23.Kapitel

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»Du bist noch wach?«, fragte Nate als er in sein Zimmer kam.

Sie waren Stunden fort gewesen.

Ohne eine Erklärung.

Ohne auf meine SMS zu antworten.

Ich saß auf seiner Matratze, nur mit dem Pullover meiner Mutter und einer Boxershorts bekleidet. Meine Haare waren noch feucht von der Dusche, neben dem Gesicht von David Bowie auf grauem Stoff, eine weitere Sache die mich immer beruhigte.

Fließendes Wasser.

Egal ob Regen oder bloß ein Duschkopf.

Es half.

Ich hatte mir Nates Decke um die Schultern gelegt und seinen Duft eingeatmet. Minutenlang hatte ich dort mit meiner Nase im Stoff gesessen und einfach geatmet, mir vorgestellt er wäre bei mir.

Als nächstes hatte ich mir seinen Harry Potter Band von der Fensterbank genommen und meine liebsten Stellen gelesen.

Aber auch das, tat ich nicht ohne ihn im Hinterkopf...

Ich hatte ihm sicher dreißig Nachrichten geschickt...

Nate sah die Sorge in meinem Gesicht, als er eintrat.

Er kam langsam näher und blieb vor der Matratze stehen, um auf mich hinab zu blicken.

Seinen Mantel hatte er diesmal nicht abgelegt, war anscheinend sofort nach seiner Ankunft zu mir geeilt.

»Nate...«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Du stinkst nach Benzin.«

Ich biss mir auf die Lippen.

Salzige Nässe brannte mir in den Augen.

Was hatte er nur getan...

Er stand genau vor mir, machte sich nicht die Mühe in die Hocke zu gehen... Meine roten Locken reichten ihm gerade mal bis zum Bauchnabel.

Jetzt hatte er doch tatsächlich die Nerven zu lachen...

»Hast du jemanden umgebracht?«, fragte ich schockiert.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Gliedmaßen aus. Nate kicherte noch lauter, fast so krankhaft wie Logan.

Er hörte sich nicht an wie ein Dämon, sondern wie der Teufel in Person...

Wie ein gefallener Engel, der auf dem Weg zur Erde über seine brennenden Flügel lachte.

»Das ist nicht witzig«, ermahnte ich ihn und unterdrückte ein Schluchzen. »Hör auf zu lachen!«

Er hörte nicht auf, schüttelte sich förmlich... und fuhr mir grinsend durch die nassen Haare. Seine weißen Strähnen hingen ihm wild vor der Stirn, während er sich zu mir runter beugte.

»Hast du jemanden wegen fünf dämlichen Punkten umgebracht?«, wiederholte ich meine Frage.

Doch selbst wenn die Antwort ja gewesen wäre...

Es wäre nicht allein wegen der Punkte, sondern wegen Mr.Knights Gründen...

Ich war mir nicht sicher was es über meine Menschlichkeit oder meine Moral aussagte, aber ich machte mir selbst in diesem Moment noch mehr Sorgen um Nates Zukunft und die Auswirkungen seiner Tat, als um das Wohlergehen meines Dozenten.

»Ich geh duschen...«, sagte Nate und verschwand aus dem Zimmer.

Als er nach einer halben Stunde wiederkam und der Benzingeruch nicht länger an ihm haftete, hatte ich mich immer noch nicht beruhigt.

RUNNING WITH THE WOLVES...Where stories live. Discover now