24.Kapitel

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Nils lächelte Mina ein letztes Mal gut gelaunt an, dann drehte er sich um und stieg die wenigen Stufen zur Bühne herauf. Dort schnappte er sich ein Mikrofon und klopfte ein paar Mal dagegen, um zu prüfen, ob es auch funktionierte. Schließlich lächelte er in die Runde und räusperte sich.

>>Liebe Familie, liebe Freunde und meine allerliebste Ehefrau Mina!<<, begann er und machte eine kurze Pause, bevor er das Mikrofon wieder zum Mund hob und weitersprach. >>Ich freue mich, dass ihr alle erschienen seid und dass ich heute diesen besonderen Tag mit euch teilen kann. Die meisten von euch, nein, ich denke alle von euch wissen, was heute für ein besonderer Tag ist. Ich sage es dennoch noch mal, einfach deswegen, weil es sich so gut anfühlt, es zu sagen: Mina und ich haben heute geheiratet!<< Während er das sagte, schaute er Mina mit einem kaum zu übersehenden, verliebten Funkeln in den Augen an, das Mina glücklich strahlen und mich innerlich vor Eifersucht brodeln ließ. >>Ja, heute haben wir endlich geheiratet! Manche von euch denken jetzt vielleicht: Wurde aber auch mal Zeit, so lange wie ihr euch nun schon kennt! Andere fragen sich vielleicht aber auch: Mit einundzwanzig heiraten, ist das nicht ein wenig jung? Oder liegt das vielleicht nur daran, dass Mina schwanger ist? Übrigens ist das gerade das erste Mal, dass ich öffentlich von Minas Schwangerschaft spreche, sonst haben wir immer versucht, es so gut es ging geheim zu halten. Auch wenn das nicht immer so leicht war, vor allem, weil wir andauernd darauf angesprochen wurden, warum Mina bloß so zugenommen hat.<< Vereinzelte Lacher erklangen aus der Menge. >>Nein, Mina hat in letzter Zeit nicht zu viel Süßes gegessen, sie ist schwanger. Damit wäre das jetzt auch geklärt. Wo war ich noch mal stehen geblieben? Ach ja, der Grund, warum wir geheiratet haben. Nun, meine Freunde, das ist im Grunde genommen ganz einfach: Wir haben geheiratet, weil wir uns lieben!<< Ein amüsiertes Raunen ging durch die Menge. >>Das mag kitschig klingen, aber manchmal klingt die Wahrheit einfach kitschig. Wir lieben uns. Ich liebe Mina. Mina liebt mich. Wir lieben uns. Punkt. Und meiner Meinung nach ist das auch der einzige Grund, warum man heiraten sollte. Nicht, weil die Frau schwanger ist. Nicht, weil die Familien einen dazu drängen. Nicht, weil einer der beiden ein riesiges Vermögen besitzt, auf das der andere wild ist. Einfach, weil man sich liebt. Und da ist es egal, ob man zwanzig, fünfzig, hundert oder hundertfünfzig ist. Liebe ist Liebe und Liebe bleibt Liebe. Da ist das Alter egal. Und jetzt kommen wahrscheinlich die Älteren unter euch und denken sich: Was weiß der junge Knirps da vorne schon von Liebe? Ich frag einfach mal zurück: Was wisst ihr alten Knacker schon von Liebe? Nur weil ihr eure Frauen schon paar Jahrzehnte länger kennt, schwierige Zeiten zusammen durchgestanden und zusammen schon mehrere Kinder großgezogen habt, heißt das doch noch lange nicht, dass ihr mehr Ahnung davon habt! Ich liebe Mina und werde sie, so glaube und hoffe ich zumindest, in fünfzig Jahren noch genauso sehr lieben. Und deswegen finde ich es keineswegs falsch, sie in so jungen Jahren schon zu heiraten.<< Wieder sah er zu unserem Tisch und schenkte Mina sein süßestes Lächeln. >>Mina, ich verspreche dir, ich werde dir ein guter Ehemann sein. Ich werde dich achten und ehren, werde dir treu sein und dich niemals hintergehen, werde für dich da sein, wenn du mich brauchst und zu dir kommen, wenn ich dich brauche. Ich werde dich lieben, heute, morgen und bis in alle Ewigkeit! Das war meine Rede. Ihr dürft jetzt klatschen...<<

Seine letzten Worte gingen schon im tosenden Beifall der Gäste unter. Auch ich klatschte, wenn auch nur, um unter den anderen nicht aufzufallen. Seine Rede hatte mir mal wieder deutlich gemacht, dass er Mina wirklich liebte und das ich mich mehr als nur geirrt hatte, als ich bei den vielen Unterrichtsstunden und Ausflügen mit ihm vermutet hatte, dass er etwas für mich empfand. Das hatte ich nun davon – nach all den Hoffnungen, die ich mir gemacht hatte, schmerzte die Wahrheit nun umso mehr.

>>... und gleich wird eine meiner Klavierschülerinnen euch etwas auf dem Klavier vorspielen. Kira, kommst du bitte nach vorne?<<

Als er meinen Namen erwähnte, schreckte ich aus meinen depressiven Gedanken hoch und nickte schnell. Es fühlte sich an, als würde mein wild pochendes Herz jeden Moment aus der Brust herausspringen und ich fragte mich, ob irgendjemandem auffiel, wie sehr meine Hände zitterten.

Der KlavierlehrerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt