Kapitel 17 - Künstliche Amnesie

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Clary

Ich wachte auf. Ich musste ohnmächtig gewesen sein. Immernoch ziemlich benebelt, versuche ich meine Augen zu öffnen. Ich musste gar nicht erst überlegen, wo ich war, denn ich war mir dessen voll und ganz bewusst. Spätestens, als ich das ganze Blut gesehen hätte, wäre es mir sowieso wieder eingefallen. Dennoch fühlt es sich anders an, hier zu sitzen. 

Und da wurde es mir schlagartig klar, ich war nicht mehr an den Stuhl gefesselt. Meine Handgelenke waren rot und wund, als ich sie genauer betrachtete. Ich musterte den kompletten Raum erneut, als hätte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Er kam mir nicht fremd vor. Und erst recht nicht mehr so düster. Ich sah ihn plötzlich mit ganz anderen Augen. Als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt. 

Wie, als wäre sie für meine Wunden und Schmerzen nicht verantwortlich, fragte ich mich, wo Ezria bloß steckt. Weit kann sie nicht sein, immerhin sitze ich hier und bin nicht mehr gefesselt. Viele hätten jetzt höchstwahrscheinlich versucht, die Flucht zu ergreifen. Doch ich hatte nicht das Bedürfnis, da ich nicht wirklich dachte, dass ich großartig weit kommen würde. Dafür überkam mich ein ganz anderes Bedürfnis. Ich wollte sie sehen, mit ihr reden. Sie hatte mir immernoch einiges zu erklären. Ich musste endlich wissen, was genau der Grund für ihre vermeintliche Rache war. So stand es ja auch auf dem toten Mundie. Sie wollten rächen. Aber was oder wen? Sie kann das doch nicht alles bloß wegen Valentine tun. Er ist es nie Wert gewesen und wird es nie sein. Er war ein Monster! Und er hat sich nie geschert, das zu verheimlichen.

Die Stille im Raum erdrückte mich noch eine ganze Weile, bis sie letztendlich vollkommen verschwand. Es wurde unglaublich laut. Und zwar so laut, dass meine Kopfschmerzen beinahe ihren Weg zu mir zurück bahnten. Es war kaum zum Aushalten, weil es vorher so unglaublich ruhig war. Ich beschloss, aufzustehen. Die Angst, die ich einmal in diesem Gebäude empfand, war wie erloschen. Neugier machte sich breit, und ich wollte unbedingt wissen, was hinter dieser kahlen und steineren Wand passiert.

Ich öffnete die Tür einen kleinen Spalt und spähte in den etwas helleren Flur hinaus, den ich bisher gar nicht gesehen hatte. In dem anderen Raum war es so dunkel, dass ich ziemlich lange brauchte, um mich an das hell strahlende Licht dort draußen zu gewöhnen. Es ist eigentlich niemand zu sehen, weshalb ich es wage, einige Schritte nach draußen zu machen. Ich nahm einige bekannte Stimmen wahr, aber ich realisierte nicht wirklich, wer hinter diesen Stimmen steckte. Es war mir auch völlig gleichgültig. Ich empfand es in diesem Moment als interessanter, erstmal herauszufinden, wo ich überhaupt bin. 

Aus einem, mir nicht ganz klarem, unbestimmten Grund, fühlte ich mich nicht normal. Alles an mir fühlte sich fremd an. So, als würde der Körper in dem mein Verstand steckt, gar nicht zu mir gehören. Ich kam mir selbst so unheimlich unwohl vor, dass ich beinahe durchdrehte. Wie taub von meinen eigenen Gedanken und Eindrücken von diesem Gebäude, lief ich einfach weiter, ohne zu wissen, wonach ich eigentlich suchte. 

Hab ich mir unterbewusst gewünscht, auf sie zu treffen? 

Aber egal, ob ich es mir wünschte, es passierte nie. Ich hörte immer lauter werdende Geräusche, die mich wie eingefroren auf einem Fleck erstarren ließen. Jetzt endlich erkannte ich eine der Stimmen.

Jace.

Hatte ich die Hoffnung etwa zu früh aufgegeben? Würden sie kommen, um mich nun von meiner Mutter zu trennen? Die Frage, wie sie mich überhaupt gefunden haben, schwirrte mir im Kopd rum, und übernahm immer wieder die Macht in meinem Kopf. Mein Körper lockerte sich wieder ein wenig. Ich hatte nun ein anderes Ziel. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso, aber ich drehte mich wieder um und folgte der Stimme von Jace. 

Schicksal? -Clalec ✔️Where stories live. Discover now