1.Kapitel

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Den ersten Schritt in mein neues Leben machte ich in dem ich auf dem Parkplatz des Campus des Mariewood Colleges parkte.

Der zweite Schritt war das Öffnen der Fahrertür meines Autos und der zu meinem Wohnheimgebäude.

Der dritte Schritt fand in meinem Kopf statt.

Denn ich erlaubte mir trotz der Angst und dem Zweifel der schwer in meinem Magen lag, auf einen Neuanfang zu hoffen.

Es würde alles anders werden. Besser.

Und ich würde mein altes Leben mitsamt Hillshire und den Konflikten zwischen West und Eastside so gut wie hinter mir lassen. Nur an wenigen Wochenenden würde ich in die Stadt zurückkehren in der ich aufgewachsen war, um meine Tante zu besuchen und ihr in ihrem Cafe zu helfen.

Die Qualen und die ständige Angst hatten endlich ein Ende.

Ich konnte es kaum glauben, es war wie ein Traum den ich mir nie erlaubt hatte zu träumen...

Ein stummer Wunsch der nun in Erfüllung ging ohne das ich ihn jemals laut ausgesprochen hatte.

Zwar würde ich das erste Jahr am College ohne Serena verbringen, weil sie bei entfernten Verwandten in Neuseeland war und ich müsste versuchen selbstständig Kontakte zu knüpfen... Aber ich war sie endlich los.

Ich war Nathanial Cromwell und sein Gefolge von angriffslustigen Wölfen endlich los. Das erste Mal seit dem Kindergarten würde ich nicht jedes Mal auf den Fluren nach ihnen Auschau halten und mich in einer Klokabine verstecken müssen sobald ich sie entdeckte.

Die Folter der letzten Jahre war endlich vorbei.

Ich erinnerte mich nicht an jeden einzelnen Streich, nicht an jeden abfälligen Kommentar und auch nicht an jede Drohung die Nate und sein Gefolge mir gespielt oder hinterhergeknurrt hatten.

Aber das woran ich mich erinnerte war genug um irreparable Schäden zu hinterlassen. Spuren so tief in meinem Innern das man sie ohne Anstrengung in meinen immer ausweichenden Augen erkannte...

Ich verstärkte den Griff um den Träger meines Rucksacks ein wenig beiden schmerzhaften Erinnerungen. Sie hatten mich äußerlich zwar nie verletzt, obwohl sie es ohne Konsequenzen erwarten zu müssen, hätten tun können, aber das Ziehen um mein Herz wenn ich an die ganzen Spitznamen dachte die Nate mir im Laufe der Jahre gegeben hatte schmerzten mindestens so sehr wie ein blaues Auge oder eine gebrochene Hand.

Ich war mir nicht sicher wie weit er und sein Rudel gegangen wären, wenn Serena nicht gewesen wäre. In der High School als Nates Schikanen sich noch steigerten, hatte seine Mutter Serenas Vater geheiratet und aus welchem Grund auch immer fungierte Serena seitdem wie ein Schutzschild für mich. Ein Schutzschild das jetzt am anderen Ende der Welt lebte. Ein Schutzschild das ich dank Ende der Schulzeit und meiner Abwesenheit aus Hillshireund der Distanz zwischen Nate um mir, nicht länger brauchte.

Doch auch wenn ich keinen Schutz mehr benötigte, brauchte und vermisste ich meine beste Freundin.

Es fühlte sich falsch an ohne Serena aufs College zu gehen.

Allein das betreten des Wohnheims fühlte sich falsch an und nicht zum ersten Mal seit sie mir von ihren Plänen für Neuseeland erzählt hatte, fragte ich mich ob ich mir nicht auch ein Jahr Auszeit von Kursen und Schulnoten genehmigen sollte. Ob es besser wäre sich nicht nur eine Pause von Hillshire zu gönnen, sondern von meinem ganzen Leben...

Ich könnte weglaufen und irgendwelche Minijobs annehmen. Eine ganze Welt zwischen mich und Nathanial Cromwell bringen und nicht nur eine handvoll Highways...

RUNNING WITH THE WOLVES...Where stories live. Discover now