Kapitel 27: Alpträume

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"Sag mal Manulein, wie sieht es denn bei dir so aus? Hast du vielleicht auch ein Mädchen was dich interessiert?" Tante Marie auf der Geburtstagsfeier letztens sie hatte so komisch gegrinst als wäre sie der Meinung sie wüsste etwas.

"Ach komm der wird doch nie ein Mädel finden" lachte Sebastian und tätschelte seinem Bruder auf den Kopf.

"Manu wie sieht's bei dir in Sachen Liebe aus? Du bist ja jetzt auch alt genug." Sein Großvater schien an diesem Thema genau wie alle anderen interessiert zu sein.

"Ich hab da letztens so ein richtig süßes Mädchen kennen gelernt. Chessi heißt sie. Und ihr so?" Sogar Michael ließ ihn nicht verschont.

Der Junge war von allen Seiten umzingelt. Zusammengekauert hockte er auf dem Boden. Die ganze Masse an Menschen, Familie und Freunde waren um ihn versammelt. Stellten Fragen alle durcheinander, keiner vermochte still zu sein alles zu diesem einem Thema. So sehr musste er sich konzentrieren nicht loszuschreien und ja alles für sich zubehalten. Der Druck wuchs und die Leute rückten näher die Fragen und die Stimmen wurden lauter. Er hielt sich die Ohren zu.

"Lasst Mich! Lasst mich in Ruhe!"

Schweißgebadet schreckte der Brünette hoch. Nichts als Dunkelheit und das Licht der Laternen von der Straße, die durchs Fenster schienen, umhüllten ihn. Er konnte nicht richtig atmen, es viel ihm schwer Luft zu holen. Aufrecht saß er nun im Bett, verschwitzt und nach Luft ringend. Sein Herz raste wie wild, er hatte das Gefühl es wäre im ganzen Haus zu hören. Er hatte Angst die Augen nocheinmal zu schließen, Angst wieder von den Alpträumen die immer schlimmer wurden geplagt zu werden. Drei ganze Monate verheimlichte er das alles schon, wich allen Fragen aus und zog sich zurück. Drei Monate ging das ganze schon so.

Alle stellten Fragen welchen er nicht gewollt ist zu antworten. Die Angst beherrschte ihn bis in den letzten Knochen. Lange stand er das nicht mehr durch, er war total geschafft, die Energie lag schon bei null. Er hatte ganz einfach keine Kraft mehr. Patrick hatte er von der ganzen Situation nichts erzählt. Zugegeben er hätte es sich ja auch leichter vorgestellt, wie schwer kann es schon sein eine Beziehung zu verheimlichen? Zu verschweigen wohin man jedes mal geht. Diese gesamte Situation war einfach nur Stress. Am Anfang war es leicht, doch mit der Zeit wurden seine Eltern, Geschwister und auch Freunde skeptisch, fingen an mehr zu fragen. Er log mehr, zog sich noch mehr zurück und drohte an dieser Situation zu ersticken. Aber er würde es weiterhin durchhalten. Sobald er dann wieder in den Armen seines Freundes lag und ihn küssen konnte war das alles vergessen, er musste nicht daran denken, da fühlte er sich einfach unbeschwert.

Nocheinmal tief durchatment griff er nach seinem Handy. 05:21 Uhr zeigte das Gerät an. An einem Samstag Morgen. Er würde nach so einem Traum nicht mehr schlafen können, ließ sich einfach geschafft nach hinten fallen und schien sich sogleich wieder zu beruhigen. Er war so müde, doch er wollte nicht wieder an so einem Traum erschrecken, lieber zwang er sich wachzubleiben. Irgendeine dämlche Serie würde ihn bestimmt ablenken.

"Ach das geht auch nicht." Genervt warf er sein Handy neben sich und stand auf. Grade Mal zehn Minuten später hatte er die Nase schon voll. Er schnappte sich seine Klamotten und machte sich schon einmal fertig. Er hatte doch nichts weiter zutun. Erst saß er nur auf seinem Sofa, dann hatte er angefangen das Zimmer aufzuräumen, aber auch das war irgendwann fertig.

"Das geht so nicht weiter..." Murmelte er und lehnte sich gegen die Wand. Er wusste die ganze Sache musste sich ändern, doch es ging einfach nicht. Vielleicht war ja schon jemand anderes wach. In der Hoffnung eine neue Beschäftigung zu finden trottete er runter in die Küche, niemand, weiter ins Wohnzimmer, auch keiner, genauso wie im Arbeitszimmer seines Vaters. Er verkniff sich ein seuftzen.

Er öffnete die Terrassentür und trat hinaus. Es war erst so früh und deshalb auch noch dunkel. Sie hatten Mitte Januar und es war noch immer kein Schnee gefallen. Er lief einfach raus in den Garten, ignorierte die Tatsache das er keine Jacke bei sich hatte. Der kühle Wind bließ ihm durch die Haare, kurz schloss er die Augen und genoss es. Zwar war es kalt, aber genau das war gerade das Richtige. Ohne weiter darüber nachzudenken setzte er sich einfach auf den Boden und hatte die Augen geschlossen. Das was er nicht tun wollte, aber vermeiden konnte er es nicht. Er mochte den Winter ja, eigentlich eine sehr schöne Jahreszeit. Die Schneeflocken die durch die Luft tanzten und die in weiß getauchten Straßen. Heißen Tee trinken und mit einer Warmen Decke da sitzen. Doch viel bekam man dieses Jahr davon nicht mit. Es war trocken und eiskalt. Wieder etwas was schief lief.

"Hey! Spinnst du?" Er zuckte stark zusammen als er hinter sich die Stimme seines Bruders vernahm. Sebastian stand in der Terrassentür und schaute ihn so an, als sei Manu komplett bescheuert. Was in den Moment vielleicht ein wenig zu traf.

"Willst du krank werden? Komm endlich wieder rein, das ist Arschkalt hier." Naja es waren gerade mal minus vier Grad. Eigentlich ging das noch. Ohne einen weiteren Kommentar erhob sich der Jüngere und trottete zur Tür herein. Hinter ihm schloss Sebastian diese wieder.

"Hey. Was hast du? Die ganzen letzten Wochen bist du schon so komisch." Sagte sein Bruder nun sichtlich besorgt. Er hatte eine Hand auf die Schulter von Manu gelegt, welcher mit dem Rücken zu ihm stand.

"Ich hab nichts." Murrte der Brünette und drehte den Kopf herum. Glatt gelogen. Die Wahrheit sagen? Niemals! Den Grund dafür...

"Sag mir doch bitte erhlich. Hat es was mit Patrick zu tun? Bedroht er dich oder sowas? Manu wir wissen das ihr vor ein paar Monaten Kontakt hattet. Maurice und Michael haben von dem Vorfall in der Schule erzählt. Er hat dich bedrängt. Also. Lass dir doch helfen dir kann keiner was tun. Wenn du nur mit uns redest." Sebastians Augen Funkelten besorgt. Es war für Manu ungewohnt ihn so hilfsbereit und besorgt zu sehen. Das passte sonst gar nicht zu dem Großen. Aber seine Worte. Genau das ist der Grund warum er nicht einfach sagen kann was los ist. Warum er sich selbst so fertig macht und alles in sich hineinfrisst.

Patrick ist kein schlechter Mensch. Manu kannte ihn doch besser. Diese ganzen Gerüchte, die Vorurteile, die sind nicht echt. Nur entstanden durch ein paar Fehler, Patrick hatte ihm das alles erzählt, die Geschichten dahinter, die Gründe welche er damals gehabt hatte oder was ihn in solche Situationen gebracht hatte. Er verstand seine Brüder einfach nicht. Und irgendwo wollte er es auch nicht.

"Ich habe kein Problem mit Patrick. Wir kommt ihr alle da nur drauf? Ich hab ihn seit dem Vorfall nicht wieder gesehen." Sein Blick war genervt und unverständnisvoll. Seine Brüder würden es doch nie verstehen. Er fühlte sich nicht gerade wohl dabei. Warum mussten sie ihren Jüngeren Bruder nur immer so Misstrauen? Grund hatten sie zwar und die verhielten sich aus Sorge so. Und dennoch, Manu konnte damit einfach nicht mehr umgehen.

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Ich habe gerade wieder einmal festgestellt, wenn irgendeine andere Person (die mir, ich schätze, irgendwie nahesteht?) an mein Handy gelangen würde, würden verdammt viele Menschen verletzt werden. Oder sich zumindest unnötig viele Sorgen machen.
Mein Handy ist jetzt doppelt und dreifach gesichert xD (selbst wenn ich weiß das es niemand anrühren wird.)

Zufallsglück // KürbistumorWhere stories live. Discover now