Kapitel 14

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Ich schlug endlich meine Bücher für die Schule zu und ließ mich auf meinem Stuhl zurück fallen. Ich hatte zwei Stunden langen für den Test am Mittwoch gelernt und obwohl ich nicht viel zu lernen hatte - eigentlich gar nichts, hatte ich die Zeit wenigstens sinnvoll genutzt und die Ablenkung hatte ich auch relativ gut gebraucht. Cale war kurz nach seinem Lachanfall gegangen und wieder zu dem schweigenden und dauerhaft desinteressiert Typen mutiert, den wir kannten. Ich schob den Stuhl zurück, stand auf und verräumte die Sachen. Es war noch deutlich zu früh, um schlafen zu gehen.
Ich sah zu den Fenstern, bei denen ich kurz nach Cale's verschwinden die schweren, dunkelgrauen Vorhänge zurückgezogen hatte. Ich entschloss mich nach unten zu gehen und verließ das Zimmer. Eric musste losgefahren sein, um Felicity abzuholen und Cale.... war, wenn er überhaupt noch im Haus war, bestimmt am lesen. Einige Stufen der Holztreppe waren un der Mitte abgelaufen und weiß gemasert, was mir jetzt erst richtig auffiel. Allgemein war das Haus relativ alt, aber sehr schön. Die Wasserleitungen und Stromkabel waren neu, also konnte sich keiner von uns beschweren. Am meisten gefiel mir an diesem Haus der große, steinerne Kamin im Wohnzimmer, über dem der Fernseher angebracht war, den eigentlich kaum einer von uns benutzte. Ich hatte kein Interesse daran, völlig sinnlose Shows anzusehen und mich jedes mal aufzuregen. Den anderen ging es ähnlich, aber Eric mutierte zum absoluten Junkie, sobald irgendwelche Football oder Basketball Spiele liefen.

Ich trat auf die kleine Terasse hinaus und lehnte mich mit der Schulter an dem Holzbalken an, um Mirabella und Sage im Garten zu beobachten. Die kleine Naturhexe erzählte ihrer Freundin, die in Wolfsgestalt seelenruhig im Gras lag, was so besonders an den Blumen war, die sie gerade Pflanzte. Ich lächelte. Anscheinend hatten wir alle unsere eigene Art, mit dem heutigen Tag umzugehen. Sage's linkes Ohr drehte sich in meine Richtung und ich sah wie sie in der Luft witterte, bevor sie ihren Kopf zu mir drehte. Ihre Mate plapperte noch immer fröhlich weiter, ohne mich mitzubekommen und ich sah, dass Sage einfach froh war in Wolfsgestalt im Gras liegen zu können und Mirabella zuzuhören. Ich ging die eine Stufe hinunter und setzte mich dann mit angewinkelten Beinen darauf. Es dauerte eine Weile, bis die Naturhexe mich mitbekam und mir breit lächelnd zuwank. Ich nickte ihr zu und legte das Kinn auf meinen Armen ab, die ich um meine Knie gewickelt hatte. Die ganzen Gefühle und Gedanken von der Schule waren wie weggeblasen.

Mirabella stand auf und klopfte sich die Erde von den Knien. Auch Sage stand langsam auf und streckte sich erst einmal ausgiebig.
"Hast du Cale heute schon gesehen?", fragte die Naturhexe und setzte sich neben mich auf die Terasse. Zu ihren Füßen nahm Sage Platz und legte vorsichtig ihren Kopf auf Mirabella's Schoß. Ich graulte die Lykanerin kurz hinter dem Ohr, was ihr ein wohliges Knurren entlockte, sodass ich Zeit hatte zum überlegen. Cale ging allen gerne aus dem Weg und es hatte ihn vorhin schon Überwindung gekostet, mir von seinem Tag zu erzählen, also beließ ich es bei einem knappen nein.
"Okay - wie geht es dir jetzt?", hackte sie weiter nach und kuschelte sich in das weiche Fell ihrer wölfischen Freundin.
"Besser. Trotzdem möchte ich nur noch, dass dieser Tag vorbei ist.", sagte ich und richtete den Blick hinaus in den Garten. Wir hatten bei diesem Haus wirklich Glück gehabt und Mirabella strahlte jeden Tag, wegen diesem fabelhaften Garten. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte ihr Gemüt und könnte mit solchen Sachen wie heute, genau so umgehen wie sie. Aber statt mich über anderes zu freuen und das gute, in jeder noch so schlimmen Situation zu sehen, fühlte ich mich emotional so, als hätte mich ein tonnenschwerer Laster überfahren.

"Sage hat mir von eurem kurzen Gespräch mit Freya erzählt.", teilte sie mir mit. "Was willst du von ihr?"
"Ich kenne sie von irgendwoher, aber egal wie sehr ich mich anstrenge - ich bekomme nicht heraus woher und das macht macht mir irgendwie Angst, weil sie mich kennt. Sie scheint zu wissen wer ich bin.", erklärte ich. "Ich hab eine Vermutung, aber ich will lieber noch nichts festlegen. Und ich rechne fest damit, dass sie mich bald aufsuchen wird. "
Mirabella nickte.
"Wegen dem Hexenbrand, nicht wahr?"
"Ja."
"Wirst du ihr helfen? Ich meine, sie ist - wenn auch durch eine Adoption - eine Larkin und glaubst du nicht, dass sie dich verraten könnte? Ich mache mir einfach Sorgen um deine Sicherheit.", gab sie mir zu verstehen. Und ich verstand sie wirklich, aber Freya hätte mich wenn, schon längst verraten können und wenn sie, wie ich annahm, wirklich wusste wer ich war, dann würde sie es für sich behalten.
"Ich weiß. Ihr alle macht euch immer Sorgen um meine Sicherheit, aber ich vertraue darauf, dass sie nichts verrät. Immerhin wird sie meine Hilfe brauchen, mit dem Hexenbrand. Aber vor alem deine, Mira.", antwortete ich. "Sie hängt an dem Leben, das sie vor der Adoption hatte und man merkt auch, in der Art wie sie den Brüdern gegenüber tritt und wie sie sich verhält, dass sie keine Jägerin ist und auch keine Freude am Töten hat. Ich vertraue wirklich darauf, dass sie es für sich behält."

"Wirst du die Geister der Ahnen um Hilfe bitten?", fragte Mirabella mit Vorsicht.
Ich überlegte einen Moment.
"Nein. Sollte ich in Gefahr sein oder etwas schlimmes passieren, würden sie mich warnen.", antwortete ich und dachte an das ungute Gefühl von heute Morgen zurück. Sollte mit Freya etwas nicht stimmen, würden sie mich warnen.
"Dann ist es so.", bestätigte Mirabella und sah, wie ich es auch tat, in die Ferne. Die Geister der Ahnen, waren ständig um uns herum. Auch in diesem Moment konnte ich die Energie, die von ihnen Ausging, spüren. Wenn ich ihre Hilfe brauchte, ihre Kraft, dann musste ich sie heraufbeschwören. Aber die Grenze, zwischen der Welt der Lebenden und der, der Geister, war hauch dünn.
"Ich kann sie spüren. Wenn sie aufgebracht sind, wenn sie glücklich sind - aber nur dann, wenn diese Gefühle wirklich stark sind. Nicht so wie du.", erklärte mir Mirabella und gab Sage einen Kuss auf den flauschigen Kopf. "Manchmal wünschte ich, ich könnte sie immer fühlen, aber dann auch wieder nicht, denn... es ist eine Bürde, zwischen den Welten zu stehen. Ständig hier zu sein und doch zu wissen und zu fühlen, was auf der anderen los ist." Die Magie, die mir inne wohnte, ist ein Teil der allgegenwärtigen, universalen Energie die in allem und jedem steckt und nicht an Zeit oder Raum gebunden ist. Aus diesem Grund stehe ich zwischen der Welt der Lebenden und der, der Geister. Denn die Energie verbindet vergangenes, mit dem Gegenwärtigen und die Magie in mir, spürt diese Verbindung.
"Es ist keine Bürde, viel mehr eine Verantwortung, die man trägt.", entgegnete ich ihr. "Ohne die Geister der Ahnen zu spüren, würde ich mich selbst vergessen. Vergessen wer ich war, wer ich bin und wer ich wieder sein werde. Ihre ständige Anwesenheit, hält mich davon ab, zu vergessen. Ich darf meine Magie nicht anwenden, ohne uns alle in Gefahr zu bringen - da sind die Geister der Ahnen, das was dem am nächsten kommt." Beide sahen mich an und kurz darauf lehnte die kleine Naturhexe ihren Kopf an meine Schulter und Sage ihren flauschigen auf meine Knie.
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Hallo ihr Lieben 🙈

Also ich hoffe, dass mit den Geistern der Ahnen ist soweit verständlich.😊

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now