Blütenkrieg

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"Ah, Taehyungie, da bist du ja wieder", begrüßte meine Mutter mich, als ich gerade rauf ins Badezimmer duschen gehen wollte. Sie saß am Küchentisch und zerbrach sich ihren Kopf über einem Kreuzworträtsel. 

"Ja, wie war's am Feld?"

Ich machte noch einen kurzen Zwischenstopp beim Waschbecken und nahm mir ein Glas Wasser. Challenge an alle Leser: Trinkt jetzt auch mindestens ein Glas, selbst wenn's mitten in der Nacht bei euch ist. Stay hydrated. 

Ich mein's ernst :)

"Ganz gut, ich glaub, die meisten Fahnen haben wir schon draußen. Aber wo warst du bitte den ganzen Tag?"

"Hab mit dem neuen Jungen gechillt, weißt eh, die, die im Haus beim Spielplatz eingezogen sind"

"Ah ja. Und ist er nett? Die Omi hat gemeint, er grüßt nicht"

"Also mich hat er gegrüßt. Überhaupt sind sie aus Wien, da grüßt man ja nicht jeden"

"Aso, aus Wien, schön, schön. Französisch für Abend?"

"Soir"

"Soir, stimmt, bon soir, ach das hätte ich wissen können", tadelte meine Mutter sich selbst und trug die vier Buchstaben ins Gitter ein. 

"Ich geh mal duschen", informierte ich sie und stellte das leere Glas ab. 

Sie nickte nur und schien schon wieder vollkommen vertieft in das Rätsel. Ich hastete zwei Stufen auf einmal nehmend die Stiege rauf und verkroch mich ins Bad. Hatte wohl doch noch ein paar Kraftreserven. 

Endlich in der Dusche konnte ich mir den grindigen Schweiß abwaschen. Klebrige Haut konnte ich gar nicht leiden und so seifte ich mich ordentlich ein. Währenddessen musste ich daran denken, wie Jeonggukie meinen Oberarm berührt hatte. Ihm hatte meine weiche Haut gefallen. Na ja, war auch kein Wunder, da sogar die Omi manchmal gedankenverloren meinen Arm streichelte. Dabei konnte ich gar nix für die Softness. War halt so. 

Als ich meine Haare nass machte, bemerkte ich, dass ich einen fatalen Fehler gemacht hatte. Jeonggukies Blumenkranz. Shit, den hatte ich komplett vergessen. Panisch drehte ich das Wasser ab, aber es war zu spät, die ersten Blüten rannen schon meinen Körper hinab in den und sammelten sich beim Abfluss. Sie passten nicht durch. 

Das durfte doch nicht wahr sein, er hatte sich solche Mühe gegeben. Und ich war zu blöd und spülte das Geflecht einfach fort. Goddamn it. 

Verzweifelt bemühte ich mich, die Blumenköpfe aufzulesen und irgendwie wieder in den zerfallenden Krank auf meinen Haaren zu stecken. Doch sie hielten nicht und ich richtete nur noch mehr Schaden an. Man, nein wie unfähig konnte man sein?

Frustriert ließ ich mich auf die Knie sinken und zerfetzte die letzten Reste von Jeonggukies Werk. Ich schmiss die Blüten und Gräser gegen die Duschwand, einige segelten wieder nach unten, die meisten blieben auf der feuchten Glasscheibe picken. 

Die schönen Margariten, Löwenzähne und Gänseblümchen...vielen fehlten einzelne Blütenblätter, die jetzt verloren im Wasser herumtrieben. Sein liebevolles Geschenk. Fuck, ich hatte es eigentlich würdig aufbewahren wollen oder trocknen zwischen Buchseiten, sodass die Schönheit der Blumen nicht verging. Jeonggukie würde sicher traurig sein. 

Niedergeschlagen rappelte ich mich wieder auf und nahm den Duschkopf in die Hand. Kurz betrachtete ich das Schlachtfeld. Auf eine komische Art gefiel mir der Anblick der verlorenen Blüten, Halme und Blättter an die Duschwand geklatscht. Zerstörung war nach allem wohl wirklich eine Form von Kreativität und Kunst. 

Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen und spülte schnell die Wand sauber. Immer noch blieben die Pflanzen am Abfluss hängen und türmten sich davor auf. Sie sollten endlich weggehen! Mit dem Fuß versuchte ich nachzuhelfen, aber es wurde einfach nichts. Sie wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen. Ob Jeongguk auch so hartnäckig war? Hoffentlich nicht. 

Ich hatte genug und stellte das Wasser wieder aus. Halbeingeseift trat ich aus der Dusche und ließ das Blumenchaos hinter mir. Da wir auch eine Badewanne hatten, wusch ich mich notgedrungen dort und versuchte, den Kranz auszublenden. 

Doch eine letzte Blüte hatte sich offensichtlich noch nicht aus meinen Haarsträhnen befreien können und wurde erst jetzt von dem Wasser mit geschwemmt. Auch sie schaffte nicht den Weg in den Abfluss und wartete aufdringlich, dass ich sie befreite. Ich mochte Pflanzen, aber in diesem Moment erfüllte mich eine solche Wut auf sie, dass mein Herz ganz heiß wurde. Eine Träne rollte langsam über meine Wange und tropfte von meinem Kinn ins Wasser. Sie wehrte sich nicht, sondern wurde verschlungen und mitgerissen ins Abflussrohr. 

TH fühlt sich weird

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Sandkastenfreunde || TaeGukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt