Kapitel 9

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Wie sich herausstellte, hatten die anderen und ich Glück, dass Hunter und Astor in einem anderen Kurs waren und somit alles relativ ruhig bleiben würde. Nur dieses Mädchen ging mit uns in den selben Kurs. Lillith hatte uns verraten, dass Freya von den Larkins adoptiert worden war - vor knapp sieben Jahren und dass sie sie zur Jägerin ausbildeten. Langsam setzte sich ein Vermutung in meinem Kopf zusammen, aber es blieb eine pure Vermutung.
Der Unterricht hatte normalerweise schon begonnen, aber Mrs. Fergisson war noch nicht anwesend. Wir betraten den Saal, der wie ein Hörsaal einer Universität aufgebaut war, nur mit deutlich weniger Sitzreihen. Wir setzten uns wie immer in die zweite Reihe, in die Nähe vom Eingang. Es wurde wild durcheinander gesprochen, doch wir schwiegen. Die Ankunft der Larkins war für alle ein so großes Ereignis, dass jeder darüber sprach. Ich erwischte mich dabei, wie ich Freya schon wieder beobachtete. Sie ließ sich in der ersten Reihe, direkt vor uns nieder und öffnete ihre Bücher.
"Hey was ist los?", wollte Eric wissen und folgte meinem Blick zu Freya. "Hasst du sie schon so sehr, dass dein Blick sie töten soll? Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber das wird nicht funktionieren."
"Sei leise.", flüsterte ich zurück. "Und außerdem weißt du, dass ich das könnte."
"Was ist es dann?", hackte er weiter nach.
"Ich werde dieses Gefühl nicht los, sie von irgendwoher zu kennen."
"Tatsächlich?"
"Nein weißt du? Eigentlich will ich sie mit meinem Blick in eine hässliche Kröte verwandeln."
"Echt jetzt?", fragte er ernsthaft überzeugt.
"Nein die Idiot !", antwortete ich und schüttelte ungläubig den Kopf.

"Wer ist ein Idiot?", fragte Mirabella und sah uns an. Ich rollte mit den Augen und ohne das Lillith oder Sage am Gespräch beteiligt gewesen waren, sagten wir drei gleichzeitig Erics Namen.
Der Lykaner verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust und schmollte. Ich schüttelte den Kopf und sah augenblicklich zu der Tür, als diese aufging. Unsere Lehrerin kam herein und begrüßte uns. Mrs. Fergisson war noch recht jung, ganz abgesehen von ihrem eigentlichen Alter. Ihre langen, überwiegend schon vergrauten Haare trug sie immer offen und in leichten Wellen. Ich mochte sie, denn sie hatte so etwas erfrischendes und weises an sich. Sie war nicht die typische art von älterer Lehrerin, die mit der Zeit immer konservativer wurden oder keinen Spaß mehr verstanden. Sie war einfach Mrs. Fergisson. Etwas durcheinander, aufgeschlossen, witzig und vor allem authentisch. Sie verstellte sich nicht, so wie die meisten. Sie gab Fehler zu; lachte laut, wenn sie etwas äußerst witzig fand und vor allem verurteilte sie niemanden wegen seines Aussehens, seines Charakters oder wegen dem was jemand besaß oder nicht. Sie mochte es, wenn wir Dinge wussten oder uns aneigneten, denn es gibt nichts mächtigeres auf der Welt, was nicht magisch ist, als Wissen. Wissen war pure Macht und das zu erkennen war laut ihr, die Freiheit zu erlangen und alles was man wollte, erreichen zu können.

Mrs. Fergisson stellte ihre Tasche auf dem Tisch ab, nahm ihre Brille aus den Haaren und setzte sie auf.
"Guten Morgen ihr Lieben.", begrüßte sie uns und setzte sich mit einem kleinen Sprung auf den Tisch. Ihre Beine hingen un der Luft und sie hatte die Hände im Schoß zusammengefalten. "Hallo Freya, ich freu mich, dass du wieder hier bist." Ihr Lächeln war ehrlich und warm.
"Ich freu mich auch, wieder hier zu sein.", gab das Mädchen zurück. "Ihr Unterricht hat mir gefehlt."
"Das freut mich zu hören. Es gab eine offizielle Lehrplanänderung im letzten Jahr. Wir haben alles wichtige besprochen und durchgekaut bis nach dem zweiten Weltkrieg und ab diesem Jahr gibt es ein zweites Kernfeld im Fach Geschichte, falls du das noch nicht wusstest." Freya antwortete nicht und Mrs. Fergisson fuhr fort. "Wir werden uns dieses Jahr mit der magischen Seite der Geschichte der Welt auseinandersetzen. Zu meinem Bedauern und Glück, weiß ich nicht sehr viel darüber. Jedenfalls nicht genug um euch alles genau zu erklären oder beizubringen. Ich weiß die grundlegenden Dinge, die ein jeder von uns hier wissen sollte, aber einige Themen die der Lehrplan vorgibt sind für mich fremdes Territorium. Also nehmt es mir nicht übel, wenn ich nicht alles richtig mache, aber dafür ist Schule ja auch da. Das wir voneinander neues lernen. Also beginnen wir gleich beim Anfang. Möchte sich jemand dazu äußern?"

Der Kurs schwieg. Mrs. Fergisson atmete tief durch und nickte leicht, als hätte sie unsere Reaktion schon vorhergesehen.
"Der Schriftsteller Hermann Hesse sagte einmal: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.", zitierte sie und machte eine kurze Pause. "Vielleicht hilft es euch, zu verstehen, worauf ich hinaus möchte."
Stille. Mrs. Fergisson hatte etwas gegen die Regel, dass man sich melden musste, um etwas zu sagen. Manche Gedanken können nicht darauf warten, aufgerufen zu werden - meinte sie immer und wer etwas zu sagen hatte, sollte das tun.
"Am Anfang, gab es die Menschen bis einige von ihnen eines Tages herausfanden, dass es etwas gab, das ihnen inne wohnte. Ein Teil ihrer selbst und der Welt um sie herum war. Eine Energie, eine Macht, die größer war, als das menschliche Bewusstsein. Magie. Am Anfang, war es etwas Fremdes, etwas, das es zu meiden galt. Doch ein paar wenige, die diese Magie entdeckt hatten und keine Furcht zeigten, lernten sie anzuerkennen. Sie begriffen, dass es keine Grenze zwischen ihnen und dieser Magie gab. Sie wurden eins mit ihr und schöpften aus ihr. Somit kam es, dass die ersten Hexen entstanden. Frauen, die keine Angst davor hatten, diese Energie zu nutzen. Die ersten Hexen waren tatsächlich die Frauen, die sich mit Kräutern und Heilung auskannten. Für die damalige Zeit überlebenswichtig, doch mit den Jahren, wurden es immer mehr, die sich der Magie zuwanden. Andere, die der Magie nicht befähigt waren oder daran zweifelten, fühlten sich bedroht. So kam es, dass sich die ersten Hexen von den Menschen distanzierten, doch die Menschen nicht von den Hexen. Ihnen war klar, dass sie die Hilfe brauchten, denn das menschliche Bewusstsein, ihr Wissen war begrenzt. Die, die sich nicht fürchteten, kamen zu den Hexen. Sie baten um Kraft, Hilfe und Heilung. Es war ein friedliches Gleichgewicht, bis sich eine Hexe eines Tages unsterblich in einen Menschen verliebte und als Ergebnis dieser Liebe, das erste Mischwesen entstand. Es war ein Ereignis, mit dem die Menschen nicht wirklich umgehen konnten, doch je mehr Mischwesen entstanden, desto überforderter wurden sie. Weder die Hexen, noch die Mischwesen, waren darauf fixiert, den Menschen etwas böses zu wollen. Ganz im Gegenteil. Doch manchmal reicht ein böser, zweifelnder oder ängstlicher Gedanke aus, um ein Feuer des Hasses zu schüren. Die Hexen versuchten ihr bestes, weiterhin für Ruhe und Frieden zu sorgen, doch Entwicklungen kann man nicht aufhalten.", begann ich zu erzählen.
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Jetzt wird es interessant. ☀️

Im Prolog wurde schon einiges angedeutet und grob geschildert, doch nun geht es in die Tiefe.🙈

Ich hoffe, dass das alles soweit verständlich ist und dieses und das nächste Kapitel nicht zu überfordernd sind, weil jetzt doch einiges auf einmal kommt an Informationen.🙌

Aber ich versuche es so verständlich wie möglich zu machen und wer fragen hat, soll einfach fragen.😎

Mit lieben Grüßen

Jessy❤

Dark Blood - Band 1 (Pausiert)Where stories live. Discover now