Kapitel 36: Rafael

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"Ach man!" Manu schmiss gereitzt den Stift auf den Tisch. Maurice und Michael schauten von ihren Heftern auf und beobachteten verwirrt ihren Kumpel. Dieser ließ den Kopf einfach vor sich auf den Tisch fallen. "Autsch" murmelte er monoton als er doch etwas heftiger als gewollt aufschlug.

"Immernoch wegen Rafael?" Micha legte seinen Stift ebenfalls beiseite. Sie saßen eigentlich gerade bei Maurice in der Küche und versuchten ihre Hausaufgaben zu machen. Lust hatten sie keine, aber es musste ja sein. Manu stimmte dem zu. Irgendwie bekam er den enttäuschten Blick von Rafi nicht aus seinem Kopf. Klar er hatte ihm immer alles erzählt und seit mehreren Monaten schwieg er sogut wie über alles. Das war für beide Seiten komisch und gerade wussten sie alle nicht, wem dies mehr zusetzte.

"Ihr habt seinen Blick nicht gesehen." Sagte Manu und hob seinen Kopf wieder. Gelangweilt und gleichzeitig so voller Sorge schaute er seine Freunde an. Die waren aber ebenso ratlos.

"Und... Wenn du mit ihm redest? Ich meine er kennt Patrick doch nicht." Vorsichtig zuckte der Blondschopf mit den Schultern. Das stimmte ja, Rafael kannte Patrick nicht, er ging auf eine andere Schule. Eigentlich war er ja nur so besorgt um Manu, weil Sebastian ihm erzählt hat, wie Patrick angeblich ist. Das ist ja das einzige was er weiß.

"Ja schon... Aber ich muss ihn davon überzeugen das es falsch ist, was er weiß." Seufzte Manu. Aber auch das dürfte nicht so die Schwierigkeit sein. Er wollte das später klären. "Hey, warum machen wir das Zeug jetzt? Morgen ist eh Freitag." Sagte Manu und hatte plötzlich ein grinsen im Gesicht. Seine Freunde schauten nur schief und fragend.

"Das Fußballturnier? Keine Schule?" Gab der Brünette als weitere Informationen bis es den anderen auch dämmerte.

"Dann siehst du deinen Patrick ja wieder." Grinste Micha. Auch Manu lachte. Seit dem Wochende wo er bei Palle geschlafen hatte, haben sich die beiden nicht mehr gesehen. Manu hatte zu viele wichtige Tests die Woche gehabt, als dass er Zeit hätte, einfach nur rumzuhängen und Spaß zu haben. Er nickte auf die Aussage hin. Er freute sich, zwar spielte sein Freund ja mit, allerdings könnte er ihn ja nach dem Spiel sehen, hoffte er.

"Also... Ich mache die Hausaufgaben doch jetzt fertig, sonst muss ich's ja am Wochenende machen." Maulte Maurice und schrieb seinen Text hastig weiter, Michal und Manu seuftzen und machten sich auch wieder an die Aufgaben. Dann eben doch.

...

"Ähm Hey... Rafi?" Sachte klopfte er an die Tür seines Bruders. Gleich als er bei Maurice losgelaufen war, hatte er sich vorgenommen mit Rafael zu reden. Er wollte ihn nicht weiter so sehen und sich nicht weiter so schlecht fühlen.

"Was? Hast du jetzt plötzlich wieder ein Problem?" Manu war wie erstarrt. Rafael hatte nicht einmal aufgeschaut von seinem Handy. Er war einfach so kühl. Aber Manu war ja selbst daran schuld. Der Brünette wusste nicht was er an der Stelle tun sollte. So hatte er ihn wirklich noch nie erlebt.

"Ich... Ich wollte dir das nur erklären..." Murmelte er dann leise. Diese Spannung und diese Kälte im Zimmer, er verließ es sofort und schmiss sich lieber der Länge nach auf sein eigenes Bett. Bevor er auch nur einen Gedanken fassen konnte, ging die Tür auf und der Ältere kam ohne was zu sagen herein. Während er sich aufrichtete, setzte Rafi sich ebenfalls auf das Bett und schaute einen Moment zu seinem kleinen Bruder.

"Tut mir leid... Erzähl mal." Manu viel ein Stein vom Herzen als er sah wie ruhig und gelassen Rafael wieder war. So war die Situation gleich viel angenehmer. Beide schauten sich einen Moment an, bis der Jüngere den Blick senkte. Er wusste nicht wie er das ganze anschneiden sollte. So viel zu erzählen und so so wenig auszusprechen. Er kniff kurz die Augen zusammen und atmete tief durch. Irgendwann hätte er es eh machen müssen oder es wäre so aufgeflogen. Also ist es besser das ganze gleich hinter sich zu bringen.

"Ich habe keine Freundin..." Ganz langsam. Einfach ganz langsam vorrantasten und schauen wie der Größere reagieren würde. Sobald der Name Patrick viel, wusste Manu nicht mehr, in welche Richtung sich das hier entwickelte. "Sondern einen Freund."

"Okay." Erst kam nichts mehr. Kurz musste sein Gegenüber dies aufnehmen. Aber Rafael war weiterhin ziemlich gelassen und machte keine Anstalten sich aufzuregen. Noch nicht. "Und kenne wir ihn denn?" Erkundigte er sich, da auch er nicht gerade weiter wusste. Wahrscheinlich war auch er etwas überfordert. Konnte man ihm ja auch nicht allzu übel nehmen.

"Naja Indirekt." War daraufhin die Antwort.

"Damit kann ich glaube wenig anfangen Manulein." Rafael lachte und schaute Manu Zuversichtlich an mit der Sprache herauszurücken. Manu wollte nicht. Das machte es kaputt. Das ginge nicht gut. Er konnte doch nicht...

"Patrick." Sagte er so leise wie es ging. Aber man verstand es, da es sonst ringsherum still war. Und gleich war es noch viel ruhiger. Anscheinend hatte sein Bruder die Luft angehalten aus Schreck und musste sich selbst erst wieder unter Kontrolle bekommen, während es der Jüngere mit der Angst zutun bekam. Aber so richtig.

"Manu. Das ist doch nicht dein Ernst? Also ich kenne ihn nicht, aber Sebbi hat da so einiges erzählt. Ich finde du solltest jemanden suchen der mehr zu dir passt, vielleicht etwas ruhiger ist. Und dich vorallem glücklich macht." Ein grinsen bahnte sich auf Rafaels Gesicht als würde er das nicht ernst nehmen und die Sache für einen Witz halten. Manu ballte die Hände zu Fäusten und versuchte ruhig zu bleiben. Doch war dies eher schwierig.

"Ich bin glücklich!" Rief Manu entsetzt. Rafi runzelte die Stirn und sein Blick wurde ernst.

"Die letzten Monate hast du dich komplett zurückgezogen und warst traurig oder deprimiert. Du hast kaum noch mit mir und den anderen geredet und die meiste Zeit in deinem Zimmer verbracht wenn du denn mal zu Hause warst, du hattest ständig dunkle Augenringe. Jetzt erzähl du mir nicht, das du glücklich bist. Alles aber nicht das. Der Typ bereitet dir doch nur Sorgen und Probleme." Manu konnte nicht fassen was er da zu hören bekam. Er sprang vom Bett auf.

"Vielleicht solltest du Mal überlegen warum? Nicht wegen ihm. Verdammt er ist der einzige bei dem ich das Gefühl habe die Probleme überrollen mich Mal nicht. Aber hier? Bei dir und Sebastian? Das ist schlimm, ich halte es nicht mehr aus. Deshalb habe ich das nicht erzählt, weil du so reagierst, nichteinmal richtig zuhörst. Ich bin gerade überall lieber als hier!" Schrie Manu voller Wut. Die Tränen musste er zurückhalten. Rafael war zusammengeguckt. Auch für ihn war es das erste Mal, das er seinen kleinen Bruder so erlebte. Sonst war er so eine ruhige Seele.
Er konnte nichts sagen, war wie festgefroren am Bett. Manu lief nach diesen Worten einfach nach unten, Jacke und Handy geschnappt und nichts wie raus aus dem Haus.

"Hey, ich komm nochmal vorbei. Gab richtig Stress mit Rafael." Murmelte Manu ins Handy als Maurice den Anruf angenommen hatte.

"Bis gleich." Man hörte die Besorgnis aus der stimme seines Kumpels, aber darauf konzentrierte er sich jetzt nicht. Er hätte natürlich auch zu seinem Freund gehen können, aber er wusste ganz genau, Patrick würde sich die Schuld an der Situation geben und er wollte das nicht. Außerdem wollte er ihm nicht schon wieder zur Last fallen. Mit Micha und Mauri sollte er aber so oder so Mal wieder mehr Zeit verbringen.

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Bereit für ne ordentliche Tonne übertriebenes Drama in den nächsten Kapiteln? :D

Aber fernab davon... Glaubt ihr an Schicksal? Ich habe es nie getan, doch manchmal in Momenten wie Heute... Da zweifle ich wieder und frage mich ob ich daran glauben sollte.

Zufallsglück // KürbistumorTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang