Schwerhörige und Stripstangen

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"Alright, die Jungs warten draußen auf uns", informierte Jeonggukie mich, als wir gemeinsam mit ein paar anderen Nachteulen aus der U-Bahn stiegen. 

"Okay"

Wir kämpften uns über den von eingetrockneten Kaugummi übersäten Boden und nahmen dann die Rolltreppe nach oben. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und wir stießen in die alles stilllegende Nacht vor. 

Na ja, alles stilllegend außer den Club zu unserer Linken. Neonlichter warfen spielerische Flecken auf die ausgelassenen Jugendlichen. Ein paar saßen auf Bänken und plauderten, ein paar am Boden. Hinter einem Baum machten zwei rum. Überall standen geöffnete Bierdosen und Plastikbecher für Shots. Die Ampeln blinkten nur mehr mit dem orangen Licht. 

"Eyyy, Jeongguk!", grölte plötzlich jemand und ich wandte den Kopf zu der Stimme. 

Drei breit lachende Typen, wahrscheinlich Jeonggukies Freunde, eilten zu uns. Einer hatte schwarze Haare bis zu den Schultern, einer braune kurze und nochmal kurze, aber in blond. Leicht zum Auseinander halten, gut. 

"Yooo, hi!", fiel Jeonggukie ins Grölen ein und stolperte zu seinen Freunden.

Sie klatschten sich alle ein und schlugen sich gegenseitig auf den Rücken. Ich wusste nicht ganz, was ich machen sollte. Zum Glück übernahm Jeonggukie das schnell. 

"Also, das ist Taehyung aus Loibesbrunn. Taehyung, das sind Felix" Der Blonde "Elias" Der Braunhaarige "Und Basti" Der Schwarzhaarige.

Felix trug eine weite Camouflage-Hose ganz im Militärstyle mit einem schwarzen Shirt. Sein ernster Ausdruck und die kantigen Gesichtszüge ließen ihn wirklich wie einen Soldaten wirken. Elias trug beige einfache Jeans mit einer orangen Schnur um die Hüften und ein bunt bedrucktes Leiberl. Hellblaue Augen machten ihn jünger, als er wahrscheinlich war. Basti, der wahrscheinlich mit vollem Namen Sebastian hieß, hätte locker als Gitarrist durchgehen können. Löchrige schwarze Jeans, graues T-Shirt und Lederjacke drüber. Er hatte sich sogar Ringe an die Finger gesteckt. Die dunklen Haare reichten ihm fast bis zu den Schultern.

"Yo, coole Klamotten", meinte Basti und auch die anderen begrüßten mich nett.

"Hey, danke"

Ich war ja schon froh, dass Jeonggukie mich nicht als Taehyungie vorgestellt hatte. 

"Und wie geht's im Kaff?", fragte Felix Jeonggukie und fuhr sich durch die blonden Stoppeln. 

"Gut, gut. Man findet schon was zum Tun. Was ist hier so los?"

Und los ging das Gespräch über irgendwelche Geschichten und Leute aus dem fünften Bezirk, die ich nicht kannte. Amkward stand ich dicht neben Jeonggukie und versuchte mich, so gut es eben ging, einzubringen. Leicht war es nicht, aber das ein oder andere konnte ich einwerfen. Der Höhepunkt meiner Aktivität war, als ich gefragt wurde, ob Jeonggukie schon Scheiße angestellt hatte. Klares Nein meinerseits. 

Dann war die Talkshow beendet und wir machten uns auf den Weg in den Club. Ins Bricks, wie die Neonleuchten ankündigten. Am Eingang wurden unsere Ausweise kontrolliert, da man erst ab 16 rein durfte. Alle passierten und schon ging es eine enge mit rotem Billigsamt ausgelegte Treppe hinab in stickige überfüllte Räume. 

Laute Elektromusik bohrte sich durch meine Ohren, eine wild tanzende Masse breitete sich scheinbar undurchdringbar vor uns aus. Die Bar florierte und Alkohol in verrückten Farben wirkte, als würde er selbst leuchten und nicht die bunten Lichterketten an den Wänden. Ein paar Tische und Bänke standen herum, die eifrig für romantische Aktivitäten genutzt wurden. Auf einer Kreidetafel stand in pink geschrieben One Shot 2€ One Night Stand Free! Da fiel die Entscheidung ja gleich leichter. Ich musste schmunzeln. Der vibe gefiel mir.

Sandkastenfreunde || TaeGukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt