Von Beethoven und Sakura-chan

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"Ich kenne fünf Charaktere aus Naruto", behauptete Felix und schwang seine Schnapsflasche in die Höhe. 

"Ich kenne acht", fuhr Nico fort. 

Zu neunt saßen wir in einem provisorischen Kreis in der Wiese beim Lagerfeuer und spielten Bullshit. Die Regel hatte man im Handumdrehen drauf. Der Anfang wurde gemacht, indem einer sagte, wie viele Charaktere, Farben, Politiker oder was auch immer er nennen konnte. Die Person neben ihm erhöhte dann meistens die Anzahl, wobei es natürlich von Vorteil war, wenn sie auch wirklich so viele Dinge dieser Art aufzählen konnte. Hatte irgendwann jemand Zweifel daran, dass sie tatsächlich diese Anzahl kannte, rief er "Bullshit". Die vorherige Person musste dann halt mit dem Aufzählen beginnen und es beweisen, oder eben verkacken. War ein cooles Spiel, auch wenn es mich manchmal zum Schwitzen brachte. 

"Zehn", ging Theo weiter mit den Naruto Charakteren rauf. 

"Bullshit!", unterbrach Elias sie. 

Zehn Naruto Charaktere waren doch wirklich nicht viel, jeder der die Serie geschaut hatte, sollte das doch locker zusammenbringen. Und Theo hatte sie geschaut. Als wir noch im Schwimmflügelalter gewesen waren, war die tägliche Folge Naruto ein Fixpunkt im Tagesprogramm gewesen. Gleich nach Pokémon. Pokémon war DER shit gewesen. 

"Pf nag gut, also: Naruto, Sakura, Sasuke, Kakashi, Jiraiya, Iruka, Hinata, Ino, Shikamaru, Itachi, Obito", ratterte sie ohne eine Atempause durch. Sie hätte eine halbe Minute Zeit gehabt, aber schaffte es in knapp zehn Sekunden. 

"Mist, okay", ärgerte Elias sich und fuhr sich durch die braunen Strähnen. 

Er hatte das Duell wohl verloren, also musste er den Preis für Verlierer entgegennehmen. Es war ein Büschel Gras, von dem er abbeißen musste. Theo überreichte es ihm feierlich grinsend und Elias nahm es mit verzogener Miene an. Nach einem lauten Seufzer nahm er einen Bissen, kaute angewidert und schluckte mit zusammengekniffenen Augen. 

"Bah, ist das grindig!", klagte er und zeigte seine Zunge, die aber nicht grün war. 

"Jetzt weißt du, wie's mir geht", meinte Basti, der bis jetzt fast jede zweite Runde verloren hatte, weil er beim Aufzählen immer durcheinander kam. Lag vielleicht auch am leichten Schwips. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. 

"Ich will nur erinnern", wandte Jeonggukie sich an Elias, "Du warst der, der die Bestrafung eingeführt hat"

"Dann sollte ich doch auch davon ausgenommen sein, oder?"

"Diktator oder was? Sicher nicht, jetzt komm, spielen wir weiter"

"Okay also...ich kenne...ähm, wartet kurz", überlegte Elias laut und zwickte seine Unterlippe zwischen seinen Fingern ein, "Ok, ich weiß was! Ich kenne zwei klassische Lieder"

"Ich kenne drei", erhöhte Mara. 

"Vier", ging Jeonggukie, der ja neben mir saß, mit. 

Ich musterte kurz seine Gesicht, um nachzusehen, ob er vielleicht nur bluffte. Kurz blieb ich an seinen süß geschwungenen Lippen hängen, doch meine Telepathie Versuche mit dem Küssen waren ja schon ein Fail gewesen, also verwarf ich die Idee schnell wieder und widmete mich der Beobachtung. Unbeirrt blickte er ins Feuer und ließ es sich nicht anmerken, falls er gerade gelogen hatte. Doch bis jetzt hatte er mich eigentlich meistens angeschaut, wenn ich an der Reihe war. Außerdem wäre es mir neu, dass er klassische Musik hörte. Wahrscheinlich trickste er also nur. 

Doch anders als Jeonggukie, kannte ich mich bei dieser Musikrichtung sehr wohl aus. Da ich selbst Klavier spielte, beschäftigte ich mich offensichtlich auch mit Mozart und Co., was mir in dieser Runde also einen klaren Vorteil verschaffte. Kurzerhand entschied ich mich dazu, Jeonggukie nicht zu bullshiten, um ihm das Gras fressen zu ersparen. 

Sandkastenfreunde || TaeGukTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon