhaken?

"Sebastian bitte!" Ihr Vater schaltete sich auch ein und wandte sich zuerst an Sebastian. "Warum stellst du sie uns nicht einmal vor?" Sagte er nun und lächelte Manu neugierig an. Ihm rutschte jedoch das Herz in die Hose. Er sagte nichts, lächelte nur unbeholfen.

"Tut mir leid das ist keine Gute Idee." Sagte er leise und legte den Kopf schief. Aber seine Mutter und auch sein Vater schienen das zu überhören. Genauso seine Brüder, die tuschelten lieber beide und überlegten wer es war, wie in Gottes Namen es ihr jüngerer Bruder geschafft hatte, eine Freundin zu finden. Was total komisch war, denn schlecht sah der Junge ja nicht aus. Im Gegenteil, die Mädchen fanden die längeren Braunen Haare süß und auch die grünen Augen brachten Pluspunkte, Manu war nur immer zu schüchtern. Das war sein einziges Problem, aber da Patrick ja den ersten Schritt gemacht hatte, ging das schon.

"Ja genau! Am Freitag ist doch Lara auch da. Bring sie doch zum Abendessen mit." Sagte nun auch seine Mutter euphorisch. Manu biss die Zähne zusammen. Er hatte es doch gerade gesagt.

"Mum..." Wollte er gerade ansetzten doch konnte nicht weiter.

"Und wie ist sie so?" Fragte sein Vater nun wieder und hatte sich ein Stück zu ihm gelehnt. Manuel hatte keine Lust mehr. Das war doch blöd, niemand hörte ihm zu und dieses 'sie', das störte ihn. Schließlich... Ja schließlich müsste es ja 'er' lauten. Er ließ einfach das Besteck fallen was ein Lauten klirren von sich gab. Alle waren still und schauten ihn verwundert an. Manu war wütend. Die anderen konnten doch nicht wirklich was dafür, sie wussten nicht das er nichts mit Mädchen am Hut hatte... Aber wenigstens zuhören könnten sie oder ihm die Privatsphäre lassen und ihn nicht mit Fragen und Anforderungen bombardieren.

"Ich habe keinen Hunger mehr." Sagte der Jüngste gereizt und stand auf. Es war ihm egal. Er lief einfach nach oben in sein Zimmer. Der Hunger war ihm tatsächlich vergangen. Er schmiss sich einfach auf sein Bett und Umklammerte eines der kleineren Kissen die sich auf diesem Befanden. Ein seuftzen überkam seine Lippen. Wird sich das jemals aufklären? Er hoffte es schwer aber zunächst müssten Sebastian und Rafael die Einstellung zu seinem Freund loswerden. Kurz spielte er mit dem Gedanken diesen anzurufen, aber er wollte nicht das Patrick sich schuldig fühlte, schließlich war er ja auch etwas schuldig. Er richtete sich kurz auf und hob sein T-Shirt, sodass sein Oberkörper freilag. Ebenfalls waren dort auch ein paar der Flecken zu sehen. Er musste etwas lächeln als er sie sah, schließlich errinerte er sich ganz genau, was sie beide getan hatten an dem Nachmittag. Und er mochte es. Die Nähe und die Verbundenheit zu Patrick. Er legte sich wieder grade auf das Bett und lächelte verschmitzt die Decke an. Er hatte die Situation ganz genau vor Augen. Und mit Patrick würde er es jedes Mal wieder tun.

"Hey Manu. Was war denn los?" Rafael betrat mit einem schuldigen Blick den Raum. Manu blieb liegen, er wollte sich in dem Moment nicht die Mühe machen sich zu erheben.

"Nichts was soll gewesen sein? Ist ja nichts dabei wenn keiner zuhört." Manu schnaubte und bewegte sich weiterhin keinen Zentimeter.

"Ist alles gut? Du redest schon seit Wochen nicht mehr mir mir. Ja fast Monate. Du hast mir doch früher auch immer alles erzählt." Etwas besorgt setzte sich der Älter zu Manu an den Bett Rand und schaute ihn an. Manu legte den Kopf zu Seite. "Schiebs doch auf die Pubertät das ich launisch bin..." nuschelte er bockig. Seine Augen waren so monoton und Gefühlskalt. So war er inzwischen oft zu seinen Brüdern. Keine Gefühle und Gedanken zeigen, so fiel es ihm leichter sich von ihnen zu distanzieren. Sie würden es sonst rausbekommen.

"Verstehe..." enttäuscht seuftzte Rafael und ging wieder. "Aber ich bin trotzdem immer für dich da." Hatte er noch gesagt. Manu wollte es glauben, so sehr. Aber in dieser Sache befürchtete er, fallen gelassen zu werden. Sie mussen ihn einfach verstehen. Er konnte nicht anders. Die Angst ist zu groß.

_____________________________

So... In meiner neu gewonnenen Zeit in der ich noch keine Schulaufgaben habe, habe ich versucht zu Backen. Brownies. Eigentlich kann ich sehr gut backen. Nur irgendwie wurden es keine Brownies, sondern zwei viel zu große dicke Schokoladenkuchen aus Brownieteig. Nunja. Nach Schokolade schmeckt es dennoch.
#coronaferien die mich einfach jetzt schon dezent ankotzen. Und ihr so?

Zufallsglück // KürbistumorWhere stories live. Discover now