6 - Vorahnung

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Hallo da draußen,

In der Geschichte von heute geht es um den kleinen Moritz, der ein wenig Angst vor dem alten Mann im Café aus der Nachbarschaft hat. Ich hoffe, die Geschichte jagt euch ein Schrecken ein.

Gruselige Grüße!

Nosferjul


Jeden Samstag saß er da, mit seinem altmodischen Hut und dem grauen Regenschirm, selbst an Tagen, an denen die Sonne schien. Zuerst hatte Moritz den Herrn kaum bemerkt, hatte sich nicht weiter Gedanken um ihn gemacht. Nun jedoch wanderte sein Blick immer ganz automatisch in diese eine bestimmte Ecke des kleinen Cafés, in der der unheimliche alte Mann immer zu sitzen pflegte. Und wenn Moritz zu lange hinsah, zu genau den gleichgültigen, seltsamen Ausdruck im Gesicht des Mannes beobachtete, blickte der Mann manchmal ganz plötzlich zurück. Nicht so, als ob er im Café umhergeschaut hätte, bis ihm Moritz aufgefallen war, sondern eher so, als hätte er genau gewusst, dass er beobachtet wurde, und von wo aus. Moritz fühlte sich dann immer ganz erschrocken, und hielt die Hand seines Vaters noch stärker gedrückt.

„Ja, genau, mit zwei Löffeln Zucker bitte. Und eine kleine heiße Schokolade für dich, oder Moritz?", fragte sein Vater ihn mit einem Lächeln. „Oder lieber wieder O-Saft?"

Moritz grinste und schüttelte den Kopf. „Schokolade ist besser."


„Na gut, gerne doch!", sagte die Verkäuferin mit den kurzen blonden Haaren. Sie hatte sehr rote Wangen und war ein bisschen kräftiger gebaut, und von ihren Ohrläppchen baumelten meist lustige Ohrringe herab – heute warenes kleine Giraffen. Moritz fand, dass sie jemandes Tante sein sollte. Sie sah wie eine unglaublich nette Tante aus.




„Bitteschön!", sagte die Giraffen-Tante, und reichte Moritz seinen kleinen Becher Kakao. Oder, war das eigentlich Kakao? Moritz blickte zu seinem Vater auf, während die beiden zu einem Tisch schlenderten. Zum Glück weit weg von dem Tisch mit dem Hut-Mann.


„Papa?", fragte Moritz, „Was ist der Unterschied zwischen Kakao und warmer Schokolade?"


Sein Vater runzelte die Stirn, und schob das Sitzkissen in seinem Rücken zurecht. Moritz' Papa machte sein Rücken immer schwer zu schaffen.


„Hmm, gute Frage eigentlich. Vielleicht sollten wir das mal im Internet nachlesen. Oder wir fragen einfach Mama, wenn wir nach Hause kommen."


Moritz lächelte. „Weiß Mama mehr als du?", fragte er, und trank ein bisschen aus seiner Tasse. Kakao oder warme Schokolade, was immer es war, es schmeckte sehr gut.


Papa lachte. „Naja, so würde ich das nun auch nicht sagen! Mama weiß auf jeden Fall eine Menge. Ich weiß auch eine Menge, aber manchmal andere Sachen. Auf die Art können Mama und ich einander immer helfen, weißt du?"


Moritz nickte. „Und ich weiß auch viel.", gab er stolz zu bedenken. Das war wahr, Moritz übte nämlich immer ganz viel, wenn es in der Schule mal einen Test oder ein Diktat oder so gab. Eigentlich gab es das noch nicht so oft, er war schließlich erst in der zweiten Klasse. Aber wenn es mal passierte, bekam Moritz eigentlich immer eine gute Note. Und er guckte auch oft Dokumentationen im Fernsehen, weil seine Mutter die auch gern ansah.

Halloween Countdown 5 - Rückkehr in die FinsternisWhere stories live. Discover now