❇️Step 17❇️

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Ryujin

Ich setzte mich draußen auf einen kleinen Mauervorsprung und starrte auf meinen Schoß. Mein Herz pochte schnell, unrhythmisch und ich hatte das Gefühl, nicht wirklich Luft zu bekommen. Alles schien mich zu erdrücken, die Menschen im Club schienen mich zerquetscht zu haben, bis ich es einfach nicht mehr ausgehalten hatte und nach draußen gestürmt war. Dabei war noch nicht einmal viel passiert. Es hatte nur die verdammte Musik angefangen, die mir bereits einen kleinen Stich versetzt hatte und Yeji war auf die Bühne gekommen, um anzufangen zu tanzen.

Doch in dem Moment, in dem sie die Stange berührt hatte, war ich wie von einer Tarantel gestochen aufgesprungen. Ich hatte ein beklemmendes Gefühl in meiner Brustgegend gespürt, als hätte jemand schwere Gewichte in mich gepflanzt, die sich mit jeder Sekunde mehr ausbreiteten. Die aufkeimende Panik und das Gefühl, jeden Moment zu weinen zu beginnen, hatte mich so sehr überrannt, dass ich nicht länger dort hatte verweilen können, sondern mir einen Weg nach draußen gesucht hatte.

So saß ich nun hier, versuchte mit tiefen Atemzügen meinen Körper zu beruhigen und dazu zu bringen, sich auf die kühle Brise und die bedrohliche Dunkelheit hier draußen zu konzentrieren, die mich daran erinnerten, dass alles okay war. Kein Tanzen, keine Musik, nichts erreichte mich hier draußen. Ich war völlig allein und schaffte es, mich langsam aber sicher wieder zu beruhigen.

Doch dann auf einmal hörte ich wieder die Musik, weil jemand offensichtlich die Tür geöffnet und nach draußen gekommen war. Sogleich verspannte ich mich wieder leicht, aber da die Musik genauso schnell wieder verschwand, wie sie aufgetaucht war, konnte ich es einfach ignorieren. Was ich jedoch nicht ignorieren konnte, war, dass sich jemand plötzlich neben mich setzte.

Überrascht hob ich meinen Kopf und drehte ihn zur Seite, erkannte sogleich Yeji, die mich einfach mit schief gelegtem Kopf musterte und nichts sagte. In ihren Augen sah ich wieder diese leise Sorge glänzen, unauffällig und doch vorhanden, nur darauf wartend, dass jemand sie bemerkte. Und das tat ich. Obgleich es mich ziemlich verwirrte.

"Yeji?", fragte ich darum leise. Meine Stimme zitterte ein klein wenig aufgrund der noch leicht festsitzenden Panik in meinen Knochen, allerdings bezweifelte ich, dass Yeji es bemerkte. Zudem kannte sie mich nicht gut genug, um zu wissen, wie ich klang, wenn ich in Panik war.

"Ist dir nicht kalt hier draußen?", stellte sie mir eine Gegenfrage und musterte mich einmal, weshalb ich direkt ein kleines bisschen verlegen würde. Für den heutigen Abend hatte ich mir bloß ein Crop Pulli und dazu einen passenden, rot karierten Rock mit einer schwarzen Strumpfhose darunter angezogen. Eine Jacke hatte ich nicht mitgenommen, einen dickeren Pullover ebenso wenig, deswegen verstand ich, wieso sie das fragte. Immerhin war es Winter - es lag aktuell nur kein Schnee. Dabei war sie nicht viel besser. Ihre Klamotten waren sogar noch kürzer, auffällig verziert, um Blicke auf sich zu ziehen und einfach perfekt zum Strippen.

"Frag dich das selbst und du hast die Antwort", meinte ich darum leicht schmunzelnd und legte nun leicht meinen Kopf schief. Scheinbar war die brünette Schönheit einen Moment lang verwundert über mein kleines Lachen, aber dann huschte auch über ihre Lippen ein kurzes Lächeln und sie setzte sich auf.

"Du solltest nicht hier draußen sitzen, du wirst nur krank", meinte sie zu mir. Jedoch wusste ich längst, dass sie gar nicht so wirklich zu wissen schien, wieso sie mir gefolgt war, und wohl eher fragen wollte, wieso ich nach draußen gegangen war. Hatte sie ihren Auftritt wirklich schon beendet? Er hatte doch eben erst begonnen.

"Und du solltest drinnen auf der Bühne sein", erwiderte ich wegen diesem Gedankengang. Nun langsam löste ich mich von meiner verkrampften Haltung und stützte mich auf meinen Händen ab. Noch immer ließ ich meinen Kopf in ihre Richtung gedreht und betrachtete diese hübsche Frau. Sie war definitiv zu gut für sämtliche Männer auf dieser Welt und ich musste gestehen, wer auch immer irgendwann an ihrer Seite sein würde, konnte sich glücklich schätzen. Sie wirkte nahezu perfekt dank ihrem bemerkbaren Selbstbewusstsein.

"Hm", gab Yeji nun von sich und nahm dieselbe Position ein wie ich, ehe sie ihren Blick abwandte und stattdessen in den dunklen Nachthimmel starrte. "Mir gefällt der Gedanke nicht, dich hier draußen allein zu lassen. Immerhin halten sich in dieser Gegend viele gruselige Typen auf, vor denen sich ein hübsches, schmächtiges Mädchen besser in Acht nehmen sollte."

"Schmächtig?" Empört sah ich sie an und ignorierte, dass sie mich auch komplimentiert hatte. "Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich kann mich sehr wohl wehren", beteuerte ich und verschränkte nun meine Arme vor meiner Brust. Dadurch musste Yeji tatsächlich kurz schmunzeln und ließ erneut ihren Blick über meinen Körper wandern, beließ es aber dabei und ließ mich schmollen. Okay, ich musste zugeben, irgendwie fing ich an, sie zu mögen.

"Du solltest trotzdem wieder rein gehen, Yeji. Sie werden dich nur vermissen. Mir wird schon nichts passieren."

Stripper ★ RyejiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt