4.Kapitel

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Wie sich herausstellte war Mariewood selbst für eine amerikanische Kleinstadt sehr klein.

Die Universität befand sich im Zentrum und alles andere schien darum herum gebaut worden zu sein. Als wäre das College der einzige Grund für die Existenz des winzigen Orts.

Ich behielt den Blick den Nate mir zugeworfen hatte, als ich Vanessa gefolgt war, die ganze Zeit über im Hinterkopf während sie mich durch ihre Heimat führte...

Ich würde meine Entscheidung den Campus und damit die Reichweite der Wölfe verlassen zu haben bereuen.

Nate und die anderen würden dafür sorgen, spätestens wenn ich heute Abend zurück ins Wohnheim kehrte...

»Hey, bist du noch bei mir? Erde an Conner!«, holte mich Vanessa zurück in die Realität.

Ich blinzelte und schüttelte mich, als wären meine Muskeln eingeschlafen.

»Ja sorry, ich war in Gedanken. Da passiert das manchmal mit dem verschleierten Blick«, erklärte ich.

»Du schienst kurz so als hätten dich Außerirdische entführt oder als hättest du einen Geist gesehen, war es aufregend im Weltall?«, scherzte Vanessa und blieb vor einem kleinen Café stehen.

Die Fassade war in einem altrosafarbenen Ton gestrichen und mit weißen Ornamenten verziert worden. Die Tür war ebenfalls weiß lackiert und hatte einen gewissen Shabby-Chic Charme.

Durch das große, bodentiefe Fenster vor dem ich stand erkannte ich schwarz weiß gekachelten Boden und schmale Bistrotische die mich an Paris erinnerten.

Jedenfalls stellte ich mir Paris so vor... Frankreich gehörte zu den vielen Ländern die ich noch nicht mit eigenen Augen sehen durfte.

Was meine Aufmerksamkeit aber am meisten erregte war die Kaffeemaschine hinter dem Tresen und all die Optionen die sie bot... Ich war nicht nur besessen von Schokolade sondern noch viel mehr von Möglichkeiten, von Entscheidungen, was wie ich vermutete mit großer Wahrscheinlichkeit daran lag das ich noch nicht so viele in meinem Leben hatte.

Die meisten hatte Holly für mich getroffen als ich noch klein war... Ich war es gewohnt das man mir die wichtigen Entscheidungen im Leben abnahm.

Willst du in dieser Stadt bleiben?

Willst du das ich dein Leben und jegliche Chance auf Freundschaften und Glück zerstöre?

Willst du das ich ans andere Ende der Welt gehe?

Willst du das wir uns ein Zimmer teilen?

All diese wichtigen Fragen wurden mir nie gestellt, also freute ich mich über jede kleine Möglichkeit die sich mir bot. Jede winzige Entscheidung die ich selbst treffen durfte.

Neben der großen Kaffeemaschine die mich an einen Transformer erinnerte lockten mich außerdem die vielen Backwaren näher an die Fensterscheibe, die sofort an den Stellen beschlug an denen mein Atem sie traf.

Ich drehte mich zu Vanessa, die mich neugierig betrachtete.

»Das ist das Beans-Paradise, vermutlich das beste Café der Stadt«, erklärte sie.

»Wirklich das beste?«, fragte ich skeptisch obwohl mich allein das Aussehen des Cafés verzaubert hatte.

Vanessa zuckte mit den Schultern und hüpfte die Stufen zur weiß lackierten Eingangstür des Beans-Paradise hinauf.

»Naja, es ist das einzige«, lachte sie und öffnete die Tür.

Vanessa hatte mir bereits eine ausführliche Erkundungstour geboten und mir alle wichtige Punkte von Mariewood gezeigt.

RUNNING WITH THE WOLVES...Where stories live. Discover now