❇️Step 2❇️

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Yeji

Tanzen hatte eine wichtige Bedeutung für mich und ich würde es für nichts und niemanden auf der Welt aufgeben. So wie das Atmen und die Luft für andere lebenswichtig war, so war es das Tanzen für mich. Jedes Mal, wenn Musik lief, bewegte mein Körper sich wie von selbst und bewegte sich rhythmisch mit dem Bass.

Doch wie vielleicht jeder normale Mensch mit einem gesunden Verstand ging ich nicht in eine Tanzschule oder tanzte Zuhause für mich. Nein, stattdessen war ich jede Nacht in einem belebten Club, der nur voller Alkohol und schwitzenden Menschen roch, zu denen ich meistens nicht gehörte. Was ich tat, war zu tanzen und das auf der dortigen Bühne.

Hin und wieder sang ich auch für das Publikum, doch das kam nicht wirklich oft vor. Immerhin war das Tanzen etwas viel wichtigeres für mich, weshalb ich es entsprechend lieber und häufiger tat. Und doch schwebte ein anderer Gedanke am heutigen Abend in meinem Kopf herum und ich rief mir wieder diese eine kleine Begegnung auf der Straße in den Kopf. Die Art, wie sich unsere Blicke gekreuzt hatten, war seltsam gewesen, aber hatte auch etwas Vertrautes und Warmes an sich. Ein Gefühl, welches neu und merkwürdig für mich war und überhaupt keinen Sinn ergab.

Nur ein ziemlich großer Zufall würde dafür sorgen, dass wir uns wieder treffen würden und da ich weder an Zufälle, noch an das Schicksal glaubte, war das für mich auch gestrichen, womit ich überhaupt kein Problem hatte.

,,Yeji? Bist du endlich mal so weit?"

Mein bester Freund und gleichzeitig auch Arbeitskollege, streckte seinen Kopf durch den Vorhang der Umkleide und sah mir dabei zu, wie ich mich umzog. Anders als andere interessierte es mich nicht und ich schämte mich auch nicht. Warum auch? Mir war bewusst, dass ich einen guten Körper hatte, den man nur bewundern konnte und ich selbst fühlte mich darin komplett wohl. Außerdem stand ich auf Mädchen und Felix auf Jungs, weshalb es uns beiden egal war, wenn wir mal den jeweils anderen nackt sahen.

,,Jaja, hetz mich nicht", seufzte ich leise und winkte den Australier leicht mit der Hand weg. Augenverdrehend zog Felix seinen Kopf zurück, aber ich wusste, dass er vor der Tür auf mich warten würde. Das tat er immer, damit er sich auch sicher sein konnte, dass ich kommen würde. So wie auch sonst fragte ich mich nun wieder, was mich davon abhalten sollte. Anders als man vielleicht denken mochte, gefiel es mir in diesem Club wirklich. Die Gäste waren relativ angenehm und solange auch das Geld stimmte und ich meiner Leidenschaft nachgehen konnte, würde mich nichts und niemand von diesem Club fernhalten können. Nicht einmal diese angebliche große Liebe, die nicht existierte. Wer glaubte schon bitte an sowas?

Mich im Spiegel betrachtend, richtete ich noch kurz meine zerzausten Haare und machte diese zu zwei Zöpfen, damit sie mich nicht beim Tanzen behindern konnten. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich konnte mit Stolz sagen, dass ich endlich besser aussah, als noch vor einigen Monaten. Meine Haut hatte endlich wieder eine normale, gesunde Hautfarbe angenommen und die dunklen Schatten, die Augenringe angedeutet hatten, waren auch endlich verschwunden. Und erst, als ich mich nochmal ganz genau im Spiegel betrachtet hatte, verließ ich die Umkleide und lief auf direktem Wege hoch zu der kleinen Bühne mit der Stange, die hier immer waren.

Felix selbst hielt sich noch etwas am Rand, da auch er hier tanzte, aber meistens wartete er lieber, bis mehr Menschen anwesend waren, die er beeindrucken konnte. Ich wollte nie jemanden beeindrucken, sondern mich selbst stolz machen und meiner Leidenschaft nachgehen, die mein gesamtes Leben darstellte. Und dennoch, als hätte mich irgendeine unsichtbare Macht dazu gezwungen, warf ich einen kurzen Blick auf die Tür, die sich gerade geöffnet hatte und entdeckte direkt zwei Personen, die soeben eintraten.

Und eine Person davon war das Mädchen, welches ich vorhin auf der Straße gesehen hatte.

Stripper ★ RyejiWhere stories live. Discover now