2. Tae

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Lächelnd verließ ich das Schulgebäude. Es war Ende Frühling, die Sonne schien und es war herrlich warm draußen. Außerdem war nun Wochenende. Besser konnte es nicht sein.

In Gedanken plante ich schon das ganze Wochenende durch. Erst würde ich stolz meiner Mutter die 2 in der Matheklassenarbeit und dann die 2- in Pädagogik zeigen. Den restlichen Freitag verbringe ich wohl damit, Computerspiele zu spielen. 

Samstag wird ausgeschlafen und je nachdem wann ich aufwache, begleite ich meine Mutter noch zum Einkaufen. Am Abend werden wir alle am besten Brettspiele spielen oder einen Film angucken. Was ich den Nachmittag über machen werde, weiß ich noch nicht.

Sonntag werde ich wohl genauso wenig tun. Immerhin haben wir keine Hausaufgaben zu Montag und selbst wenn, würde die Zeit am Montagmorgen bestimmt reichen. Aber es sind sowieso bald Ferien, da bekommen wir eigentlich kaum noch Haus-

Auf einmal hörte ich etwas, was mich zum Stehenbleiben brachte. Nur einige Meter von mir entfernt, saß ein Mädchen im Schatten eines Baumes. Ihre Beine hatte sie zu sich gezogen und ihre Arme mitsamt ihrem Kopf darauf gelegt. Dazu hörte ich sie weinen.

Ich ging langsam zu ihr hin. So weit ich weiß, geht sie in eine meiner Parallelklassen. Die dunkelgrünen Strähnen in ihrem Haar sind mir öfter mal aufgefallen. Aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich ihren Namen trotzdem nicht.

Als sie hörte, dass ich meinen Rucksack auf den Boden stellte und mich zu ihr setzte, sah sie mich erschrocken an. Gut, sie kannte mich wohl genauso wenig wie ich sie, aber sie einfach hier alleine sitzen zu lassen, würde mein Gewissen nicht mit sich vereinbaren lassen.

"T-Taehyung? W-Was machst du hier?" Oh, sie kannte meine Namen wohl doch. Jetzt fühlte ich mich etwas schlecht, weil ich ihren nicht kannte. Aber das war gerade das kleinste Problem.

"Ich wollte dich eigentlich fragen, was denn los sei", antwortete ich ihr ruhig, jedoch schien ich mit diesem Satz alles nur noch schlimmer gemacht zu haben. Sie schluchzte einmal und fing dann wieder an zu weinen. Ihr Gesicht bedeckte sie diesmal mit ihren Händen.

Ich wollte es eigentlich ja nicht noch schlimmer machen, aber ich fragte trotzdem, ob ich ihr nicht helfen könne. Auch wenn es nur etwas Simples sei, wie ein Donut oder einen Muffin vom Bäcker. Für eine süße Notfall-Kleinigkeit hatte ich immer etwas Notfall-Geld dabei. Das war wirklich nur für solche Zwecke.

Meine Mitschülerin schüttelte den Kopf und schluchzte wieder laut auf. Irgendetwas stimmte da wirklich nicht. 

Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich sie nicht fragen sollte, ob ich verschwinden solle, aber mein Gewissen hinderte mich daran. Stattdessen suchte ich in meinem Rucksack nach einer Packung Taschentücher und fragte, ob sie eins haben wolle.

Sie sah zu mir hoch. Ihre Augen waren rot und eine Träne lief gerade ihre Wange hinunter. Aber sie nahm das Taschentuch an. Während sie sich die Nase putzte, steckte ich die Taschentücher wieder weg, aber so, dass ich sie notfalls gleich wiederfinden würde.

Leise bedankte sie sich bei mir. Dabei sah sie nicht mich an, sondern sie schaute sich den hellblauen Himmel an. Damit versuchte sie wahrscheinlich ihre Tränen zurückzuhalten. Und es schien sogar zu klappen.

Ich wartete einige Augenblicke, damit ich mit meiner nächsten Frage nicht noch eine Welle an Tränen auslöse. Das wollte ich unbedingt verhindern. 

"Darf ich fragen, warum du geweint hast?", fragte ich vorsichtig und sah ebenfalls in den Himmel. Ich wollte sie nicht angucken, weil ich dachte, sie könnte das als eine Art Aufforderung zum Reden sehen. Aber dafür konnte ich nun auch nicht sehen, was jetzt mit ihr war.

BTS One ShotsWhere stories live. Discover now