12 - Geisterschiff

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Hallo da draußen!

Hier ist nochmal Nosferajul :) Da Bloody Mally ja netterweise vorgestern für mich eingesprungen ist, kommt auch heute wieder eine Geschichte von mir. Ab morgen gibt es dann auch endlich wieder etwas von Bloody Mally  zu lesen. ^^ In der heutigen Geschichte erfahrt ihr von Mariana, deren Dorf seit langer Zeit mit einem Fluch von hoher See kämpft. Ich hoffe, mein Seemannsgarn bereitet euch einen kleinen Schauder, und wünsche euch gruselige Grüße!

- Nosferajul



 - Vor langer Zeit, in einer weit entlegenen Bucht -

Es war schwer, heute Nacht Schlaf zu finden. Der alte Kapitän Oskar hatte ihr gesagt, dass sie sich unter Deck ausruhen und nicht mehr zu viel nachdenken sollte, aber es fiel Mariana nicht leicht, diesen Ratschlag einzuhalten. Das Boot wippte sanft auf den Wellen dahin, während sie sich unter ihrer Decke hin und her wand.

Die Sonne war vor etwa einer guten Stunde untergegangen, ein dünner Sichelmond hatte sich am Horizont aufgetan. Mariana konnte ihn durch das kleine Bugfenster sehen, und auch, wie sich die vereinzelten Wölkchen am Himmel hübsch darum aufgeteilt hatten, so als wollten sie das Mondlicht einrahmen. Was wäre es nur für eine wunderbare Nacht gewesen, so friedlich und sommerlich. Und doch, unter diesen Umständen konnte das junge Mädchen kaum auch nur ein Auge zu tun, geschweige denn in den Schlaf sinken.

Sie dachte an Heinrich, der wohl sicher gerade daheim war und mit seiner Familie in der Stube um das Feuer herum saß. Sicher häkelte seine Mutter, so, wie sie das immer gerne tat. Vielleicht las Heinrich den beiden kleinen Geschwistern etwas vor, oder vielleicht war er auch in ein ernsthaftes Gespräch mit seinem Vater vertieft. So oder so, Mariana war sich sicher, dass Heinrich gerade in Sicherheit und wohlauf war, und das war alles was zählte. Sie hoffte, dass er an sie dachte, aber auch, dass er sich nicht zu große Sorgen machte. Was sie und der Kapitän heute Nacht auf hoher See zu tun hatten, war wichtiger für das Dorf als die albernen Schwärmereien irgendeiner Jugendlichen so wie ihr. Und doch, es gab ihr ein wenig Frieden, oder zumindest eine gute Ablenkung, an Heinrich zu denken, anstatt an das, was jetzt gerade ganz in ihrer Nähe in den Tiefen des Ozeans lauern mochte...

„Kind?", hörte sie eine Weile später plötzlich jemanden sagen hören. Sie wusste gleich, dass es der Kapitän war, mit seiner kratzigen doch freundlichen Seemanns-Stimme. „Kind, ich glaube du solltest wieder an Deck kommen. Es wird ein wenig stürmisch, nicht stark, aber ich könnte doch deine Hilfe gebrauchen."

„Ist gut.", willigte Mariana ein. Ihre Kehle fühlte sich sehr trocken an, und der salzige Wind, der ihr beim Hochklettern der Strickleiter im Rachen brannte, ließ sie ein wenig aufkeuchen.

Es war in der Tat etwas stürmischer geworden. Mariana wusste nicht, ob sie tatsächlich tief geschlafen hatte, oder nur halb weggedöst und mit den Gedanken abgeglitten war, aber in der Zeitspanne, die sie unter Deck verbracht hatte, war der Mond höher an den Himmel geklettert, und das Meer hatte begonnen allmählich zu toben. Der Ozean, der zuvor noch so friedlich gewesen war, machte ihr nun langsam Angst. Alles machte ihr allmählich etwas Angst. Doch sie kannte ihre Verpflichtung, sie wusste, was von ihr erwartet wurde, falls es so weit kommen würde.

Sie half dem Kapitän, die Segel zu lockern, und das Boot startklar zu machen. Eine Weile lang würden sie noch hier bleiben müssen, bis Mitternacht. Dann würden sie wieder nach Hause aufbrechen können. Sie würde ihre Familie wiedersehen, und für etwa ein Jahr oder vielleicht sogar zwei, würde sie nicht mehr an den Schrecken der See zurück denken müssen.

„Warum machen das die Leute in diesem Dorf die ganze Zeit, Mama?", hatte Mariana als Kind einmal ihre Mutter gefragt, als diese mit ihr am Hafen der kleinen Bucht gestanden hatte, und dem Schiffchen hinterher blickte, dass gerade in die Dunkelheit aufgebrochen war. „Warum muss immer jemand nachts auf dem Meer sein?"

Halloween Countdown 5 - Rückkehr in die FinsternisWhere stories live. Discover now