Kapitel 11 - Dura lex sed lex

671 15 0
                                    


                                  ••••

Clary

'Wann hattet ihr bitte vor, mir das zu erzählen? Wenn ihr sie ermordet habt?!'
Völlig perplex drehten sich vier Augenpaare zu mir. Ja, ich hatte alles gehört. Natürlich, hatte ich nicht vor, sie zu belauschen. Doch als mir auffiel, worum es bei dem Gespräch ging, konnte ich nunmal nicht anders. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Und jetzt wurde es mir klar, wer es war. Die Rede war von meiner Mutter. Die ganze Zeit, als ich dachte, sie wäre in Idris, war sie mit Dämonen unterwegs.
Während die anderen, sowie ein paar andere Shadowhunter, die noch wach waren, mich anstarrten, ging es mir wieder durch den Kopf.

Aufgrund der Vergangenheit.

Roberts Worte waren wie ein Echo in meinem Kopf. Sie vertrauten mir also nicht, weil wir schon einmal in dieser Zwickmühle waren. Nur, dass es damals mein Vater und mein verschollener Bruder waren. Sie hatten uns so viel Leid gebracht. Valentine konnte Jace in seine Fittiche bringen. Keiner von den anderen wollte, dass meine Mum das auch mit mir tut. Es ging ihnen also nur darum? Den Fakt, dass meine Mutter sich gegen mich wandte -gegen alles was zu ihr gehört-, ignorierte ich. Es machte die Situation viel schlimmer, was von mir gedacht wurde und wie die anderen, mir ohne mit der Wimper zu zucken, alles verheimlichten.

'Ich sage den Satz nur ungerne, aber ich hab's euch ja gesagt.' Magnus fuchtelte wild mit den Händen vor sich herum. Er war also der Einzige, der auf meiner Seite stand? Ich habe nichts gegen sie, aber ein Unterweltler steht eher zu mir, als meine eigenen Leute? Meine besten Freunde, mein Freund, sie haben sich gegen mich gewandt, aus Angst, ich würde sie verraten? Wow.
Und das nach all dem, was ich für sie geopfert hatte.
Ich habe meinen Vater sowie Bruder für diese völlig kaputte Welt geopfert. Und wie wird mir gedankt?

'Clary-' Alec versuchte, wie immer, die richtigen Worte zu finden. Aber da konnten sie sich jetzt nicht mehr herausreden.
'Ich will es nicht hören. Macht einfach eure Arbeit. Tut das, was der Rat verlangt. Das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz. Nicht wahr?'
Meine Welt drehte sich. Alles schien, als würde es um mich herum, zerfallen. Wer wohl noch davon wusste?
Oh mein Gott. Luke? Wurde es ihm auch vorenthalten, weil er eine Gefahr darstellte?

Unfähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen, griff ich zu meinem Handy. Es dauerte einen Moment, bis ich es mit meinen zittrigen Händen greifen konnte. Ich musste hier raus. Egal wohin.
Es klingelte kurz, doch schließlich hörte ich die Stimme, nach der ich mich in diesem schrecklichen Moment der Einsamkeit gesehnt hatte. Einige Leute waren um mich herum, dennoch fühlte ich mich, als wäre ich einer der letzten Menschen auf Erden.
'Clary, ist alles in Ordnung? Wieso rufst du plötzlich so spät an?' Mehr als erleichtert, Simon seine warme und besorgte Stimme zu hören, verließ ich die große Halle. Als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich, wie Alec mir hinterher wollte. Doch Jace und Izzy hielten ihn auf.
'Können wir uns treffen?' Ich merkte selbst, wie verzweifelt ich klang. Ich stand nun draußen, an der Straße vorm Institut.
'Ja, sicher. In der Nähe vom Pandemonium?'
'Oh nein. Bitte nirgends, wo ich an Shadowhunter und Dämonen denken muss.'
'Clary.. Ich bin ein Vampir.' Ich konnte hören, wie er kurz auflachte. Und auch ich musste deshalb kurz lächeln.

                                ••••

Wir hatten uns endlich auf einen angenehmen Treffpunkt geeinigt. Wir trafen uns am Fluss, wo wir damals auf der Bank saßen.
Bevor ich ihn also direkt damit konfrontierte, was passiert war, fragte ich ihn, ob er von all dem wusste.
'Ja. Ich habe es vor kurzem erfahren. Tut mir Leid Clary. Ich sollte es eigentlich auch nicht erfahren, aber du weißt wie Raphael ist. Er hat mir wieder gedroht und auch da weißt du, wie das aussieht.'
Ich war enttäuscht, aber wusste, was für eine Angst Simon damals wegen ihm hatte. Ich verstand ihn. Im Gegensatz zu den anderen. Ich hätte sie ja niemals verraten. Niemals wäre ich zu Robert gegangen und verraten, dass ich davon wusste. Ich hätte mich im Hintergrund an allem beteiligt.
'Ist okay, Simon. Ich bin bloß sauer, dass die anderen es alle wussten. Weißt du zufällig, ob Luke es auch weiß?'
'Oh auf gar keinen Fall. Es ist das Gleiche wie mit dir, bloß schlimmer. Nicht mal Raphael würde sich trauen, das auszuplaudern.'

Ich dachte nach. Bei Luke wäre es wahrscheinlich wirklich schlimmer. Aber ich konnte ihn doch nicht genauso im Unwissen lassen, wie ich es war. Er hat es genauso wenig verdient, wie ich, angelogen zu werden. Meine Mutter, war die Frau, die er liebt. Er würde alles für sie und mich tun. Und das habe ich schon immer zu schätzen gewusst. Wie bringe ich ihm das ganze Wohl bei? Wird er mir auch nicht mehr Vertrauen?
'Oh nein Clary. Schlag dir das sofort aus dem Kopf!', fuhr Simon mich an. Es war, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich konnte seine Angst förmlich riechen. Er war zwar mein bester Freund, und der einzige, der momentan für mich da war, aber ich konnte nicht auf ihn hören. Ich nickte bloß, unwissend, ob er mir das abkaufen würde. Wahrscheinlich hatte er sowieso die Ahnung, dass mir der Rat jetzt erst Recht am Arsch vorbei ging. Schließlich sind sie doch hier die Bösewichte.
Sie zerstören Freundschaften. Sie zerstören Leben. Sie gefährden immer wieder Leben, weil sie ihr eigenes retten wollen. Haben die sich je für sich selbst eingesetzt? Wissen die überhaupt, wie es ist, mal etwas zu riskieren? Oder sind sie nur dafür zuständig, dass wir so etwas jeden Tag tun, damit sie in Ruhe ihren Kaffee schlürfen?

Alle Fragen, die ich vor wenigen Stunden, für unbeantwortet hielt, waren es nun nicht mehr. Mir wurde es alles bewusst. Mir wurde ein wenig Klarheit verschafft. Aber dennoch kamen wieder neue Fragen auf.
Ich verabschiedete mich von Simon und machte mich auf den Weg nach Hause. Falls es das noch war. Ein Zuhause. Ich fand nicht, dass ich es übertrieb. Schließlich wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen.

                                ••••

Weil ich endlich fertig war, mich umzuziehen und alles Andere, legte ich mich in mein Bett. Ich bekam natürlich kein Auge zu. Die letzten Jahre und Ereignisse ließ ich Revue passieren. Und dann traf es mich wie der Blitz.
Meine Mutter. Sie war gegen uns. Sie hielt zu unseren größten Feinden.
Das ganze Misstrauen, meiner Familie gegenüber. Nicht ich war die jenige, die man wegen Valentine verurteilen hätte müssen. Es war meine Mutter. Sie gehörte zum Kreis. Ist dem Rat schon damals in den Rücken gefallen. Valentine und meine Mutter hatten den Kreis zusammen aufgebaut. Sie ließ zu, das mein Bruder Jonathan ein Dämon wird. All die Dinge, die mein Bruder und Jace durchleben mussten, wegen meiner Eltern.
Sie war nie die liebenswerte und vertrauenswürdige Mutter, die sie vorgab zu sein. Sie dachte sie sei es. Bis ihr der Mann, den sie einmal über alles liebte, genommen wurde. Wir hatten ihn getötet. Der Rat hatte ihn getötet. Alle Unterweltler waren auch daran beteiligt.
Sie stand nun auf seiner Seite. Und ich hatte ein Déjà-Vu. Es passierte alles erneut. Das Leid, was uns allen widerfuhr, wiederholte sich. Und ich gehörte auch zu dieser Familie. Die Familie, die immer alles kaputt macht, war meine. Es waren nicht die Lightwoods. Nicht die Herondales. Auch nicht die Banes. Es waren die Fairchilds und Morgensterns.

                                ••••

Luke

Ich konnte es nicht glauben. Was sagte der Dämon?
'Es ist Jocelyn. Sie war es schon immer.'  Und dann verschwand er einfach. Jocelyn war was?
Ich hatte keine Ahnung, was gerade mit uns allen passiert. Wie kommen die Dämonen jetzt schon auf Jocelyn? Ich dachte die ganze Zeit daran, dass es eine Drohung war.

Ich saß gerade mit meiner neuen Partnerin vom Revier in unserem Dienstwagen. Dann vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. Als ich sah, dass es Clary war, musste ich sofort grinsen. 'Schön, dass sie sich mal wieder meldet. Und das auch noch von sich aus.', dachte ich, als ich ran ging.
Doch als sie fragte, ob ich Zeit hätte, weil sie mir etwas mitteilen müsste, rutsche mir fast das Herz aus der Hose. Ihre Stimme klang so kratzig, als hätte sie geschrien und wäre heiser.
'Ja.... Natürlich... Geht es um... Um 4?', stotterte ich, aus Angst es wäre etwas schreckliches passiert.
Hätte ich jedoch gewusst, was ich dann erfahren würde, wäre mir einiges klar geworden. Ich hätte es niemals als schrecklich bezeichnet.

                                ••••

Würde mich freuen, wenn ihr mir mal mitteilt, wir ihr meinen Schreibstil findet. Ich habe oft überlegt, ob es nicht alles ein wenig undetailliert ist. Aber ich habe oft in Kommentaren gelesen, dass viele es nicht lesen wollen, wenn es zu detailliert ist. Lasst einfach mal eure Meinung da.😄

Gute Nacht. :)
-L😉💓

*Dura lex sed lex= Das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz. :)

Schicksal? -Clalec ✔️Where stories live. Discover now