Kapitel 3

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Ich hatte eine der vielen Decken auf dem Sofa um mich gewickelt und es mir mit der Tasse Kaffee bequem gemacht. Ich starrte seit einiger Zeit hinaus in den Garten und beobachtete, wie hinten am Horizont langsam die Sonne aufging. Der Nachtblaue Himmel färbte sich allmählich rosa und ein feiner Streifen, dort wo Himmel und Erde aufeinander trafen, strahlte in einem warmen Orange die Sonne. Ich schöpfte aus diesem Anblick neue Kraft für den Tag, denn der Sonnenaufgang erinnerte mich an eine Weisheit aus meiner Kindheit.
Auch auf die dunkelste Nacht, folgt ein strahlend heller Morgen.
Ich musste bei diesem Gedanken leicht lächeln. Es war eine der wenigen guten Erinnerung an meine Eltern. Eine, die noch nicht von den Schatten der Vergangenheit überdeckt worden war. Ich versank in diesem Anblick der aufgehenden Sonne und sehnte mich nach einem Leben, dass zwar nicht meines war, jedoch ohne die fürchterlichen Ereignisse von vor sieben Jahren. Meine Vergangenheit und diese Albträume prägten mich jedes mal aufs neue und langsam ließ ich zu, dass sie bestimmten wer ich war. Ein feiner Film von Gänsehaut überzog meinen Körper und ich kuschelte mich enger an die Lehne des Sofas. Soweit ich es beurteilen konnte, ging es mir gut aber irgendwie machte sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit. Abgesehen von dem Albtraum, hatte der Morgen ruhig angefangen, aber ich spürte, dass heute noch irgendetwas passieren würde. Ich zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen und merkte, wie sich Falten auf meiner Stirn bildeten.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und holte mich zurück in die Realität. In das hier und jetzt. Ich drehte den Kopf zur Seite und sah wie sich Mirabella neben das Sofa kniete. Ihre langen silberblonden Haare hatte sie seitlich geflochten und über ihre linke Schulter gelegt. Ihre leuchtend braunen Augen strahlten hell, doch ich wusste, dass sie mich aufmerksam musterten.
"Guten Morgen.", flüsterte sie und legte eine Hand auf meinen Arm. "Wieder einen Albtraum gehabt?" Ich brauchte nichts sagen, denn als ich den Blick von ihr abwandt, wusste sie es. Sie war eine Hexe, wie ich, doch auch wenn wir der selben Spezies angehörten, waren wir doch grundverschieden. Mirabella war eine Naturhexe. Sie verstand sich in der Lehre der Kräuter und Pflanzen und war auf spiritueller Ebene mit allen Tieren und Pflanzen verbunden. Sie konnte spüren wenn etwas in diesem natürlichen Gleichgewicht nicht stimmte oder schöpfte aus der Energie der Erde ihre Kraft. Anders als bei mir, lag ihre Magie nicht in ihr drinnen, sondern sie nahm sie aus der Natur. Der Erde. Während mir Magie als Teil der allgegenwärtigen Energie inne lag, musste Mirabella aus der Energie um sie herum schöpfen. Ihr Charakter war stets warm und ruhig. Es gab fast nichts, dass sie wütend machte oder aus der Fassung brachte. Sie sah in jedem Menschen, Wesen und jeder Pflanze etwas einzigartiges. Ich bewunderte sie und ihre Schwestern dafür. Mirabella war Teil der Schwesternschaft der Naturhexen. Wie jede andere Hexe auch, war der Begriff Schwesternschaft, ein übergeordnetes Synonym für ihre Kraft, ihre Fähigkeit. Jede dieser Schwestern war vom Wesen her, wie Mirabella, doch auch gleichzeitig einzigartig. Manchmal kam es vor, dass Menschen sie mit Feen verwechselten, was zwar falsch war, doch gar nicht so abwegig erschien wie es klang.

Feen waren wie Naturhexen ruhige und liebliche Wesen. Ihnen lag die Magie inne, wenn auch nur ein ganz kleiner Teil. Sie schöpften sie nicht aus der Energie der Welt um sie herum, sondern waren davon unabhängig, um ihre eigene Magie zu stärken und zu nähren. Doch ihre Magie war beschränkt. Sie waren mit ihren Zaubern nur befähigt zu heilen, zu schützen und Pflanzen zum wachsen zu bringen. Ganz selten einmal gab es Feen, die elementare Magie in sich trugen und eines der vier naturgegeben Elemente beherrschten. Manchmal musste ich mir auch ins Gedächtnis rufen, dass Mirabella eine Naturhexe war und keine Fee. Aber das lag eher an ihrem zarten Aussehen. Den silberblonden Haaren, den warmen Augen. Dem zarten Gesicht und ihrer kleinen und dünnen Statur.
"Ist alles in Ordnung? Ich spüre, dass dich etwas beschäftigt und es ist nicht der Albtraum.", sagte sie besorgt und legte den Kopf etwas schief. Das tat sie immer wenn sie etwas beschäftigte oder nachdachte.
"Es ist nicht... Ich hab nur irgendwie das Gefühl, dass heute etwas passieren wird.", erklärte ich und bis auf der Innenseite meiner Wange herum.
"Haben dir das die Geister gesandt?"
"Nein, dieses Gefühl kam nachdem die schon wieder gegangen waren.", gab ich leise von mir und starrte wieder hinaus in den Vorgarten. "Vielleicht irre ich mich aber auch."

"Vielleicht.", stimmte sie mir zu, bevor sie aufstand. "Lass uns frühstücken. Ich hab Lust auf Schokomüsli." Ich schüttelte lächelnd den Kopf und schlug die Decke zurück um ihr in die Küche zu folgen. Mirabella besaß die Eigenart, ganz plötzlich - egal wie ernst eine Situation auch war, das Thema zu wechseln. Doch das machte sie nicht weniger liebenswert.

Cale war aus der Küche verschwunden, wie ich sah, als wir den Raum betraten. Seine Tasse musste er abgewaschen und wieder in den Schrank verträumt haben. Ich verstand nie, weshalb er alles dafür tat, seine Spuren, die er hier hinterließ, verschwinden zu lassen. Als ob er nicht wollte, dass die anderen mitbekamen, dass er auch hier in diesem Haus wohnte. Ich verstand es nicht, aber ich hatte auch nie das Bedürfnis den anderen davon zu erzählen. Irgendwie waren die Morgen nach einem Albtraum immer ein Geheimnis zwischen ihm und mir. Niemand erfuhr je, dass er immer da war, um mir frische Sachen zum Anziehen zu geben. Oder mir stumm Gesellschaft leistete, bevor ich meditierte. Ich beließ es einfach immer dabei.
Mirabelle klirrte mit einigen Tellern, bevor sie fünf davon auf dem Tisch verteilte. Einen Teller für jeden von uns - nur nicht für den wortkargen Vampir. Es war eine Besonderheit, wenn Cale tatsächlich mal Gesellschaft suchte und mit uns frühstückte. Er genoss es lieber allein zu sein. Genau wie ich, doch alleine sein, durfte ich im Prinzip nie. Im Haus war ich nie allein, doch sobald ich aus der Tür ging, musste mich immer jemand begleiten. Zu groß war die Gefahr, dass mir etwas zustieß. Wie gesagt - mich unterschied einiges von Mirabella.

"Wolltest du nicht eigentlich Schokomüsli essen?", fragte ich und deutete auf den Teller, der vor ihr auf dem Tisch stand.
Sie überlegte kurz und seufzte.
"Manchmal ist es für mich dann doch zu früh am Morgen, um klar denken zu können." Ich grinste und half ihr den Tisch zu decken. Ich verstand genau was sie meinte. An Tagen, an denen ich nicht schweißgebadet und nach Luft ringend aufwachte, war ich ein totaler Morgenmuffel. Alles nervte und stresste mich und das einzige, was ich an solchen Morgen dann wollte, war meine Ruhe und mein Bett. Irgendwie, wenn ich so darüber nachdachte, war es schon traurig, dass es nur diese zwei Arten von Morgen für mich gab. Ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder und öffnete den Kühlschrank -nur um danach starr hinein zu schauen, ohne etwas herauszunehmen. Wir hatten zu essen im Haus, das stand außer Frage, aber auf nichts davon hatte ich Appetit. Ich griff dennoch nach der Milch und reichte sie Mirabella. Wenigstens eine von und beiden wusste, was sie essen wollte. Ich nahm mir einen Jogurt heraus und wusch mir ein paar der frischen Früchte ab, die die kleine Naturhexe neben mir gestern geerntet hatte und vermischte alles in einem Schälchen. Mirabella und ich hatten uns gerade an den Tisch gesetzt, als die anderen von oben die Treppe hinunter kamen.
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Halli Hallo Hallöchen😊

Ich bin einfach gerade mehr als froh, dass dieses Buchprojekt von mir jetzt wirklich gestartet ist und ich schon das 3. Kapitel hiermit hochgeladen habe.🙈

Wie einige vielleicht wissen bzw. mitbekommen haben, sitze ich scho ziemlich lange am dieser Idee und darf damit offiziell sagen, dass Dark Blood mein zweites Buchbaby ist.❤

Ich habe vor erst einmal, soweit wie ich die Kapitel vorgeschrieben habe, sie auch täglich (soweit nichts dazwischen kommt) hochzuladen. Wenn sich daran etwas ändern sollte, wegen meiner Ausbildung oder anderen Dingen, lasse ich es euch wissen.🙈

Und kleine Frage zum Abschluss: Auch wenn die Geschichte gerade erst begonnen hat und ihr vielleicht auch noch nicht wisst, was genau euch erwartet, wie findet ihr es bis jetzt?🤔

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

PS: Langsam fängt wa an draußen kalt zu werden und ich bin einfach so in Hebstlaune, dass ich gerade einfach nur glücklich bin.😊 und ich hoffe, dass es einigen von euch genau so geht🍁

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now