❇️Step 24❇️

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Ryujin

"...und ich weiß nicht, wie Changbin das geschafft hat, aber irgendwie hat er seine Schuhe verloren und musste dann barfuß heimlaufen", erzählte ich Yeji ausgesprochen entspannt. Die Musik, die im Hintergrund lief, hatte ich mit jedem Wort mehr und mehr ausblenden können, während unserem Gespräch begann mein Interesse an ihr zu wachsen und bald schon klebte ich förmlich an ihren Lippen.

Ich hatte mich dazu entschieden, ihr einfach ein paar Kindheitsgeschichten zu erzählen und auch viel über Changbin zu berichten. Da er und Felix näheren Kontakt zueinander pflegten und ihre Interesse aneinander alles andere als unsichtbar war, mussten wir beide mit dem jeweils besten Freund der Anderen umgehen können und etwas über ihn erfahren, da er wohl oder übel Teil des eigenen Lebens wurde. Für mich war das kein Problem, ich mochte Felix und auch seine ersten Eindrücke auf mich hatten gut gewirkt, allerdings war Yeji kein allzu großer Fan von Changbin. Wahrscheinlich war sie einfach der Meinung, dass er ein gefühlloser Fuckboy war, der Felix nur ausnutzen würde.

Und darum sah ich es als meine Pflicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Aber auch Yeji erzählte mir einige Dinge aus ihrem Leben. Anfangs hatte sie gezögert, so als gäbe es nichts Interessantes an ihr, doch je mehr ich über mich Preis gegeben hatte, desto mehr öffnete auch sie sich und fing an, zu erzählen. So hatte ich erfahren, wie sie und Felix sich kennengelernt hatten, wieso sie den Weg der Stripperin gewählt hatte und viele, recht niedliche Geschichten aus ihrer Kindheit. Immer mehr lernte ich über ihren Charakter kennen und verstand so langsam auch, wieso sie so war, wie sie war.

Und ja, irgendwie fing ich auch an, Gefallen an ihr zu finden. Aber das war nicht so wichtig.

"Ich fasse es nicht, dass dieser Junge so verpeilt sein kann", seufzte Yeji leise, nachdem ich meine Erzählung beendet hatte und schüttelte amüsiert darüber ihren Kopf. Noch schien es ihr schwer zu fallen, ihre richtigen Gefühle erkennbar zu machen und nicht die 'Coole' zu spielen, jedoch machten wir gute Fortschritte für den Anfang. Vielleicht würden wir doch noch gute Freunde werden. "Er ist ja fast so schlimm wie Felix."

"Die beiden scheinen ein gutes Paar abzugeben", schmunzelte ich und nach einem leisen Seufzen nickte Yeji leicht. Offensichtlich gefiel ihr der Gedanke, die beiden zusammen zu sehen, noch immer nicht wirklich, aber zumindest sagte sie nichts mehr dagegen. "Meinst du, wir wären auch eines?"

Überrascht blinzelte Yeji zwei Mal und sah mich etwas verwundert an, so als würde sie glauben, dass sie sich gerade verhört haben musste. Dadurch wurde mir bewusst, was ich von mir gegeben hatte und direkt legte sich ein sachter, kaum erkennbarer, rötlicher Schimmer auf meine Wangen. "I-Ich meinte als Freunde", versuchte ich mich rasch zu korrigieren, doch das freche Grinsen, das sich auf Yejis Lippen legte, verriet mir, dass ich diesen Satz nicht mehr retten konnte.

"Wer weiß, vielleicht. Immerhin scheinst du äußerlich definitiv auf meinem Niveau zu sein", erwiderte sie nur lässig, so als wäre nichts dabei und nun war ich diejenige, die sie mit großen Augen anstarrte. Scheinbar liebte Yeji es, mich in Verlegenheit zu bringen und ich wusste nicht ganz, was ich darauf antworten sollte, schlicht und ergreifend deshalb, weil ich es nicht mehr gewohnt war. Seit Jahren hatte ich keine wirklichen Komplimente mehr bekommen, von Changbin konnte ich es nicht gerade erwarten und wenn, dann war es auf einer anderen Ebene. Immerhin war er schwul und null an mir interessiert.

"Wenn du das sagst, muss es wohl stimmen", gab ich etwas leiser zurück und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass sie mich damit tatsächlich kurz aus dem Konzept gebracht hatte. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie wohl ich mich hier mit ihr mittlerweile fühlte und drehte langsam meinen Kopf zu der Bühne, auf der gerade eine junge Frau tanzte.

Ich wollte es versuchen. Ich wollte mir das ansehen und versuchen, keinen Zusammenbruch zu erleiden.

Lippenbeißend musterte ich die Tänzerin, wie sie elegant um die Stange gleitete und in einer fließenden Bewegung ihre Hüften schwang. In ihrem Gesicht lag ein lasziver Ausdruck und sie glitt langsam an der Stange herab, zog dabei auch ihr Oberteil etwas hoch und biss sich auf die Lippe, um noch heißer auszusehen.

Nur wenige Sekunden lang beobachtete ich das, in denen mir zwei Dinge klar wurden: Erstens tanzte Yeji eindeutig besser als sie und obwohl ich von beiden bisher nur wenig gesehen hatte, hatte ich bei Yeji viel mehr Leidenschaft und Liebe für das, was sie tat, gespürt.

Zweitens nahm ich die aufsteigende Panik in mir wahr, die Angst und das Wissen, dass das zu viel war. So gut Yejis Plan auch war, ich war noch nicht bereit dafür und all die Zeit gerade schien völlig umsonst gewesen zu sein. Mein klopfendes Herz verriet mir, dass ich hier weg musste, mein flacher Atem und das einsetzende Zittern machten mir klar, dass ich es hier nicht länger aushielt. Ich hatte nicht die Kraft dafür, mich wieder auf Yeji zu konzentrieren. Dafür war es noch zu früh.

Aber plötzlich spürte ich, wie eben Genannte ihre Hand auf meine legte und sofort drehte ich meinen Kopf zu ihr, um sie aus großen, verängstigten Augen anzusehen, was mit einem kleinen, sanften Lächeln quittiert wurde.

"Das reicht für den Anfang. Lass uns besser gehen und es ein andern Mal wieder versuchen."

Stripper ★ RyejiWhere stories live. Discover now