Kapitel 8

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"Verdammte scheiße!", fluchte Eric. Man sah ihm an, dass er am liebsten die Spinde quer durch die Schule geworfen hätte, doch er hielt sich zurück. "Was sollen wir jetzt machen?" Die anderen stimmten der Frage des Lykaners zu und begannen sich darüber zu unterhalten, als wäre ich nicht anwesend.
"Shaye muss hier weg. Also wahrscheinlich wäre es das beste, wenn wir gehen würden.", meinte Eric noch immer aufgebracht.
"Dann schicken wir am besten Cale und Felicity vor, um etwas zu finden, wo wir als nächstes hingehen."
"Ich würde euch hier den Rücken frei halten.", gab Lillith zu verstehen und diskutierte mit den anderen weiter. Mirabella sagte kein Wort. Die kleine Naturhexe schien nicht verkraften zu können, was gerade geschehen war. Ich hatte sie noch nie so fertig gesehen.
"Shaye? Was meinst du, was wir tun sollen?", fragte Sage ernst und nahm ihr Gefährtin in den Arm. Die anderen sahen mich erwartungsvoll an, doch ich brauchte eine Minute, um meine Gedanken und Worte zu sammeln. Der Flur wurde langsam leerer, doch uns kümmerte es nicht. Wir hatten als nächstes Geschichte und Mrs. Fergisson kam immer 10 Minuten später, sodass wir uns nicht beeilen brauchten.

"Na was schon? Wir tun rein gar nichts.", antwortete ich und stieß mich von den spinden ab, an denen ich mich angelehnt hatte. "Glaubt ihr nicht, dass es dieses Mal nicht auffallen würde, wenn wir plötzlich verschwinden? Hexenjäger tauchen von einem auf den anderen Tag hier auf, ich lege mich mit ihnen an, als es um dunkle Hexen und die Hexenkönigin geht und am nächsten Tag bin ich plötzlich mit weiteren drei Schülern verschwunden? Uns war allen klar, dass der Tag kommen würde, an dem wir nicht einfach abhauen könnten, sondern bleiben mussten. Wir halten jetzt den Ball flach, gehen den Larkins aus dem Weg und hoffen darauf, dass die Blackwoods hier nicht auftauchen. Aber solange ich nicht in wirklicher Gefahr bin und auch keiner von euch, bleiben wir hier." Die anderen stimmten widerwillig zu, denn ändern konnten sie nichts. Es ging um mich und auch wenn ich fast mein ganzes Leben lang, nie wirklich eine eigene Entscheidung treffen konnte, tat ich es dieses eine Mal. Ob es ein Fehler oder ein Erfolg werden würde, stand in den Sternen und nur die Geister der Ahnen kannten die Zukunft. Wir waren nun die letzten auf dem Flur und ich wollte nicht länger hier rumstehen. Ich nahm meine Tasche und lief ein paar Schritte in Richtung des nächsten Klassenzimmers.
"Ich bin es leid mich ständig vor der Welt verstecken zu müssen. Irgendwann muss ich wieder ich selbst werden, denn ich kann nicht ewig darauf verzichten, meine Magie zu verwenden.", sagte ich mit dem Rücken zu ihnen gewandt.

Still schweigend folgten die anderen mir. Ich hasste es, ihnen gegenüber so sein zu müssen, aber sie wollten mich so sehr beschützen, dass sie manchmal vergaßen, dass ich irgendwann wieder ich sein musst und nicht nur eine lächerliche, trübseelige Version von mir selbst. Und wir konnten nicht immer vor der Vergangenheit und der Zukunft davon laufen. Wir wollten gerade um die Ecke zur Treppe gehen, als ich fast mit jemanden zusammengestoßen wäre, hätte Lillith mich nicht noch schnell zurückgezogen.
Vor uns stand Hunter mit dem Mädchen, das einen nach dem anderen von uns musterte. Jetzt, wo ich sie näher betrachten konnte, fielen mir Dinge auf, die mich immer mehr darin bestärkten, sie von irgendwoher zu kennen. Die Art wie sie die Augenbrauen zusammenzog und den Kopf schief legte, wenn sie nachdachte. Oder wie sie die Stelle hinter ihrem rechten Ohr massierte, wenn sie sich gestresst fühlte, was sie tatsächlich gerade tat. Das war mir am Rande vorhin schon aufgefallen, aber ich verstand nicht, warum dieses Gefühl sie zu kennen so stark war, ich aber einfach nicht wusste weshalb.

"Schön, dass wir uns hier über den Weg laufen. Ihr seid vorhin so schnell verschwunden, dass ich keine Zeit mehr hatte, uns vorzustellen.", meinte Hunter und streckte die Hand aus. "Ich bin Hunter Larkin und das ist Freya." Er erwartete, dass wir uns ebenfalls vorstellten, doch keiner von uns wollte etwas erwidern. Doch irgendwie schaffte es Mirabella sich dazu zu bewegen, ihm die Hand zu reichen und uns doch vorzustellen. Man sah ihr jedoch an, wie sehr sie sich doch sträubte.
"Ich bin Mirabella. Das sind Sage, Eric - Lillith müsstet ihr kennen und das ist Shaye.", sagte sie. Ich war überrascht, wie überzeugend ihre Freundlichkeit klang, doch ich konnte dieses gespielten Unterton erkennen. Aber wenigstens eine von uns, schaffte es, nach außen hin den Schein zu bewahren, dass alles in Ordnung war.
"Nett euch kennen zu lernen Mirabella und Eric. Lillith.", grüßte der Jäger die drei. "Sage und Shaye habe ich ja schon gerade gesehen. Es tut mit übrigens sehr leid, wie mein Bruder reagiert hat. Er ist eigen und unvorsichtig, was seine Worte angeht." Da war es. Diese gespielte Freundlichkeit, aber täuschen tat er niemanden von uns.
"In welcher Art und Weise glaubst du, besser zu sein als dein Bruder?", wollte Sage wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ich glaube nicht, dass ich besser bin als er oder sonst jemand, auch wenn das rüber kommen mag. Was mich von meinem Bruder unterscheidet ist, dass ich immerhin weiß, wann ich etwas sagen sollte oder eben nicht. Und ich bedauere, das unser erstes Zusammentreffen so abgelaufen ist.", meinte er aufrichtig. Nur niemand glaubte ihm.
"Sei ehrlich, wusstest ihr wirklich nicht, dass die Greywood Hexen mit den Blackwood Zirkel verbunden sind?", fragte ich direkt. Ich kannte die Antwort schon, aber irgendwas verleitete mich dazu, ihn deswegen noch einmal zu Fragen. Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken und sah auf den Boden.
"Wir hatten keine Ahnung. Tatsächlich wird einem größtenteils nur beigebracht welche Art von dunkler Hexe es gibt und wie man dunkle Hexen tötet und nicht wie sie leben. ", gestand er und das Mädchen stimmte mit ein. "Aber woher wisst ihr beide so viel darüber?"
"Wir sind ziemlich oft umgezogen und zuletzt haben wir in einer Hexenkommune gelebt. Da lernt man einiges." Ich log. Ich wusste es und die anderen wussten es auch, aber Hunter und das Mädchen schienen es mir zu glauben. Es gab tatsächlich Hexenkommunen, bestehend aus Naturhexen, die sich ganz dem einfachen Leben in der Natur zugewandt hatten.

"Cool.", meinte der Jäger knapp. "Ich hoffe wir können die Sache von vorhin irgendwie vergessen." Eric und Sage waren drauf und dran etwas zu erwidern, doch bevor es erneut zu einer Eskalation kam, stimmte ich ihm zu.
"Ihr seid aber trotzdem Vollpfosten und nur weil wir nicht weiter über die Sache ein Wort verlieren werden, heißt es nicht, dass wir die Auslöschung eines ganzen Zirkels, egal ob dunkler Hexen oder nicht, gut heißen. Verstanden?"
"Das erwarte ich auch nicht. Es ist mal erfrischend Mitschüler zu haben die einen nicht für das Morden und Jagen dunkler Hexen vergöttern, sondern klar einen gegenteiligen Standpunkt vertreten und auch noch wissen, worüber sie reden."
"Warum glaube ich das sofort?", meinte Sage sarkastisch. "Wäre für euch ja auch viel zu einfach gewesen, wenn wir euch einfach für eure Existenz lieben würden."
Eric verkniff sich ein Lachen, während Mirabella ihrer Freundin nur sprachlos Blicke zuwarf. Irgendwie war mir diese ganze Sache viel zu stupide. Aber ich beließ es dabei. Ab sofort würden wir einfach den Larkins aus dem Weg gehen und das gute war, dass solange sie hier in der Schule waren, keine weiteren Zirkel vernichten oder dunkle Hexen abschlachten konnten. Es war ein Spiel, dass Hunter mit uns versuchte zu spielen und auch wenn es den anderen nicht klar sein sollte, wusste ich es sicher und wenn er glaubte, allein die Regeln zu kennen, irrte er sich. Ich wurde seit meiner Geburt darauf vorbereitet, beide Seiten des Spieles zu kennen und zu wissen, wie es gespielt wird.
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Hallo ihr Lieben❤

Ich schaffe es tatsächlich bis jetzt, täglich ein Kapitel zu veröffentlichen, aber ich weiß nicht, wie lange ich das so noch schaffe, weil meine Ausblidung jetzt weiter geht und ich halt arbeiten bin anstatt Urlaub zu haben. Ich werde aber weiterhin versuchen, so oft wie möglich etwas zu veröffentlichen.☀️

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

Edit: gestern kam kein Kapitel, weil ich von Arbeit zum Arzt geschickt wurde und es mir gar nicht gut ging.

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now