8 - Das Kratzen hinter der Wand

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Hallo Leute,

die heutige Geschichte ist von meiner Lieblings-Creepy Pasta inspiriert, deshalb könnte es sein, dass sie dem ein oder anderen von euch bekannt vorkommt. Ich hoffe, ihr mögt sie trotzdem. :)

- Nosferajul


Meine ganze Kindheit lang hatte ich es gehört, dieses Geräusch. Nachts war es immer da gewesen, leise und eindringlich hatte es sich in mein Bewusstsein eingebrannt und mir schreckliche Angst gemacht.


Manchmal war es so leise, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob es nicht vielleicht doch nur ein bloßer Teil meiner Einbildung war. Andere Male war es so laut, dass ich mich fragte, ob meine Eltern das Geräusch wohl auch hörten, in ihrem Schlafzimmer, am anderen Ende des Flurs. Ich fühlte mich nicht mehr so furchtbar gestört von dem Geräusch, nachdem wir mein Bett an die andere Seite des Zimmers geschoben hatten. Es fühlte sich gut an, ein wenig Abstand zwischen mich und die Wand zu bringen. Aber es war immer noch da. Immer noch etwas, dass mich manchmal um den Schlaf brachte, selbst, als ich schon gar nicht mehr so klein war.


Mein Vater sagte mir immer, dass es bestimmt nur Eichhörnchen oder vielleicht Mäuse waren, die in den Zwischenräumen des alten Hauses lebten, in dem wir wohnten. Er sagte, dass ältere Gebäude so etwas häufiger schon mal hätten, und dass wir es uns einfach nicht leisten könnten, das Problem professionell beheben zu lassen. Er sagte, dass, so lange wir keine echten Schäden, sondern nur ein etwas störendes Geräusch von der Sache hätten, es besser wäre, damit leben zu lernen. „Es wird immer irgendwas geben, was einem nicht passt, meine Kleine.", sagte er immer, und wuschelte mir liebevoll durchs Haar. „Aber die Art wie wir darauf reagieren, ist, was uns und unser Leben am Ende wirklich prägt."


Mein Vater war ein absoluter Held für mich, als Kind. Er schien so schlau und weise, dass ich immer auf die Ratschläge hören wollte, die er mir gab. Also versuchte ich, mich mit den Geräuschen hinter der Wand abzufinden. Ich überlegte mir Namen für die Eichhörnchen, die ich dort zu hören glaubte. Ich malte Bilder von ihnen. Ich erzählte meinen Freunden von den Eichhörnchen, und wenn manche von ihnen dann zum Spielen vorbei kamen und das Geräusch auch hörten, waren sie genauso begeistert wie ich. Nur nachts, wenn das Licht im Flur nicht mehr an war und vor dem Fenster leise die Blätter rauschten, fing das Kratzen hinter der Wand manchmal wieder an, mir Angst zu machen. Meine Mutter fand auch, dass die 'Ungeziefer-Plage' behoben werden musste, doch es war ihr nicht wichtig genug um sich dafür mit meinem Vater zu streiten. Ich und sie standen uns nie besonders nah, und da ich meinem Vater keine zusätzlichen Geldsorgen bereiten wollte, sprach ich das Thema auch nicht oft an.


Als Jugendliche hatte ich eigentlich ständig meine Lieblings-Musik an. Den ganzen Nachmittag über, beim Lernen, manchmal selbst beim Fernsehen oder Lesen leise im Hintergrund. Und zum Einschlafen machte ich mir oft Hörbücher oder klassische Musik an. Es war eigentlich nie ganz still in meinem Zimmer, und ich lernte, Musik mehr als alles andere in meinem Leben als Geborgenheit zu sehen. Deswegen beschloss ich auch bald, Musik zu studieren, und schloss mich während der Schulzeit mehreren Bands an. Trotzdem, so sehr ich es auch probierte, ich konnte das unheimliche Geräusch nie ganz verdrängen. Es war immer da, immer präsent. Ich lernte, damit zu leben, und ich machte das beste daraus. Und es spielte, die meiste Zeit über, keine so große Rolle mehr.


Als ich auszog, und zum ersten Mal allein und weg von zu Hause lebte, war ich zwanzig. Ich hatte beschlossen, den Rest meines Musikstudiums in einer weiter entfernten Stadt zu verbringen, weil es dort ein besseres Angebot für mich gab. Es tat mir sehr weh, meiner Mutter und vor allem meinem Vater auf Wiedersehen sagen zu müssen, aber ich wusste, dass es eine gute Entscheidung war, und dass ich jederzeit zurück kommen konnte, falls ich meinen Entschluss bereute.

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