Kapitel 5

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Eric parkte den Wagen auf dem Schülerparkplatz und schalteten den Motor ab. Felicity hatten wir auf dem Weg zur Schule im Buchladen abgesetzt. Die rothaarige Gestaltwandlerin war die einzige von uns, die ihre Schule schon beendet hatte und nun mit ihren jungen zwanzig Jahren arbeitete. Eric gefiel es zwar nicht, den halben Tag von seiner Mate getrennt zu sein, aber in solchen Dingen hatte Felicity tatsächlich die Hosen in der Beziehung an. Als Eric 16 geworden war, fand er heraus, dass Felicity seine Mate war, ganz zum Unglauben aller. Die beiden konnten sich nämlich bis zu diesem Tag überhaupt nicht ausstehen. Felicity war rund um die Uhr von seinen schlechten Witzen und seinem unreifen Verhalten genervt und es hat tatsächlich noch einige Monate gebraucht, bis sie die Mateverbindung akzeptieren konnte. Aber selbst jetzt noch ging Eric ihr manchmal richtig auf die Nerven, doch im großen und ganzen betrachtet waren die beiden ein Herz und eine Seele. Nur in Sachen Ernährung gab es Meilen weite Differenzen. Felicity war Vegetarierin, sehr zum Missfallen von ihren Freund, denn Eric war einer der größten Felischliebhaber die ich kannte. Keine Mahlzeit konnte er verdrücken ohne nicht wenigstens einmal Fleisch gegessen zu haben. Streit am Essenstisch war somit automatisch vorprogrammiert.

"Hey! Steigst du auch mal aus? Ich werde mir garantiert Wesenskunde nicht alleine antun.", hörte ich die gedämpfte Stimme von Sage, die mit dem Finger an die Scheibe klopfte.
"Ich komm ja schon.", gab ich zurück und löste den Sicherheitsgurt, bevor ich mit meinem Rucksack über der Schulter ausstieg. Mit einen Piepen verriegelte sich das Auto hinter mir und wir vier - Cale hatte sich wie so oft mal wieder dafür entschieden, nicht am Unterricht teilzunehmen - machten uns auf den Weg zum Schulgebäude. Mirabella und Sage hielten Händchen und lachten zusammen, während Eric mir Gesellschaft leistete und schwieg, was relativ selten vor lam bei dem Lykaner. Doch mit einem Mal verlangsamte ich stark meine Schritte, bis ich dann ganz stehen blieb. Eric war der erste, dem es auffiel und ebenfalls stehen blieb um mich anzusehen.
"Wartet mal!", rief er der Lykanerin und ihrer Mate zu. Die beiden blieben stehen und sahen uns leicht verwirrt an.
"Alles in Ordnung Shaye?", fragte Eric etwas besorgt und kam einige Schritte wieder auf mich zu.
"Nein nicht wirklich.", gab ich ehrlich zu. "Ich hab irgendwie ein ungutes Gefühl. So als ob etwas passiert ist oder noch passieren wird. Ich kann es nicht sicher sagen." Ich legte die Stirn in Falten und sah mich auf dem Vorplatz der Schule um. Nichts war auffällig. Die selben Gesichter wie sonst auch immer. Die immer gleichen Gespräche. Doch plötzlich fiel mir etwas auf, was anders war. Alle Schüler um uns herum wirkten nervöser und aufgeregter als sonst. Sie tuschelten, aber ich bekam nicht mit worüber. Ich umfasste den Träger meines Rucksacks etwas fester.

"Lass uns reingehen, vielleicht klärt sich das ja alles.", versuche mich Mirabella zu beruhigen, doch auch ihr war aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Eric legte einen Arm um meine Schulter und führte mich weiter. Wir mussten eine kleine Treppe nach oben, um in das Gebäude hinein zu gelangen. Das alte Backsteingebäude stand hier schon seit gut hundert Jahren, war aber erst seit 25 Jahren eine Schule. Ich hatte keine Ahnung was es davor gewesen war und um ehrlich zu sein, interessierte es mich auch kaum. Aber ich fand, dass die weißen Fenster einen charmanten Kontrast zu den roten Backsteinen darstellten.
"Die sind alle viel zu nervös, als dass nichts ist.", flüsterte ich Eric zu.
"Vielleicht haben alle heute morgen erfahren, dass sie bei Miss Porter einen Test schreiben und jetzt sind alle in Panik geraten." Ich zwickte ihn leicht in die Seite, um ihm zu signalisieren, dass gerade nicht der passende Moment war für einen Scherz und dann noch einen der Miss Porter beinhaltete. Jeder an dieser Schule fürchtete sich im geheimen vor ihr. Sie war eine Gestaltwandlerin und hatte keinen Sinn für Humor. Es war als würde sie immer kurz davor sein, in den Krieg zu ziehen, so ernst sah sie immer aus, doch das schlimmste war ihre Art zu unterrichten. Sie verteilte Strafen ohne Ende und forderte jede einzelne Sekunde vollste Disziplin. Wir durften weder reden, niesen, husten, essen, trinken und am schlimmsten war es, wenn jemanden aus Versehen etwas herunter fiel. Sobald das geschah, konnte man sagen, dass man sein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte. Ich war überhaupt nicht in der Lage ansatzweise zu beschreiben, wie schlimm diese Frau eigentlich war, doch schon alleine ihr Name, bescherte mir eine Gänsehaut.

"Okay, war vielleicht nicht so witzig.", gestand sich der Lykaner ein. "Aber vielleicht ist der Grund für die Aufregung eine ganz banale."
"Vielleicht ist ein schreckliches Wort. Und ich glaube nicht, dass fast die gesamte Schule wegen etwas banalem so nervös werden würde.", erwiderte ich und blieb bei meinem Spind stehen. Eric hatte den Spind direkt neben mir, während Sage und Mirabella auf dem Gang ihre Spinde uns gegenüber hatten. Ich gab die Zahlenkombination für meinen Spind ein und zog einmal kräftig an der Leichtmetalltür, die immer häufiger klemmte. Ich hatte nichts dekoratives an meinem Spind. Weder ein Foto, noch Spiegel oder Post-It's mit motivierenden Sprüchen. Ich nahm das Buch für Wesenskunde heraus und steckte im Gegenzug dafür das scheußliche Mathebuch hinein. Auf das es da für immer drinnen bleiben würde und nie wieder mir oder einem anderen Schüler seelische Schmerzen bereitete. Naja, zumindest wünschte ich mir das jedes Mal wenn ich das tat. Mit einem letzten angewiderten Blick auf das grell gelb und blau gemusterte Buch, schloss ich den Spint.

"Guten Morgen!", grüßte uns Lillith, die gerade ihren Spind zwei Reihen weiter öffnete. Den anderen schien es nicht aufzufallen, aber etwas in ihrer Stimme war anders. Sie wirkte... ruheloser als sonst. Lillith, die ihren Namen wegen seiner Bedeutung hasste, war vom Charakter her fast wie Mirabella mit dem Unterschied, dass Lillith tatsächlich eine Fee war und wir sie deswegen gerne als unser kleines Flämmchen bezeichneten. Ihre Magie war mit dem Element Feuer eng verbunden und manchmal passierte es tatsächlich noch, dass sie unabsichtlich etwas in Brand setzte, sobald sie sich aufregte.
"Was ist hier los?", fragte ich sie ganz direkt. "Du scheinst genau so nervös zu sein wie die anderen. Also was ist los?"
Sie sah uns mit großen Augen an, während sie fast geräuschlos ihren Spind schloss.
"Jetzt sagt nicht, dass ihr nicht wisst wer heute wiederkommt!", entgegnete sie und machte einige Schritte auf uns zu. Lillith war vor einem Jahr ungefähr zu unserer Gruppe dazu gestoßen, nachdem sie während der Winterferien zu Hause bei ihrer Großmutter ein altes Hexenbuch entdeckt hatte, wo sie ein Abbild meiner Mutter gesehen hatte, der ich fast identisch glich. Kurz darauf war sie bei uns im Haus aufgetaucht und hatte eins und eins zusammen zählen können. Seitdem war sie Teil unserer Gruppe und tat wie Eric, Sage und Mirabella alles daran, dass mir nichts zustieß. Ich durfte während des Unterrichts noch nicht einmal alleine auf die Toilette. Mal ganz davon abgesehen, dass ich eigentlich die Schultoiletten mied. Ich sah nicht viele Filme, es interessierte mich einfach nicht, aber die Filme, die mir bekannt waren, hatten mich geprägt. Immerhin passierte auf Schultoiletten fast immer was schlimmes.
"Nein, wirklich. Wir haben keine Ahnung.", klinkte sich Sage mit in das Gespräch ein. Ihr Gesichtsausdruck war ernst und mit verschränkten Armen trat sie näher an uns heran.
"Die Larkin Geschwister kommen heute wieder.", sagte sie und ich spürte, wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. Selbst die anderen schluckten und sahen sich ungläubig an.

Mir wurde etwas schlecht und ich fuhr mir durch meine Haare. Ich hatte heute morgen nach dem Frühstück kaum mehr Zeit gehabt meine Haare ordentlich zu glätten, weswegen sich meine Haare unten noch leicht lockten. Aber gerade war mir egal wie ich aussah. Egal was für Unterricht ich heute noch hatte. Ich verspürte einfach nur noch den Drang aus der Schule zu verschwinden und ganz weit weg zu fahren. Ich hörte wie Sage tief Luft holte und Eric hinter mir knurrte sogar ganz leicht. 
"Ihr habt das wirklich nicht gewusst." Lillith musste es tatsächlich noch einmal laut aussprechen, um es zu glauben.
"Glaub mir, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich jetzt nicht hier.", sagte ich mit grimmigen Unterton und sank ein wenig nach hinten, um halt an den Spinten zu finden.
"Lasst uns jetzt einfach erst einmal ruhig bleiben und schauen was passiert. Und wenn wir Glück haben, sind wir um eins schon wieder hier raus, weil Mr. Colston noch immer krank ist.", versuchte Mirabella die Situation zu beruhigen, aber auch sie war mehr als beunruhigt. "Eric und ich müssen los. Also bis später ja?"
Sie gab Sage einen schnellen Kuss auf die Wange bevor sie uns zusammen mit dem Lykaner verließ und die nächste Treppe nach oben verschwand.
"Wir sollten dann auch langsam los.", fügte Sage bei und zusammen mit Lillith machten wir uns auf den Weg zu Wesenskunde. Zwei ganze Stunden lang. Aber auch wenn es mir gerade schlechter ging, als wie vor zehn Minuten, hatte ich wenigstens Gewissheit, dass tatsächlich etwas passieren würde. Oder schon passiert war, wie es sich herausstellte und mein Gefühl mich nicht getäuscht hatte. Doch kurz nachdem der Unterricht begonnen hatte, wäre ich am liebsten zum Fenster hinaus gesprungen. Kopfüber.
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Hallo 😊

Jetzt kommt langsam etwas Stimmung auf.

Und wer von euch hat eine Idee was es mit den Larkins auf sich hat?🙈😎

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now