7.Kapitel

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Gwendolyn:

Ich schlage mir die Hand vor den Mund um einen Aufschrei zu unterdrücken. Tagebuch von Margret Tilney. Lese ich und blättere auf die nächste Seite. 18.Januar 1910. Das sind genau zwei Jahre bevor Lucy und Paul bei ihr aufgetaucht sind. Ich setze mich in Grandpas Lieblingssessel und fange an den ersten Eintrag zu lesen:

Liebes Tagebuch,

heute habe zum ersten Mal meine Ururenkelin Lucy Montrose getroffen. Sie ist der Saphir und kam in Begleitung des schwarzen Turmalins. Er heißt Paul de Villiers und ist eigentlich ganz nett, im Gegensatz zu Timothy, Jonathan und dem ganzen Rest des de Villiers Clan. Lucy hat mir erzählt, sie ist vor ein paar Wochen das erste Mal gesprungen und habe auch schon den Grafen besucht. Sie findet ihn unheimlich. Ha da ist sie nicht die Einzige. Ich hoffe ich sehe sie noch öfter. Sie hat mir erzählt, dass ihr Großvater Lucas Montrose jetzt Großmeister der Loge ist und mit meiner Enkelin Arista verheiratet ist. Sie haben drei Kinder, sie ist die Tochter von Harry und hat noch zwei Geschwister. Wie es scheint hat sich meine Familie gut fortgepflanzt. Bald wird meine Tiffany heiraten und ich werde mit meinem Mann ganz alleine in diesem großen Haus sein. Ich hoffe ich werde nicht allzu schnell Großmutter. Aber es ist ja immer so. Als ich umblättere fällt mir ein Blatt entgegen. Es ist zusammen gefaltet und darauf steht mein Name. In der gleichen Schrift wie auf Mums Brief vorhin. Da höre ich plötzlich Schritte vor der Tür und diese Schritte klingen eindeutig nach Lady Arista. Schit und wohin jetzt? Wenn sie mich hier erwischt, bin ich erledigt! Also krabble ich unter den Sekretär, der an der Wand steht. Meine Großmutter kommt in den Raum und sie bleibt genau vor dem Sekretär stehen. Ich sehe ihre schwarzen Schuhe und halte den Atem an. Meine Großmutter steht mit ihrer Schuhspitze nur Millimeter von meinen Fingern entfernt. Sie öffnet eine Schublade, ich höre das Quietschen. Sie nimmt etwas daraus. „Ach Lucas, warum? Warum musstest du nur so früh gehen? Du hättest in diesem ganzen Chaos alles wieder geordnet und jedem seinen Platz gegeben. Du wärst mit Glenda und Grace Streitereien klargekommen. Auch mit Charlotte und Gwendolyn. Ach ja die Arme, wie sie mit dem ganzen Kram klarkommt, mit dem du klarkommen musstest. Ich…“ sie spricht  nicht weiter und ich höre ein leises schniefen. Weinte sie etwa. „Ich mache mir solche Sorgen, dass sie sich verletzt oder ihr das gleiche wie Lucy passiert. Ich vermisse dich mein Liebster.“ Sagt sie und ich höre wieder das Quietschen der Schublade. Dann geht sie und ich atme erleichtert auf. Dann fällt mir wieder der kleine Zettel ein. Ich falte ihn auseinander und lese, es ist ein Brief von Lucy:

Geliebte Gwendolyn,

du fragst dich sicher, warum der Brief in Margrets Tagebuch ist. Ich hoffe, dass wen du ihn liest, schon erfahren hast wer Paul und ich sind. Der Grund für unsere Flucht warst du, wir wollten dich beschützen, weil wir gesehen haben wie der Graf den ersten Zeitreisenden umgebracht hat, Lancelot de Villiers, der Bernstein. Bitte versuche keine Marionette wie Gideon und wie wir es einst waren zu werden. In Margrets Tagebuch, wirst du ein paar Informationen finden. Bitte verstecke es gut und erzähle keinem was du hier liest. Vertraue keinem, wirklich keinem! Ich freue mich auf unsere erste Begegnung und vermisse dich solange sehr. Es tut Paul und mir sehr leid, Gwen!

In Liebe

Lucy

Ich starre einfach nur die Unterschrift an, der Brief ist von Lucy. Aber was tut ihr Leid und warum soll ich niemandem davon erzählen? Lauter Fragen schwirren mir durch den Kopf. Langsam gehe ich die Treppe in mein Zimmer hoch, das Tagebuch an meine Brust gepresst und den Brief darin. Ich schließe die Tür hinter mir ab und lasse mich auf mein Bett plumpsen. Auch wenn ich Lucy kaum kenne, fühle ich mich geborgen bei ihr. Als würde ich sie schon ewig kennen. Ich schlage den zweiten Eintrag des Tagebuches auf.

MorganitrosaWhere stories live. Discover now