Kapitel 24 - Ist er der Bösewicht?

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C L A R Y

Den ganzen restlichen Abend hatte ich gemeinsam mit Alec in einem kleinen Restaurant verbracht. Nachdem wir zahlten, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause, schließlich hatten wir fast den ganzen Tag nichts von den anderen gehört. Wir gingen durch die kleine Tür nach draußen, wo mir der nächtliche Wind sofort entgegen peitscht.
Der Wind war dennoch angenehm und nichts hätte meine Laune an diesem Tag verschlimmern können. Alec hatte sich Zeit genommen. Extra für mich hatte er das Institut für einen Tag vergessen und war wie ein normaler Mensch in New York unterwegs. Niemals hätte ich gedacht, dass ich ihm einmal so nahe stehen würde.
Wortwörtlich. Wir standen uns gerade wirklich ziemlich nahe. Ich wollte ihm für all das, was er heute getan hat, danken. Die einzigen Worte, die ich fand, waren: "Danke, Alec. Dieser Abend war mehr als perfekt." Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als er mich von oben herab ansah. Er legte mir eine Hand auf die Wange und gab mir einen Kuss. Einen Kuss, von dem ich mir wünschte, dass er für immer anhalten würde.

Als er sich wieder von mir entfernte, schien alles in meinem Körper zu kribbeln. Es war, als würde seine Hand immernoch auf meiner Wange liegen. Erst da wurde mir so richtig klar, welche Wirkung er eigentlich auf mich hatte. Zuvor hatte ich nie diese Art von Gefühl gehabt, wenn jemand mich berührte. Doch bei Alec war alles anders. Er war anders.

Als ich ihm genau das sagen wollte, stimmte irgendetwas nicht mit ihm. Sein Körper war vollkommen angespannt und er schaute mich nicht einmal an. An seinem Hals traten kleine Adern hervor. Er war sauer, wenn nicht sogar mehr als das. Er starrte hinter mir in die Ferne, weshalb ich mich einfach umdrehte. Und da begriff ich, weshalb er so angespannt war. Luke kam auf uns zugelaufen. Er sah nicht so aus, als hätte er etwas Schlimmes vor. Er ging ganz lässig den Bürgersteig entlang, als würde er genau wissen, dass Alec ihm nichts kann. Aber konnte ich ihn überhaupt noch einschätzen? Er war die ganze Zeit auf der Seite meiner Mutter und ich hatte es nicht gemerkt. Er hatte zwei Gesichter, von denen Niemand etwas ahnte.

Dennoch fühlte es sich so an, als würde er in Zeitlupe auf mich zukommen. All die Dinge, die wir im letzten Jahr durchgemacht haben, um meine Mutter zu finden. Damals, als ich noch der Meinung war, Luke gehört zu Valentine, ihm dann aber vertraut habe. Waren das alles falsche Entscheidung, die ich getroffen habe? Immer mehr Rätsel kamen in mir auf. Wieso hatte Valentine meine Mutter entführt, wenn sie doch so offensichtlich auf seiner Seite stand? Wieso ist meine Mutter vor ihm abgehauen, wenn sie ihn liebt und alles dafür tut, um ihn zu rächen?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Alec mich am Arm nahm und hinter sich schob. Ich realisierte in diesem Moment, dass Luke nun vor uns stand. Oder wohl eher vor Alec. Ich hoffte, dass Alec bloß nicht auf eine dumme Idee kam. Wir alle hatten Luke unterschätzt und das wusste auch er. Wie hatte er uns überhaupt gefunden?
"Luke. Ich schlage vor, du drehst sofort wieder um." Alec seine Stimme klang so zornig, wie ich es noch nie miterlebt habe. Er biss die Zähne aufeinander und sein ganzer Kiefer schien angespannter, als die komplette Situation, in der wir uns befanden.

Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht auf. Ihm bereitete es wohl Spaß und es amüsierte ihn, mitten auf der Straße, ohne Zauberglanz, dieser Situation ausgesetzt zu sein. "Hört mir jetzt zu. Ich beobachte euch schon tagelang. Nicht, weil ich euch etwas antun möchte, sondern weil jetzt die Zeit langsam kommt, in der sie angreifen wird. Ich werde Clary beschützen, ob es dir passt oder nicht. Ihr solltet langsam zurück ins Institut. Es könnte jeden Moment beginnen, da bleibt keine Zeit für tratschen und Essen gehen.", erwiderte er gleichgültig und kalt. Dieser Mensch vor mir war definitiv nicht der, den ich kannte. Und seine selbstgefällige Art machte es nicht besser. Mir wurde schlecht von dem Zeug, das er versuchte uns aufzutischen.

„Ich glaube, du bist der Letzte, der das Recht besitzt, auf mich aufpassen zu wollen. Wer war denn hier der, der mich hintergangen hat und die Pläne mit ihr geschmiedet hat? Luke du warst der Einzige, dem ich vertrauen konnte, aber das ist jetzt vorbei. Verschwinde einfach.", ging ich auf ihn los und trat selbstbewusst einen Schritt vor Alec, um Luke zu konfrontieren. Aus den bemitleidenswerten Gefühlen, die ich die letzten Tage mit mir herumgeschleppt habe, wurde Wut. Auch mein Körper spannte sich an und ich versuchte mich zu beherrschen, indem ich meine Hände zu Fäusten ballte, als er sich nicht rührte und nicht ging. Er stand weiterhin vor mir, wahrscheinlich um seine Aussage von eben zu verdeutlichen.

„Verschwinde. Ich kann dich nicht mehr sehen. Weißt du, ich dachte wenigstens du verstehst, was die beiden anrichten. Welches Leid sie in der Welt verbreiten. Und dann schließt du dich ihrem Plan an, als wäre ich dir egal?" Meine Wut kochte über, denn ich hatte sie immer wieder unterdrückt. Ich versuchte, Luke noch näher zu kommen. Alec hielt mich jedoch davon ab. „Wir gehen jetzt. Lass es sein.", versuchte er mit ruhiger Stimme zu sagen. Man konnte trotzdem all den Zorn raushören.

Ich musste aufhören damit. Ich musste wieder zur Vernunft kommen, bevor die Menschen dort aufmerksam wurden und das Szenario mitverfolgten. Aber ich hatte nicht überreagiert. Ich habe ihm gesagt, was Sache ist und er weiß, dass ich Recht habe. So kann es nicht weitergehen. Immer wieder Krieg, nur weil ein Familienmitglied der Morgensterns oder Fairchilds ein Problem mit etwas haben.
Also hörte ich auf Alec und wir gingen in eine Gasse, um ein Portal zurück ins Institut zu nehmen, denn ich wollte nicht auch einer von ihnen sein. Einer der Personen, die für Ärger sorgen.

Schicksal? -Clalec ✔️Where stories live. Discover now