EPILOG

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7 Tage später...

Nathanial Cromwell trug einen verdammten Anzug.

Einen richtigen Anzug, mit gebügeltem Kragen und allem was dazu gehörte. Darüber hatte er seinen Mantel an, aber trotzdem...

Es war das absurdeste und gleichzeitig beeindruckendste das ich jemals sah. Er trug einen Anzug, für mich.

Er stand auf der Türschwelle zu Hollys Wohnung und wippte nervös auf und ab. Es war das erste Mal seit wir in Hillshire lebten, dass sie sich begegnete. Mein Tante wusste so viel über ihn und erhielt endlich ein Gesicht zu den unzähligen Geschichten die sie von mir gehört hatte.

Sie hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und strafte ihn mit einem tödlichen Blick.

Nate schluckte und reichte ihr eine Hand zur Begrüßung, die Holly gezielt ignorierte.

»Hallo Ma'am, freut mich sie kennenzulernen«, sagte er in einem höflichen Ton.

Er hatte in meiner Anwesenheit noch nie so gesprochen...

Meine Tante reagierte nicht.

»Miss?«, versuchte es Nate mit einer anderen Ansprache.

Keine Reaktion.

»My Lady?«

Selbst mir brach langsam der Schweiß aus.

Nate verharrte eine weitere Sekunde vor der Tür, warf mir einen flüchtigen Blick über den Kopf meiner Tante zu und wandte sich zurück an sie.

»Sir?«

Ich trug ebenfalls einen Anzug. Meiner war jedoch dunkelblau und nicht grau, wie seiner. Er schaffte es so perfekt unperfekt auszusehen und trotzdem natürlich zu wirken. Als hätte er mit diesem Anzug geschlafen, wäre erst vor fünf Minuten aufgestanden und hätte sich gerade noch rechtzeitig an unsere Verabredung erinnert.

Meine Tante rümpfte die Nase und trat einen Schritt auf ihn zu. Als Nate geklingelt hatte, war sie mit ihrem Baseballschläger in Richtung Tür gelaufen, obwohl ich ihr gesagt hatte wer mich abholen würde.

Für sie stand gerade der Junge vor ihr, der ihren Neffen Jahre lang gequält hatte.

Für mich stand dieser Junge auch gerade dort, aber er war auch der Junge den ich liebte.

Das wusste Holly und sie respektierte es.

Sie tippte Nate mit ihrem Zeigefinger gegen die Brust und bohrte ihren spitzen Nagel in sein Fleisch.

»Für dich Jungchen, heißt es eure Majestät!«

Als wir wenig später an Hillshires Pier parkten, trommelte Nate auf dem Lenkrad herum. Wir stiegen nicht aus, betrachteten bloß schweigend den Platz wo vor einer Woche noch Weihnachtsgebäck verkauft wurde und starrten auf die Wellen auf denen sich der dunkle Nachthimmel spiegelten.

Es war Vollmond, die perfekte Nacht um Silvester zu feiern.

An den Stellen an denen ich mir mit Serena kandierte Äpfel und gebratene Mandeln gekauft hatte, waren jetzt Pavillons aufgebaut und Stehtische an denen sich die ersten Einwohner von Hillshire tummelten.

»Danke das du sie nie auf mich losgelassen hast«, sagte Nate amüsiert.

Sein Lider waren wieder träge und er ließ keine Gefühlsregung in seiner Mimik zu, doch trotz seiner Mühen konnte er nicht verstecken, dass er das gerade genoss. Nicht vor mir...

»Das wäre nicht gut für dich ausgegangen«, sagte ich lächelnd.

Er genoss es, ich litt Todesqualen vor Nervosität.

RUNNING WITH THE WOLVES...Where stories live. Discover now