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[Jungkook]

„Herr Kim, Sie haben Ihr Handy irgendwie bei uns liegen lassen", erzählte ich und hielt meinem Lehrer sein Handy hin. Ich erkannte, dass seine Augen ziemlich glasig waren und es wirkte, als hätte er geweint gehabt, denn sie waren auch rot und obendrein zierten sein Gesicht tiefe Augenringe, die vorhin noch nicht da gewesen waren, jedoch wollte ich nicht darauf eingehen, da es mich letztendlich nichts anging.

„Oh, ich danke dir. Ich habe es eben gerade schon überall gesucht", erwiderte er nur sehr leise und nahm sein Handy weiterhin dankend an. Natürlich erkannte ich sofort, dass etwas nicht stimmte, schließlich zitterten seine Hände sogar ein wenig und ich sah, wie er hin und wieder mal nach vorne taumelte, aber ich traute mich nicht zu fragen, weil ich Angst hatte alles somit nur umso schlimmer zu machen. Deswegen wollte ich einfach so schnell wie möglich gehen, weshalb ich mich zur Verabschiedung verbeugte, jedoch sah ich etwas, dass mir einen Pfeil durch das Herz schoss, weshalb ich nicht mehr länger still bleiben konnte.

„Herr Kim! Sie bluten am Fuß!", meinte ich sofort und fiel auf die Knie, um mir das genauer anzuschauen, wobei ich auch noch schreiben auf dem Boden sah. Ich wagte einen Blick hinein in seine Wohnung, wo eine Schublade auf dem Boden lag, davor ganz viel zersplittertes Glas. „Was ist hier passiert? Ist jemand eingebrochen?", fragte ich sofort in Panik und schaute einmal besorgt zu ihm nach oben. Er senkte seinen Blick zu mir und ich erkannte, dass sich Tränen in seinen Augen bildeten, die letztendlich seine Wangen hinunter liefen.

„Alles ist gut, du solltest Nachhause. Es ist spät. Hat deine Mutter dich gefahren?", erwiderte er lediglich und zog seinen Fuß weg. Mit einem leisen Seufzen stand ich wieder auf und nickte schwach. Zwar wusste ich nicht, was vorgefallen war, jedoch sah das auf keinen Fall gut aus, weshalb ich meinen ganzen Mut zusammen nahm und eifrig den Kopf dann letztendlich schüttelte.

„Ich möchte Ihnen aber helfen, wie Sie mir ebenfalls geholfen haben", entgegnete ich geradewegs hinaus und merkte mein Herz schon rasen. „Vorne an der Straße stand bis eben noch eine Frau, die ich für eine Nachbarin hielt und nach Ihrer genauen Adresse fragte, weil ich sie nicht wusste. War das zufällig Ihre Freundin? Das kann ja nicht sein, Sie sagten Ihre Freundin sein Schwanger und diese Frau hatte sicherlich den schlanken Körper eines Models."

Er nickte nur leicht und ich fing an die Situation ein wenig zu verstehen.

„Sie sollten am Besten nicht mehr stehen, wenn ihr Fuß verletzt ist. Sind Sie in eine der Scherben getreten? Ich rufe schnell meine Mutter an!", sagte ich noch zu dem Mann und griff schnell nach meinem Handy. Er versuchte noch, mich dazu zu überreden, dass ich doch Nachhause fahren würde, jedoch hatte ich mich bereits dazu entschlossen, dass das auf keinen Fall in Frage käme, weshalb ich meine Mutter anrief und ihr grob die Situation schilderte. Kurze Zeit später war sie auch schon da.

„Was ist hier bloß passiert? Sie hätten aufpassen sollen mit den Scherben", machte meine Mutter in einem ebenfalls besorgten Ton deutlich und trat dann in die Wohnung. „Ich werde das hier alles aufräumen, während du dich um ihn kümmerst Jungkook. Desinfiziere seine Wunde und schau, ob sie nicht zu tief ist. Dein Vater hat dir das alles schon beigebracht."

Obwohl ich sehr nervös war, nickte ich und schaute dann zu Taehyung, welcher seinen Blick nach wie vor auf den Boden gesenkt hatte. Ich konnte verstehen, dass es ihm gerade nicht gut ging und er sich bestimmt auch dafür schämte, dass wir hier waren, ich als Schüler ihn so sah, aber er hatte selbst gesagt, man solle Hilfe annehmen, wenn man sie brauchte, auch wenn man sich dagegen weigerte.

teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt