Kaptiel 21 - Keine Unterstützung

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C L A R Y

Ich war wieder die Alte. Ich hatte mich selbst wieder. Erst jetzt fiel mir auf, dass es komisch war, wie ich mich vorher verhalten hatten. Ich war total froh, dass ich nichts schlimmes getan hatte. Wer weiß, was ich getan hätte, wenn ich nicht in der Zelle gesessen hätte. Sonst etwas hätte passieren können.

Wieso war ausgerechnet Jace derjenige, der mich zurück holte?, war die einzige Frage, die ich mir immer wieder stellte. Es hätte doch Alec sein müssen, der mich zurückholt. Nicht aus dem Grund, dass ich für ihn Gefühle habe, sondern das er es nicht machen wollte. Er hat es für Schwachsinn gehalten. Er hat nicht daran geglaubt, dass sie mich so wiederbekommen. Es versetzte mir einen leichten Stich, wenn ich daran dachte. Mein eigener Freund wollte nicht derjenige sein, der es versucht und es vielleicht schafft. Aber ich wollte nicht mehr daran denken. Vielleicht hätte ich genauso gehandelt?

Leider hatte ich nicht die Zeit dafür. Wir hatten ich etwas Wichtigeres zutun. Denn dieser Krieg mit meiner Mutter betraf nunmal nicht nur mich. Da steckten wir alle drin. Ich durfte nicht egoistisch sein. Nicht nur mein Leben war in Gefahr. Meine Gefühle hatte ich zwar wieder, aber sie hatten jetzt keinen Vorrang mehr. Sie müssten beiseite geschoben und verdrängt werden. Sonst würden wir es niemals schaffen sie zu besiegen. Und zum ersten Mal gab ich Alec und Jace mit ihrem Urteilsvermögen-Spruch Recht. Denn er war wahr.

Ich habe ziemlich lange geschlafen, weshalb ich schon spät dran war. Wir hatten ein Treffen vereinbart, bei dem ein Teil der Vampire und Werwölfe auch dabei sein würden. Izzy hatte mir erzählt, das die Unterwelter sich eigentlich nicht einmischen wollten. Ich konnte das vollkommen nachvollziehen. Sie hatten gegen Valentine viele verloren. Aber auch sie wurden bedroht. Sie sollten auch ausgelöscht werden. Außerdem müssen sie so oder so kämpfen. Ob es mit uns ist oder nicht, einige von ihnen könnten dabei sterben. Genauso wie von uns viele ihr Leben verlieren könnten.

Als ich in dem Raum des Geschehens ankam, stockte mir der Atem. Er war auch gekommen. Der Anführer des New Yorker Rudels.
Luke.

Er war der letzte, mit dem ich gerechnet habe. Er hatte sich nicht gemeldet, nachdem ich ihm auf die Mailbox gesprochen habe. Ich erzählte ihm, dass mit mir alles in Ordnung sei und, dass ich wieder normal bin. Jedoch kam von ihm keine Nachricht oder ein Rückruf. Ich machte mir Gedanken und Sorgen. Ich befürchtete sogar schon, dass er sich meiner Mutter angeschlossen hatte. Ich wusste, es war hart und unfair, sowas von ihm zu denken. Aber wem konnte ich denn noch trauen?

Ich schaute Luke in die Augen, als ich durch die Tür ging. Ich sah nichts als Schmerz in ihnen. Am liebsten hätte ich ihn jetzt ganz fest gedrückt, aber er wich meinem Blick sofort aus. Er konzentrierte sich wieder auf das Gespräch, das er gerade führte. Diese kleine, eigentlich unbedeutende Tat, tat unglaublich weh. Ich erkannte Luke kaum wieder. Er war irgendwie nicht mehr der Luke, wie ich ihn mal sah. Er war nicht mehr der Mann, der immer stark rüberkam. Er hatte nicht mehr diese Ausstrahlung und das dazugehörige strahlende Lächeln. Er war kalt. Verletzlich. Leer.

Ein Unwohlsein überkam mich und mir wurde schlagartig schlecht. Das erdrückende Gefühl, das ich hatte, wurde noch stärker, als ich mich zu den anderen an den großen runden Tisch setzte. Ich saß neben Alec, der die unangenehme Situation zu bemerken schien. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie kurz. Ich blickte zu ihm auf, und er schaute mich mit einem aufmunternden Lächeln und einem leichten Funkeln in den Augen an. Automatisch lächelte auch ich und fühlte mich direkt etwas wohler. Trotzdem konnte ich das Ganze nicht ignorieren.

Und das Magnus im nächsten Moment den Raum betrat, machte es auch nicht besser. Er blieb einen Moment stehen, als er mich und Alec zusammen sah. Dann ging er mit erhobenem Kopf einfach weiter, als interessierte es ihn nicht. Er tat so, als wäre er unantastbar. Eine Eigenschaft, die einige langsam ablegen sollten. Wieso taten in diesem Raum alle so, als ginge es ihnen nicht einmal ansatzweise nahe? Das Leben von uns könnte auf dem Spiel stehen und die Leute verhalten sich komplett falsch. Keiner von ihnen war dazu bereit, gemeinsam zu kämpfen. Es ging ihnen bloß darum, ihren Ruf zu behalten und mit ihren eigenen Leuten zu kämpfen. Obwohl wir es gemeinsam eher schaffen würden. Diese Welt war viel zu verkorkst.

*

Nachdem wir die peinliche Situation endlich hinter uns hatten, entschieden wir uns dafür, etwas essen zu gehen. Da Simon bei dem Treffen auch dabei war, ging er direkt mit uns. Er hatte sich ununterbrochen darüber aufgeregt, dass wir keine Lösung gefunden hatten, mit der wir alle einverstanden sind. Die anderen schien das nicht besonders zu wundern.

„Ich meine... Könnt ihr nicht auch mal was dazu sagen? Ist euch das etwa egal?" Simon blieb plötzlich stehen und verschränkte beide Arme vor seiner Brust. Er schaute uns erwartungsvoll an und hob leicht eine Augenbraue. Ich wusste nicht, was genau er jetzt erwartete. Wir konnten die anderen wohl kaum dazu zwingen, für uns zu sterben.
Izzy ging zu ihm rüber, um ihn aufzufordern, einfach weiter zu gehen.
„Simon wir haben momentan noch genug Zeit dafür, uns etwas zu überlegen.", sagte sie ruhig und wollte ihn an seinem Handgelenk mit sich ziehen. Er verhielt sich wie ein kleines Kind.
„Simon noch haben wir einen kleinen Zeitvorteil. Sie wartet schließlich darauf, dass ich zurückkomme. Und jetzt komm mit oder wir lassen dich einfach hier stehen.", sagte ich und ging einfach weiter.

Als wir in einer kleinen Pizzeria ankamen, die Alec vorgeschlagen hatte, bestellten wir alle unser Essen zum mitnehmen und setzten uns auf eine Bank am Fluss. Ich redete kaum ein Wort, seitdem Simon wieder begann sich aufzuregen. Ich beschloss, mich nicht einzumischen. Ich wollte einfach nur für diesen einen Moment meine Ruhe genießen. Alec saß neben mir und schaute mich die ganze Zeit lang an. Ich schaute auf und sah in seine Augen. Ich musste lächeln und war glücklich, dass ich ihn bei mir hatte. Er war für mich da. Die Zweifel darüber, dass er es nicht versuchte mich zurückzuholen, waren längst vergessen. Wir sahen uns ziemlich lange an. Ich genoss diesen stillen Moment zwischen uns.

„Erde an die Turteltauben.", rief Izzy aufeinmal und lachte. Ich zuckte zusammen und Alec warf die zusammengeknüllte Alufolie vom Essen nach ihr. Dieser Moment war perfekt. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten und wäre für immer mit ihnen hier geblieben.

*

Nach dem Abend gemeinsam, sind wir alle zurück ins Institut gegangen. Auch dort herrschte eine unglaubliche Ruhe. Kaum ein Shadowhunter war in der großen Halle zu sehen. Wo waren bloß alle?
Als Jace meinen verwunderten Blick sah, beantwortete sich meine Frage. „Sie trainieren alle schon, um sich auf das Schlimmste vorzubereiten." Ich nickte verständnisvoll.
„Und wieso sind wir die Einzigen, die das nicht tun? Ich meine, wir könnten es sicherlich gut gebrauchen." Ich verstand es wirklich nicht. Während alle trainierten, saßen wir auf einer Bank und aßen seelenruhig.
„Werden wir morgen. Der Trainingsraum ist sowieso voll.", sagte er und drückte den Knopf des Aufzuges. Wieder nickte ich bloß verständnisvoll. Ich entschied mich, morgen etwas früher aufzustehen, um zu trainieren.

Der Aufzug kam endlich in unserem Stockwerk an und ich ging mit Alec in sein Zimmer. Wir zogen uns um und legten uns in sein Bett.
Ich lag mit dem Kopf auf seiner Brust, während er kleine Kreise auf meinen Arm zeichnete.
„Ich mache mir Sorgen um Luke.", flüsterte ich. Er sah mich an und nickte. „Ich weiß was du meinst, irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Ich werde morgen mit ihm reden, okay?" Ich gab ihm einen Kuss. „Danke.", murmelte ich und schloss die Augen.

*

Wie versprochen, ein neues Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen?

Was meint ihr, wird Luke Alec etwas erzählen?:)

Peace out.

-L😋

Schicksal? -Clalec ✔️Where stories live. Discover now