Kapitel 13

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"Hast du mir wenigstens auch einen Löffel mitgebracht?" Ich sprang sofort vom Bett auf und schaltete die kleine Stehlampe ein. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb und ich rang nach Luft. Am liebsten hätte ich Cale geschlagen.
"Verdammt Cale!", beschwerte ich mich und schlug mit einem der zerfühlten Kissen nach ihm. "Was machst du hier?" Ich sah ihn an und wartete darauf, dass er antwortete. Stattdessen nahm er nur grinsend das Kissen von seinem Gesicht und klemmte es zwischen sich und das Kopfteil des Bettes.
"Schlafen.", antwortete er knapp und griff nach dem Becher Eis.
"Spinnst du? Nimm deine Pfoten weg, das ist meine!", sagte ich und steckte ihm die Zunge heraus. "Und überhaupt, seit wann schläft du bitte hier?"
"Seitdem mein Bett voller Bücher ist." Ich starrte ihn ungläubig an und bevor ich mich versah, hatte dieser Mistkerl von Vampir mir mein Eis aus der Hand geklaut. Perplex starrte ich zwischen meiner nun leeren Hand und seinem dümmlichen Grinsen hin und her.
"Hey!", schmollte ich. "Ich brauch das heute." Gerade als er sich den ersten Löffel voll Eis in den Mund schaufeln wollte hielt er inne und sah mich prüfend an.
"Shaye, will ich wissen, was heute los war?"
"Nein, lass es lieber.", antwortete ich und stand auf, um aus meinem geheimen Schubfach mit Süsigkeiten einen sauberen Löffel zu holen.
"Ich weiß gerade nicht, was ich mehr wissen will.", begann er. "Warum du einen Löffel in Zimmer hast oder warum ich lieber nicht weiter fragen soll, was heute los war."

"Seit wann redest du so viel?", fragte ich und hielt inne, als ich mich neben ihn fallen ließ. Cale hatte die Angewohnheit, immer dann viel zu reden, wenn er... naja Blut getrunken hatte. Ich seufzte, nahm ihm den Becher Eis aus der Hand und stellte ihn zwischen uns.
"Na los erzähl.", forderte ich ihn auf und stach mit dem Löffel in das Eis.
"Heute morgen bin ich beim Joggen jemanden begegnet.", sagte er und leckte Eis von dem Löffel. "Natalia. Sie ist russische Austauschschülerin und sehr lecker anzusehen."
"Aha!", stieß ich hervor und versank im Himmel, als ich das Eis auf meiner Zunge schmelzen ließ.
"So meine ich das nicht - ihr Geruch war köstlich. Rein körperlich gesehen war sie mir zu mager. Wir haben uns richtig gut unterhalten, aber..." Er machte eine Pause und ich sah ihn abwartend an. Doch etwas hatte sich in seinem Ausdruck verändert.
"Aber... was dann?", hackte ich nach. Er schwieg nur und aß weiter Eis. "Cale! Red weiter, was ist passiert?"
Er atmete tief ein. Der heutige Tag war also eine Katastrophe für jeden von uns gewesen, aber wenn Cale bei sowas stockte und dann noch dieser Gesichtsausdruck, rechnete ich mit dem schlimmsten.
"Sag mir bitte, dass du sie nicht umgebracht hast. Bitte, Cale!"
"Ich hab sie nicht umgebracht, beruhigt dich okay. Sondern...", er stockte. "ich hab es nicht hinbekommen von ihr zu trinken."

Ich sah ihn mit großen Augen an. Das war noch nie vorgekommen, dass Cale nicht trinken bzw. sich nähren konnte.
"Wie meinst du das?", fragte ich sichtlich überfordert nach.
"Na so wie ich es sage, es ging einfach nicht. Jedes Mal wenn ich angesetzt habe, kamen meine Reißzähne nicht zum Vorschein. Weißt du wie peinlich das war? Ich hab ihr Gedächtnis gelöscht und als sie aufgewacht ist, hab ich getan, als wäre sie beim Laufen ohnmächtig geworden.", er war wütend. Das konnte man genau sehen, denn so wie er auf mein Eis einstach, konnte das nicht mehr als normaler Versuch gelten, Eis zu essen.
"Du brauchst dich dafür nicht schämen.", meinte ich und nahm ihn den Löffel aus der Hand. "Und mein Saltet Caramel Choc brauchst du deswegen auch nicht massakrieren."
"Entschuldige.", gab er nach und ließ sich weiter nach unten rutschen. "Was stimmt denn nur bitte nicht mit mir?"
"Das fragst du definitiv die Falsche. Ich Hexe - Du Vampir.", antwortete ich und gab ihm einen vollen Löffel mit Eis, den er sich dankend in den Mund schob.
"Und wie war dein Tag?" Ich seufzte.
"Ich will nicht darüber reden. Sagen wir es mal so, mein Tag war mit Abstand schlimmer als deiner.", verglich ich. Ich kam trotzdem nicht umher, mir Sorgen um Cale zu machen. Sowas war ihm wirklich noch nie passiert und es machte ihn fertig. Ich hatte angenommen, dass er mal wieder gesprächsbereit war, weil er getrunken hatte, aber das Gegenteil war ja der Fall. Er schien nicht übermäßig besorgt zu sein, aber bereitete ihm Kopfzerbrechen. 

"Anderes Thema?", fragte er und ich bat förmlich um einen Themenwechsel.
"Warum ist dein Bett mal wieder voll mit Büchern?", wollte ich wissen, aber eigentlich konnte ich es mir schon denken.
"Frustkaufen."
"Kannst du nicht wie jeder normale Mensch aus Frust Essen oder Shoppen. Müssen es immer Bücher sein? Du weißt, ich liebe selbst Bücher, aber das ist so unpraktisch, wenn wir ständig umziehen."
Er seufzte und legte den Löffel beiseite, um mir den letzten Rest vom Eis zu lassen.
"Keine Ahnung. Bücher machen weder dick, noch lassen sie dich scheiße aussehen.", meinte er tot ernst und sah mich an.
"Touché!", entgegnete ich ihm und stellte den nun leider leeren Eisbecher auf den Nachttisch.
"Wusstest du eigentlich, dass Felicity und Eric ihr Bett zerstört haben?"
"Ja.", sagte ich wissend. "Er hat es uns vorhin gebeichtet. Es war ihm sichtlich peinlich. Aber woher weißt du das denn schon wie.... Du warst gestern gar nicht außerhalb des Hauses oder?"
"Nope!", meinte er und sah leicht verstört an die gegenüberliegende Wand. "Das Felicity das überhaupt alles durchhält. Ich meine Lykaner und Vampire sind ja bekannt für ihre Ausdauer und Energie, aber Gestaltwandler eher weniger."
"Cale! Ich will mich heute nun wirklich nicht über das Sexleben der beiden unterhalten oder über das von Sage und Mirabella.", begann ich und ließ mich nach hinten auf die Kissen fallen. "Ich weiß - wir leben in einer aufgeklärten und toleranten Welt, in der Sex kein Tabuthema mehr ist und man offen seine Sexualität ausleben kann, aber heute ist beim besten Willen ein total falscher Tag dafür."

Und mit einem Mal, lachte Cale plötzlich. Ich starrte ihn an, als wäre er eines der sieben Weltwunder. Sein Lachen war rau und tief und so schön anzuhören, dass ich zum ersten Mal an diesem Tag eine Gänsehaut, wegen etwas schönem bekam. Cale lachte nie. Höchstens einmal im Jahr. Und es kam auch nur eher selten vor, dass er grinste und mit einem Mal lachte dieser Kerl neben mir. Seine Augen waren kaum mehr eine dünne Linie, aber seine Zähne - seine perfekten weißen Zähne - zeigte er dafür um so mehr.
"Warum lachst du denn jetzt bitte so?", fragte ich und bemühte mich ernst zu bleiben, aber sein Lachen war zu so einer Seltenheit geworden, dass es nicht nur ansteckend war, sondern einfach glücklich machte es zu hören.
"Weil du einfach so verzweifelt klingst.", lachte er. "Du hättest auch mal dein Gesucht sehen sollen." So ein Idiot! Ich grinste einfach nur und schüttelte den Kopf. Das hatten wir beide gerade einfach mal gebraucht.
"Du bist ein Idiot!", meinte ich grinsend und schlug wieder mit einem Kissen nach ihm, dass er gekonnt festhielt.
"Ja, aber immerhin ein sehr attraktiver und heißer Idiot.", konterte er.
"Sagt der Kaltblüter, aber Einbildung ist ja bekanntlich auch eine Bildung."

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Halli Hallo☀️

Nach den letzten Kapiteln, hat nicht nur Shaye sondern auch ihr und ich eine kleinen Auflockerung gebraucht.🙈

Was haltet ihr von Cale und warum wird er eurer Meinung nach wohl nicht in der Lage gewesen sein, zu trinken?🤔

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now