Kapitel 15

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Es war mitten in der Nacht und ich konnte nicht einschlafen. Ich wälzte mich seit Stunden hin und her und egal wie bequem es war, ich konnte einfach nicht schlafen. Ich atmete hörbar aus und stand letztendlich auf. 00:47 Uhr. Klasse. Ich zog mir meine warmen Socken an und verließ das Zimmer um einmal quer über den Flur zu schleichen. Ich hielt vor der alten Holztür und klopfte zaghaft an. Kaum ein Mucks war zu hören, doch keine zwei Sekunden später ging die Tür auf und Cale trat ohne ein Wort zu sagen beiseite. Er hatte wieder seine Brille auf und an seinem Schreibtisch, zwischen all den sich auftürmenden Büchern, lag eines aufgeklappt. Er hatte gelesen. Überall lagen Bücher herum. Selbst auf einen Großteil des Bettes.
"Ich kann nicht schlafen.", teilte ich ihm mit und ging vorsichtig zu dem Schreibtisch. Mit den Fingern führ ich vorsichtig über die leicht vergilbten Seiten des aufgeschlagenen Buches. Heute Morgen hatte er How to kill a Mockingbird gelesen und gerade laß er eine Sammlung von Shakespeares Werken. Der Vampir lehnte mit verschränkten Armen an der geschlossenen Tür und beobachtete mich.
"Du kannst hier schlafen.", bat er nach einer Weile an und ich nahm dankend an. Ich setzte mich vorsichtig auf die Bettkante sah zu, wie er am Schreibtisch wieder Platz nahm. Er beugte sich über sein Buch und legte die Unterarme auf dem Tisch ab. Sein T-Shirt spannte sich um seine Oberame. Cale war dünn, aber trotzdem durchtrainiert und somit die Bestätigung eines uralten Klischees über die Blutsauger. Jeder Vampir, egal wie seine physische Statur war, sah ungemein gut aus. Tatsächlich gab es keine dicken oder runzlige Vampire, sondern nur unglaublich attraktive Vampire. Leider. Und die meisten wussten ihr Aussehen auch einzusetzen.

"Du sabberst gleich.", meinte Cale trocken und blätterte auf die nächste Seite.
"Ich sabbere gar nicht.", entgegnete ich und machte es mir auf der freien Seite des Bettes bequem. "Denn so attraktiv bist du nicht, dass ich deswegen sabbern würde."
Ich gähnte und vergrub den Kopf tiefer im Kissen. Ohne den Kopf zu bewegen schielte Cale zu mir herüber und man erkannte den Hauch eines Grinsens.
"Na wenn du meinst.", sagte er und widmete sich wieder seinem Buch. "Schlaf gut Shaye."
"Gute Nacht, Cale."
Es brauchte komischerweise nicht lange, bis ich eingeschlafen war. Ich wusste nicht warum oder weswegen, aber in dieser Nacht, blieben die Albträume aus und ich schlief ruhig. Nicht einmal mein Unterbewusstsein versuchte die Ereignisse des Tages hervor zu drängen. Ich schlief ruhig und fest, sodass ich nicht einmal sagen konnte, ob Cale die ganze Zeit im Zimmer geblieben war oder nicht, aber als es Zeit war aufzustehen, war er da um mich zu wecken. Die Sonne ging gerade auf und bildete hinter dem Vampir einen feinen Lichtschein.
"Na? Gut geschlafen?", fragte er und ich zog die Decke über den Kopf. Ich stöhnte, aber irgendwie konnte ich mich dazu bewegen, aufzustehen. Der Vampir hockte vor dem Bett und schüttelte den Kopf. Ich rieb mir die müden Augen und starrte Cale grimmig an. Aber ich hatte tatsächlich relativ gut geschlafen.
"Ich hab eine Überraschung.", meinte er und ich schwang die Beine aus dem Bett.
"Wenn du nicht gleich sagst, dass ich heute im Bett bleiben darf, dann will ich es nicht wissen.", grummelte ich und lief schlaftrunken zur Tür.
"Oh, die Überraschung wirst du wissen wollen." Ich hielt inne und drehte mich zu dem Blutsauger um. "Ich komme heute mit in die Schule." Meine Kinnlade fiel herunter und ich blinzelte einige Male heftig. Cale kam kaum mit uns in die Schule und in letzter Zeit eigentlich gar nicht. Gefühlt nie... Ich schluckte. Das hatte mir heute tatsächlich noch gefehlt.
"Dazu besteht absolut kein Grund.", meinte ich und wollte somit das Gespräch beenden, doch dieser Vampir ließ es nicht zu. Er lehnte sich mit einem spitzbübischen Lächeln an den Schreibtisch und sah mich an.
"Doch"
"Wieso?", fragte ich gequält.
"Wenn keiner von euch mir sagen will, was gestern passiert ist, muss ich es selber herausfinden."

Ich hätte mich selbst Ohrfeigen können. Ich hatte den anderen gestern mehrfach erklärt, dass Cale nichts von den Larkins wissen sollte, aber dabei total vergessen, dass er es selber herausfinden würde, sollte er wieder zur Schule gehen. Verdammt. Ich atmete tief durch und wappnete mich mental für die Standpauke, die ich nachher höchstwahrscheinlich zu hören bekam, aber gerade war es eindeutig noch zu früh, um mich mit ihm deswegen zu streiten. Ich schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer. Nach einer schnellen Dusche, kam ich angezogen in die Küche. Mirabella tanzte am Herd und es roch nach frischen, warmen Pancakes. Ich begrüßte die Naturhexe, die mir zur Begrüßung mit dem Pfannenwender in der Hand zuwank. Ich half ihr, indem ich den Tisch deckte und Sirup und frische Früchte bereitstellte. Wir schwiegen eine Weile, bis sie auch den letzten Pancake aus der Pfanne genommen hatte.
"Du hattest diese Nacht keinen Albtraum?" Ich ließ mir mit meiner Antwort Zeit. Von den anderen wusste niemand, dass Cale und ich... so etwas wie befreundet waren. Sie nahmen einfach an, dass wenn wir uns sahen, wir kaum bis gar nicht miteinander sprachen und uns auch nicht sahen, wenn keiner der anderen anwesend war. Sie wussten nichts von seiner Hilfe, wenn ich Albträume hatte oder von den Gesprächen, nachdem er Blut getrunken hatte. Für sie war es einfach eine... Co-Existenz. Und dabei beließen wir es auch. 

"Ich hab endlich mal wieder durchschlafen können, nachdem ich stundenlang wach war.", antwortete ich und sah zur Tür, als man die anderen endlich die Treppe hinunter laufen hörte. Wie jeden Morgen stoppte Eric in der Tür und streckte sich erst einmal ausgiebig, während seine, um einiges kleinere Mate versuchte, an ihm vorbei zu kommen. Ich schüttelte den Kopf. Es war doch wirklich immer das selbe mit den beiden. Man hörte nur ein genervtes Seufzen und kurz darauf kam Sage durch die zweite Tür in die Küche.
"Was ist mit deiner liebevollen Drohung von gestern, Schatz?", fragte Mirabella und gab ihrer Mate einen Kuss zur Begrüßung.
"Erinnere sie doch nicht noch daran.", stöhnte Eric und ließ Felicity eintreten.
"Ach stimmt ja, danke!", meinte Sage und ihr Grinsen war schon fast sadistisch. "Ich bekomme 5 Mäuse von jedem von euch."
"So, jetzt lassen wir die kleinen Boshaftigkeiten am Morgen beiseite und setzten uns an den Tisch, um meine Pancakes zu essen.", bestimmte Mirabella und keiner von uns ließ es sich zweimal sagen. Ihre Pancakes waren der absolute Traum, aber trotzdem durfte niemand wissen, wie sie sie zubereitete. Noch nicht einmal Sage, die Monate lang gebettelt hatte, hatte es aus ihr herausbekommen.
"Guten Appetit.", meinte Felicity und griff nach den ersten Pancakes. "Habt ihr alle gut geschlafen?"
"Ja sehr gut und ihr anscheinend auch.", meinte Sage wissend und goss sich Sirup über die warmen Leckereien auf ihren Teller. Ich zog verwirrt eine Augenbraue nach oben und blickte zwischen den beiden Pärchen hin und her.
"Will ich es wissen?", fragte ich und schob mir ein Stückchen Pancake in den Mund.
"Naja, also wir haben gestern ein neues Bett gekauft und dann auch gleich aufgebaut.", erklärte Eric und bemühte sich den Blick auf seinen Teller zu halten. Ein Blick zu Felicity reichte und ihre knallroten Wangen verrieten, was Sage angedeutet hatte und noch bevor Eric weiter sprechen konnte, hatte ich die Hand gehoben.
"Weißt du, ich will es lieber doch nicht wissen."
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Hello people of Wattpad 😂

Okay, keine Ahnung was ich mir gerade gedacht habe, aber na gut.😎

Ich wollte einfach mal danke sagen, für eure Stimmenabgaben und Kommentare. Ich arbeite ja schon seit längerem an der Geschichte und ich bin einfach so unendlich froh, dass sie bis jetzt so gut bei euch ankommt.😊❤ Danke!

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now