Kapitel 16 - Emotionen und Emotionslosigkeit

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Clary

Meine Augen hatten sich mittlerweile an das fehlende Licht im Raum gewöhnt. Nachdem ich erfahren hatte, dass Ezria mit mir hier war, stellten sich mir einige Fragen.

Wie kam sie aus der Zelle raus?
Wieso hatte sie verraten, wer sie ist?
Wieso half sie meiner Mutter?

Einige Zeit war es zienlich ruhig in dem Raum, was meine Gedanken nur noch lauter scheinen ließ. Sie musste den Raum verlassen haben.

Doch dann kam sie auch schon wieder in den Raum geschlichen. Ich hatte es beinahe gar nicht mitbekommen, bis sie mir wieder unglaublich nah war.

'Du musst viele Fragen haben.', sagte sie ziemlich laut, was mich aufschrecken ließ. Ihre Stimme klang unglaublich kalt und gefühllos. Als ob ihr das ganze gar nichts ausmacht. Ihre Augen funkelten wütend und hasserfüllt. Sie machte mir auf eine unglaubliche Art und Weise Angst. Aber was hatte ich ihr angetan? Ich kannte sie doch bis vor kurzem nicht. Ich kenne sie auch jetzt immernoch nicht.

Sie redete kaum. Stattdessen schraubte sie allen Anschein nach an etwas herum. Ich wollte sie alles fragen, traute mich aber irgendwie nicht. Ich hatte das Gefühl, sie ist momentan zu Allem fähig.
Ich war hier gefesselt, sie nicht. Genau in diesem Moment war ich hilfloser, als ich vorher je war. Ich konnte mich nicht wehren. Egal was sie mit mir anstellen würde, ich hätte keine Chance sie davon abzuhalten.

Ich hoffte mit jedem Atemzug den ich machte, das meine Freunde jeden Moment hier sein würden. Dass sie einfach im Raum stehen. Dass Jace einen Spruch macht oder einfach irgendetwas sagt, wie er es immer tut. Dass Izzy mich dann von der Ecke des Raumes selbstbewusst anschaut.
Aber es blieb dabei, dass ich es hoffte. Denn es passierte nichts.

Dachte ich.

Denn die Stille wurde gebrochen. Es war kein poltern, keine aufliegende Tür. Ich hörte Schritte. Schritte, die immer näher kamen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie ihren Weg zu mir fanden. Bis jemand die Tür öffnete und den kleinen engen Raum, in dem ich mich befand, betrat.

Mit der Person, die hereinkam, kam auch ein kleiner Lichtstrahl von draußen in den Raum. Und in diesem Licht konnte ich sie sehen. Ich hatte sie direkt erkannt. Ihr dunkles rotes Haar glänzte so gut wie in dem Licht. Sie schaute zwischen mir und Ezria hin und her, bis sie sich schließlich ganz zu mir drehte. Sie lächelte mich an, doch ich konnte in ihrem Gesicht sehen, dass es ein falsches Lächeln war. Es war so falsch, wie sich ihre Anwesenheit anfühlte. Es fühlte sich im allgemeinen alles schrecklich falsch an.

Ich wollte aufwachen. Dieser Traum, in dem ich mich befand, er sollte aufhören. Immer wieder dachte ich, dass es ein schlimmer Albtraum sei. Doch ich wachte nicht auf, denn ich hatte nie geschlafen. Es gab gar keinen Albtraum, aus dem ich aufwachen könnte.

Ich hatte das Gefühl, dass ich innerlich zusammenfalle. Dass ich mich übergeben muss. Ich wollte schreien, um mich schlagen und sie fragen was das alles soll. Aber ich konnte mich nicht rühren. Ich war wie gelähmt und so wartete ich einfach, was sie als nächstes tut. Ich beobachtete sie dabei genau. Nicht ein einziges Mal ließ ich von ihr ab. Meine Augen verfolgten jede einzelne Bewegung ihrerseits.

Sie ging rüber zu Ezria, die immer noch beschäftigt war. Dann flüsterte sie ihr etwas ins Ohr. Ich bemühte mich, irgendetwas zu verstehen, aber es war einfach zu leise. Wie sehr ich meine Stele genau dort gebraucht hätte.

Was sie als nächstes tat, ließ mich verdutzt dort sitzen.

Sie ging einfach. Sie ging, ohne überhaupt ein Wort zu sagen. Ging ihr das etwas nicht Nahe? Interessierte es sie eigentlich, wie ich hier sitze? Sie demütigt mich, wie ich noch nie gedemütigt wurde. Und das machte mich wütend. Ich kochte innerlich.

Doch mir blieb nicht lange, um mir Gedanken über meine Emotionen zu machen. Denn Ezria kam mit ihrem zusammen gebasteltem Werkzeug auf mich zu und lächelte mich belustigt an. Ich hielt es nicht mehr aus in diesem Raum. Es fühlte sich an, als würde mir der Sauerstoff fehlen.

Es ließ mir das Blut gefrieren, als ich sah was genau sie überhaupt in der Hand hielt. Es sah aus, wie eine Mischung aus Rasierklinge und Taschenmesser. Was hatte sie vor? Wollte sie mich etwa foltern? Aber was bringt es ihr, mich zu foltern?

Ich hatte keine Information, für die es sich lohnt, so etwas zu tun. Und das ist doch normalerweise der Grund, um jemanden das anzutun.

Ich bekam immer mehr Panik, als sie an meiner Haut ansetzte. Doch das brachte mich auch nicht mehr vpn dort weg.

'Dann muss ich das jetzt wohl durchstehen.', dachte ich, als sie mir das erste Mal einen Schnitt verpasste.

Alec

Wir kamen an dem Ort an, wo uns Luke hinführte. Frische Fußspuren von mehreren Personen waren zu sehen, als wir an einer Tür anhielten. Naja es sah eher aus, wie eine Klappe, die man öffnen konnte. Sie führte aber nicht in ein Haus oder eine Hütte. Sie führte nach unten und es sah aus, als wäre es eine Art bunker.

'Schlau.', dachte ich, als die anderen über die nächsten Schritte redeten. Es war schließlich ein Versteck, das so schnell niemand finden würde. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. Und es war leise. Kein einziges Geräusch, was von drinnen kommen könnte, war zu hören.

Nun waren wir angekommen. Wir hatten den Ort gefunden, an dem sie wahrscheinlich festgehalten wird. Luke erzählte uns, dass Jocelyn und Valentine hier oft Zeit verbrachten. Wow, wie romantisch. Ein Bunker.

Angst und Wut. Das war das einzige, was ich fühlte. Und ich fragte mich, wann diese Emotionen wieder aufhören. Wenn wir Clary wieder haben? Wenn wir sie tot auffinden? Wenn Jocelyn aufgehalten wurde?
Ich wollte nicht so denken, aber ich konnte mich auch nicht davon abhalten.

Ich merkte, wie der pessimistische Alec wieder zum Vorschein kam. Der Alec, den niemand ertragen hatte. Den Alec, den nicht einmal ich mochte.
Und da waren auch sie wieder. Meine Selbstzweifel, sie ließen sich auch nicht abschütteln.

Aber was machte ich hier? Ich sollte längst auf dem Weg zu ihr sein.

Und genau dieser Gedanke, war wie ein Stichwort für die Anderen anwesenden.

'Lasst uns gehen', sagte Jace selbstbewusst und er klang so, als sei er mehr als bereit, zu kämpfen. Er war also vollkommen ehrgeizig und in Rage. Und das färbte sich auf mich ab. Denn auch ich wollte jetzt einfach da rein gehen und ein paar von den Dämonen töten, um mein Mädchen da raus zu holen.

Wir öffneten also die große Tür, die nicht gerade stabil war, und gingen rein. Es war kaum Licht in dem überraschend großen Bunker.
Wir waren für alles bereit. Wir wussten, was es für ein Risiko war. Und auch, dass wir Jocelyn treffen könnten, war uns bewusst. Aber wir hätten es in Kauf genommen.

Da wusste ich natürlich noch nicht, was mich wirklich erwarten würde, wenn ich wieder auf Clary treffe.

Ich hoffe, euch hat der neue Teil gefallen. Ich weiß auch, dass ich das ganze vielleicht zu sehr in die Länge ziehe. 😅

Bitte votet für den Teil, falls er euch gefallen hat und lasst mir evtl auch eure Meinung da.

Wünsche euch noch nen schönen Samstag haha.

-L🍁😆

Schicksal? -Clalec ✔️Where stories live. Discover now