»10«

5.3K 463 91
                                    

[Jungkook]

Nachdem wir uns letztendlich doch in zwei verschiedenen Kabinen umgezogen hatten, wobei es mich wirklich viel Überwindung kostete, jedoch schaffte ich es dennoch, da Taehyung mir viel Kraft und Mut gab, saßen wir wieder bei ihm im Auto, ich mit einem Kakao und er mit einem Kaffee, auf dem Weg in Richtung Seoul. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich gerade in gewisser Weise ziemlich wohl fühlte, denn ich saß hier mit der Liebe meines Lebens allein in seinem Auto, während ich seinen Pulli anhatte, der so schön nach dem Parfüm oder dem Aftershave roch, das er immer nutzte. Gleichzeitig war er so weich und so schön groß, wie ich es gern hatte.

,,Möchtest du eigentlich noch darüber reden? Über alles, was heute geschehen ist? Du musst schließlich einen Grund haben, warum du plötzlich einfach wegrennst, ohne bescheid zu geben und das bei dem Wetter das wir hatten, in einem fremden Ort und auch, warum du dich in der Kabine so verhalten hast", unterbrach Herr Kim die ruhige Stille irgendwann und schaute ab und an zu mir. Er schien nicht mehr ganz so wütend zu sein wie vorher, jedenfalls war sein Ton um einiges ruhiger und er schaute auch gar nicht mehr mit diesem enttäuschten Blick zu mir.

,,Wird das denn irgendwem etwas bringen? Wenn ich Ihnen davon erzähle, dann spreche ich meine Probleme laut aus und erinnere mich selbst nur noch mehr daran, während ich nur eine noch größere Belastung für Sie werde", murmelte ich und senkte meinen Blick auf meine Hände, dabei leise seufzend.

,,Vergiss das doch für einen Augenblick einfach und erzähl mir, was da in der Kabine los war, ja? Ich meine, es hat uns keiner gesehen und sonst verhältst du dich auch nicht so, was bedeutet, dass du gerade etwas verheimlichst. Weißt du, ich möchte dich nicht wieder in eine solche Situation bringen, ohne es wirklich kontrollieren zu können, weil ich nicht verstehe, was das Problem ist", meinte er und ich hörte aus seiner Stimme raus, dass er besorgt war, weshalb mir keine andere Wahl blieb, als zu reden.

,,Es ist zwei Jahre her, seitdem ich das letzte Mal an so einem Ort war, einer öffentlichen Toilette", fing ich an zu erzählen und legte meinen Kakao ab. ,,Wir waren auf Klassenfahrt in einer Jugendherberge, zusammen mit dem Jahrgang über uns, was schon ziemlich komisch war, aber wir hatten auch nichts dagegen. Als alle draußen waren, weil gegrillt wurde, bin ich schnell reingegangen, weil ich auf Klo musste, hatte dabei aber nicht gemerkt, dass ich verfolgt wurde. Plötzlich stand ich mit einem Weiteren in der Kabine, der mir Tage davor schon die ganze Zeit so unangenehm nah gekommen war und mich berührte, wie ich es nicht wollte. Als wir da in der Kabine standen, fing er plötzlich an meiner Kleidung zu ziehen, wollte mir diese ausziehen, riss sie mir förmlich vom Leib. Er brachte mich dazu, schlimme Dinge zu tun, verletzte mich und schlug mich, sobald ich nur einen Ton aus meinem Mund brachte. Ich hatte keine andere Wahl, als dem standzuhalten und letztendlich konnte ich auch niemandem davon erzählen, denn er hatte Dinge gegen mich in der Hand, die nicht an die Öffentlichkeit sollten" - ein Video, in dem ich für dich sang, Taehyung - ,,Deswegen habe ich es einfach in mich hineingefressen."

,,Wie bitte? Jungkook, wieso hast du mir nichts davon erzählt? Du weißt, ich hätte dir von Anfang an geholfen, sodass seine Erpressung auch nichts mehr gebracht hätte", erwiderte Herr Kim sofort. ,,Es tut mir so leid, dass ich dich vorhin in eine Situation getrieben habe, die dich hat erinnern lassen, an so dunkle Zeiten. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen soll, wenn ich ehrlich bin. Wer war dieser Junge?"

,,Fühlen Sie sich nicht schlecht, denn Sie konnten ja nichts wissen. Sie brauchen auch nichts wieder gut machen, denn ich weiß, dass dieses Thema für immer ein Stein in meinem Herzen sein wird, der mir eine Mauer in den Weg stellt, aber damit habe ich mich längst abgefunden. Und seinen Namen möchte ich nennen, es reicht, dass ich Ihnen schon davon erzählt habe", sagte ich. ,,Dankeschön", nuschelte ich leise und nippte wieder an meinem Kakao, die Beine dabei zusammengedrückt und einfach nur an der Seite nach draußen aus dem Auto schauend auf die Bäume, die vorbeizogen. 

–––


teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt