1. Tae

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Mit einem leisen Seufzten ließ ich mich auf den Sitzplatz nieder. Aus meinem Rucksack holte ich meine Kopfhörer raus. Oder zumindest versuchte ich es. Denn so wie es aussah, hatte ich sie wohl vergessen. 

Toll. Eine Dreiviertelstunde Bus zu fahren, ohne irgendwelche Musik, ist zum Sterben langweilig. Nicht einmal irgendwelchen fremden Gesprächen könnte ich zuhören. Der Bus war praktisch leer und die Personen die hier waren, sprachen nicht.

Ich sah aus dem Fester und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Es gibt Schlimmeres als eine Dreiviertelstunde aus einem Fenster zu sehen, aber langweilig war es nun einmal trotzdem. Ich bin noch nicht oft mit dieser Linie gefahren, aber oft genug, sodass es für mich nichts Neues zu sehen gab. 

Der Bus hielt an einer Haltestelle. Innerlich hoffte ich, dass irgendwer hier einsteigt und mir mit banalen Gesprächen die Langeweile nimmt. 

Zuerst stieg eine ältere Frau ein, dann ein Mädchen mit langen gefärbten Haaren und zum Schluss ein Junge mit braunen Haaren.

Die Frau setzte sich in den Vierer neben dem, in dem ich saß. Das Mädchen ging nach hinten durch und der Junge... setzte sich mir gegenüber?

Der Junge lächelte mich an und ich lächelte aus Höflichkeit zurück. Dann sah ich wieder aus dem Fenster, aber aus dem Augenwinkel bemerkte ich sehr wohl, dass der Junge mich weiterhin ansah. Sollte ich ihn ignorieren oder wieder zu ihm gucken? Beides war doch irgendwie seltsam.

Aber er schien ja nett zu sein. Ich sah also wieder zu ihm und erneut bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Warum auch immer, konnte ich nicht anders, als es noch einmal zu erwidern. Sein Lächeln war irgendwie ansteckend und wirklich schön. 

Er sah eigentlich ingesamt echt gut aus. Mir ist bewusst, dass das jetzt etwas oberflächlich rüberkommt, aber er sieht nun einmal besser aus als jeder Junge meiner Schule. Dafür kann ich ja nichts. Sein Charakter würde mich aber ehrlich gesagt noch viel mehr interessieren. Fröhlich und freundlich scheint er schon mal zu sein.

"Mein Name ist Tae, falls du ihn wissen möchtest", stellte er sich wie aufs Stichwort vor. Das Lächeln war immer noch präsent. "Ich heiße Amelie." Meine Antwort war überraschenderweise leicht schüchtern. Aber gut, ich habe auch gerade einem Fremden meinen Namen verraten. Einem süß lächelnden Fremden. 

"Soll ich dich in Ruhe lassen, damit du vielleicht Musik hören oder etwas auf deinem Handy machen kannst?", fragte er, was mich ebenfalls überraschte. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, du kannst ruhig weiter mit mir reden. Ich habe meine Kopfhörer zuhause vergessen und auf meinem Handy gibt es auch nichts Spannendes zu sehen." 

So viel haben wir eigentlich noch gar nicht miteinander geredet. Aber Tae scheint sehr kommunikativ zu sein und meine Langeweile war definitiv verschwunden. Mich mit ihm zu unterhalten, ist das Beste, was ich machen kann.

"Du hast deine Kopfhörer vergessen?" Seine Frage klang fast schon richtig bemitleidend. "Soll ich dir etwas Aufmunterndes dazu sagen?" Neugierig nickte ich. "Ich habe meine Kopfhörer auch vergessen."

Kurz schaute Tae traurig und senkte seinen Blick, aber dann sah er wieder zu mir und lächelte. Bei diesem Anblick konnte ich nicht anders, als zu kichern.

So ging das noch eine halbe Stunde lang. Tae weckte wirklich mein Interesse. Wir unterhielten uns über so vieles, es war teilweise so erstaunlich, dass er ein so vielfältiges Wissen hat und das alles noch mit einer süßen und witzigen Art rüberbrachte. Wenn meine Kunstlehrerin etwas über Farben geredet hätte, wäre ich wohl eingeschlafen, aber ihm hörte ich gespannt zu, als er mir erklärte, warum die Farbe Rosa mit Mädchen und Blau mit Jungen assoziiert wird.

BTS One ShotsWhere stories live. Discover now