13 - Die Puppen helfen dir

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Ich hätte das heutige Update um ein Haar verpasst, Schande über mich!
Heute kommt wieder eine Geschichte von mir - dieses Mal über ein paar furchtbare Kids und ein paar Puppen mit fragwürdigen Absichten! Ich hoffe, es gefällt euch :3
Liebe Grüße!
Eure Bloody Mally

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Selbst das fröhliche Bimmeln der Glocke über der Tür konnte Theresas Stimmung nicht heben. Sie marschierte sie durch den halbdunklen Vorraum, vorbei an den grinsenden Puppengesichtern und geschnitzten Marionetten, die an ihren Fäden von der Decke hingen, hinein ins Hinterzimmer. Betrübt ließ sie den Schulranzen von den Schultern gleiten und warf ihn in die Ecke, ehe sie sich auf das Sofa fallen ließ.

»Theresa, Liebes, bist du es?«, fragte eine raue Stimme und ihre Oma Gretel trat in den Raum. Das weiße, kinnlange Haar hatte sie im Nacken zu einem winzigen Zopf zusammengebunden, über der Schürze trug sie ihren Arbeitsgürtel. Sie hatte sich gerade einen neuen Tee aufgesetzt, trug die Kanne zu ihrem Arbeitstisch. »Du bist es! Na, wie geht es dir? Es ist schön, dass du mich besuchen kommst. Hast du ein gutes Zeugnis bekommen?«

Theresa blickte auf ihren Schulranzen, der halb umgedreht in der Ecke lag, und hob langsam die Schultern.

»Du hast noch nicht hineingeschaut? Hm, ich hab ein paar lose Geldscheine herumfliegen, musst du wissen, aber wenn wir nicht wissen, ob du ...«

»Oma«, sagte Theresa. »Ich will kein Geld. Ich will auch gerade nicht in mein Zeugnis gucken ... ja?« Sie wollte ihrer Oma nichts davon erzählen – wenn sie ehrlich war, wollte sie gerade niemandem überhaupt nichts erzählen. Etwas saß in ihrer Brust, das sich wie ein Stückchen Holz anfühlte, und solange diese Gefühl nicht nachgelassen hatte, konnte sie nicht darüber sprechen.

Oma Gretel schien das zu verstehen und beließ es zunächst dabei. »Schön, dass du da bist, Liebes«, sagte sie und beugte sich zu ihr, um sie auf die Stirn zu küssen. Theresa atmete ihren Geruch ein, von Waschmittel und frisch geschnitztem Holz, und fühlte sich sogleich ein wenig geborgen.

»Wen schnitzt du gerade?«, fragte sie und stand auf, als ihre Oma zurück an den Arbeitstisch trat. Die alte Dame ließ sich mit leisem Ächzen auf dem Stuhl nieder. »Das ist Helga«, sagte sie mit sanftem Lächeln, während sie liebevoll über den Körper der Holzpuppe strich. Der Kopf war noch nicht ganz fertig bemalt und saß auf einem kleinen Ständer in der Mitte des Tischs. »Sie braucht noch den Feinschliff, ehe ich sie anziehen kann. Aber sieh, Liebes, ich habe Liese heute Morgen fertig gemacht. Nur eins fehlt noch.«

Sie rollte mit dem Hocker auf das Regal zu und hob eine Puppe hinaus. Das Puppenmädchen hatte ein zartes Gesicht mit leuchtend blauen Augen und feinen, liebevoll aufgetragenen Sommersprossen auf der Nase. Sie trug ein weißes Leinenkleid und ein gehäkeltes Jäckchen darüber. Das einzige, was fehlte, waren die Haare. Ihr Kopf hatte einen Schlitz in der Mitte, wo man sie befestigen konnte, ansonsten war er kahl.

»Ich dachte, weil du doch die Expertin für Puppenhaar bist, willst du sie vielleicht aufsetzen?« Die Puppenmacherin lächelte Theresa verschwörerisch zu.

Die Dreizehnjährige nickte schwach, obwohl sich das Stückchen Holz noch tiefer in ihre Brust zu graben schien. Sie liebte es, die Haare aufzusetzen – wie zufriedenstellend es war, wenn die Puppe ganz fertig und hübsch zurechtgemacht war, und wie stolz man sich dann fühlte. Ihre Oma ließ sie diese Dinge manchmal machen, weil sie wusste, dass ihr das gefiel und weil sie den Laden auf der Erfurter Krämerbrücke vielleicht irgendwann übernehmen sollte. Sie wollte diesen Laden auch: Theresa liebte das Puppenmachen und bewunderte die Arbeit ihrer Oma. Es kam ihr so wichtig vor – es war so echte Arbeit irgendwie. Außerdem war der Standort wirklich gut, brachte allerlei neugierige Touristen hinein, denen sie und ihre Oma mit Begeisterung von ihrer Leidenschaft berichten konnten. Theresa selbst war sich ebenso bewusst, dass ihr Herz das einer Puppenmacherin war. Obwohl sie es gern anders gehabt hätte.

Halloween Countdown 5 - Rückkehr in die FinsternisWhere stories live. Discover now