Betrunkene Fasane

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Jeonggukie und ich entdeckten tatsächlich Theo und Bea auf der anderen Seite des Lagerfeuers. Die beiden saßen im mit Wildblumen dekorierten Gras und plauderten gut gelaunt. 

Theos lange blonde Mähne ergoss sich in leichten Wellen über ihren Rücken, hinters Ohr hatte sie sich ein Gänseblümchen gesteckt. Ihre wachen azurblauen Augen schauten gebannt in die züngelnden Flammen, die rötliche Schatten über ihre Iris warfen. Sie trug ein weißes T-Shirt, das ihr über den blau karierten Rock hing. Der Stoff umspielte keck ihre Oberschenkel, die Füße hatte sie in ihren weißen Converse verstaut. 

Beas milde grüne Augen, die mich immer an die Balance der Natur erinnerten, ruhten auf Theos Gesicht, da diese anscheinend gerade etwas erzählte. Die spitze Nase war besprenkelt von kleinen Sommersprossen, die Lippen edel geschwungen. Krauses braunes Haar reichte ihr ungefähr bis zu den Schultern und bauschte sich über ihren Ohren. Ihr lavendelfarbener dünner Sweater umschmiegte ihre zierliche Gestalt, von ihrer Hüfte hing ein lockeres Paar Chino Pants, das sie an ihrer Taille mit einem dunkelgrauen Gürtel zusammengebunden hatte. Dazu trug sie ausgelatschte Sneaker. 

"Sind sie das?", fragte Jeonggukie, dessen Arm noch immer um meine Schulter gelegt war. 

"Jap"

Wir gingen die letzten Meter zu ihnen, dann erkannten sie uns schließlich auch. Theos Miene hellte sich noch mehr auf, Beas Gesicht zierte ein Lächeln. 

"Hi", begrüßte ich die beiden.

"Hallo", flötete Theo, "Du bist Jeongguk, oder?"

"Yes, hi. Und ihr seid Theo und Bea, richtig?"

"Ja, hey", beendete Bea das allgemeine Begrüßungsritual. 

Jeonggukie und ich setzten uns knapp nebeneinander zu den zweien in die bunte Wiese, wobei sein Arm von mir glitt. Die Wärme in meinem Nackenbereich verflüchtigte sich und am liebsten hätte ich mich auf seiner Schoß zusammengerollt, wie Tannie es immer bei mir machte. Stattdessen griff ich nach einem Büschel Gras und zerriss es langsam mit meinen Fingern. 

"Mara kommt übrigens ein bisschen später", erklärte Theo, "Bei ihnen am Feld ist ein Rohr geplatzt und sie müssen es noch austauschen"

"Oof, hoffentlich bekommen sie's wieder hin"

"Sicher, kennst ja ihren Vater"

"Also spielen wir erst nachher Karten?", wollte Jeonggukie wissen. 

"Solang Mara mich nicht zwingt, spiel ich sicher nicht", lachte Theo und wechselte kurz die Position ihrer Beine. 

"Magst du Kartenspielen?", wandte Bea sich an ihn. 

"Ja voll. In Wien hab ich oft mit meinen Freunden gespielt. Die kommen nachher auch vorbei"

"Cool, unser Dorf wird ja richtig wiederbelebt hier"

"Schaut so aus. Dann sind für eine Nacht mehr Burschen als Mädchen in Loibesbrunn"

"Ein geschichtsträchtiger Augenblick", kicherte Bea, "Und ihr zwei seid jetzt zusammen?"

"Jap", verkündete Jeonggukie stolz und warf ein kurzes Lächeln zu mir. 

"Erzähl doch ein bisschen, wie ihr zusammen gekommen seid", bat Theo mit großen wissbegierigen Augen. Zum Glück übernahm Jeonggukie das Antworten für mich. Obwohl...

"Also, wir waren halt bei Taehyung daheim und ja, dann", fing er an, die Geschichte wiederzugeben, aber ich zog an seinem Ärmel und bedeutete ihm aufzuhören. 

In der Schottergrube mit Theo und Mara hatte ich die Erfahrung gemacht, dass der Zauber der Momente verschwand, wenn ich sie mit Dritten teilte. Ich wollte den 23. Juli genau so in Erinnerung behalten, wie ich ihn auch damals empfunden hatte. Aufblühend, flatterig und aufregend auf eine vertraute Weise. Und dazu durften diese Erinnerungen nur von Jeonggukie und mir geteilt werden. 

Sandkastenfreunde || TaeGukWhere stories live. Discover now