Rein in die Lederhosen, Holareidulijö!

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Nächster Tag, nächstes Treffen mit Jeonggukie. Drei mal in Folge hatten wir uns jetzt schon gesehen. Das war doch verrückt, selbst als ich damals meine Freundin noch gehabt hatte, hatten wir uns höchstens einmal pro Woche gesehen. Aber ich hatte Spaß mit ihm und mochte seine Bussis, also ging es von mir aus klar. 

Wie jeden Vormittag durchquerten meine Eltern und ich den Kukuruz auf der Suche nach stäubenden Fahnen. Danach hieß es Mittagessen bei Omi und Opi. Sie klagten schon über das anstehende Festl, weil ihr Haus genau neben der Feuerwehr positioniert war und sie dann nie ruhig schlafen konnten. Würde heuer sicherlich nicht anders werden, vor allem da Jeonggukies Freunde Basti, Felix und Elias auch kommen sollten. 

Den Nachmittag über widmete ich mich dem Overwatch Spielen, während Tannie auf meiner Schoß schlief. Wie er bei meinem Lärm Schlaf finden konnte, war mir zwar ein Rätsel, aber bitteschön. 

Als es dann langsam dunkel wurde, beendete ich mein Spiel und nahm das kleine Fellknäuel in den Arm, um in mein Zimmer zum Anziehen zu gehen. Zurzeit hatte ich nämlich nur Boxershorts an und dafür war es dann doch ein bisschen zu kalt draußen. Anders als beim Fortgehen in Wien grübelte ich heute nicht lange, was ich anziehen sollte, sondern nahm einfach dunkelgrüne weitgeschnittene Shorts und ein weißes schlabbriges Leiberl, das ich mal mit Textilfarbe random bemalt hatte, sah aber ganz spacy aus. Hoffentlich würde es nur nicht zu sehr abkühlen über Nacht. Falls doch war's ja auch nicht so schlimm, ich wohnte ja keine zwei Minuten entfernt. 

"Ich geh dann mal", rief ich meinen Eltern vorm Fernseher zu, als ich mir gerade meine Schuhe anzog. 

"Wann kommst du wieder?", hörte ich die Stimme meines Vaters. 

"Keine Ahnung. Jeonggukie ist eh bei mir"

"Aso, na dann viel Spaß"

"Danke, tschüss"

"Tschüss"

Flink schnappte ich mir noch einen Schlüssel vom Brett und flitzte auch schon davon. Jeonggukie und ich hatten zwar keine Zeit vereinbart, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, er würde schon auf mich warten. Tat er wahrscheinlich immer. 

Draußen konnte ich schon die Musik vom Festl hören. Auch das Glühen des großen Lagerfeuers schimmerte gruselig an den Häuserfassaden, da es um mich herum schon komplett dunkel war. Wolken verdeckten den Sternenhimmel. Die Hitze des Tages steckte noch in der Umgebung und strahlte lauwarme Wärme ab. Äußerst angenehm. 

Mit leichten Schritten federte ich über die Brücke zu Jeonggukies Haus und beschleunigte meine Schritte, wann immer das Licht der Straßenlaternen mich nurmehr schwach erreichte. Gestalten und so. Sicher bei seinem Haus angekommen, läutete ich an. Durch die milchige in die Tür eingelassenen Glasscheibe konnte ich schemenhaft jemanden herkommen sehen und als die Tür geöffnet wurde, war es, wie hätte es anders sein können, Jeonggukie. Doch als er so vor mir stand, traf mich fast der Schlag und meine Kinnlade kippte nach unten. 

"Warum um Gottes willen hast du eine Lederhose an?", blaffte ich entgeistert. 

Er lehnte wirklich in einer goddamn Lederhose vor mir, ich konnte meinen Augen kaum trauen. Dazu hatte er ein traditionelles Hemd angezogen und eine Brosche mit einer Feder von einem Fasan. Ich dachte ohne Scheiß, das war ein Scherz. Doch er erwiderte meinen Blick überrascht und blickte an sich hinunter. 

"Wieso? Zieht man sowas nicht auf Dorffeste an?"

Oh mein Gott, ich konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten. Wie lustig war das bitte? Er dachte ernsthaft, dass man Tracht auf so ein Dorffest zum Saufen anzog. Wie geil haha. Meine Schultern taten schon weh vom Lachen, hui. 

Sandkastenfreunde || TaeGukWhere stories live. Discover now